Die CIA, das FBI und der Unantastbare

Seite 7: Medien

Umfragen in den USA legen nahe, dass noch immer zwei von drei Amerikanern der Erzählung vom Alleintäter Oswald keinen Glauben schenken.

Der Kennedy-Mord ist ein aufschlussreicher Gradmesser für die Qualität der Presse, die mal mit Desinteresse, mal mit Naivität auffiel. Wenn die Medien die augenfälligen Lücken der Erzählung vom Einzeltäter überhaupt thematisieren, so werden als Verdächtige allenfalls die Kubaner oder die Mafia gehandelt, alles andere wird mit dem wohlfeilen Begriff "Verschwörungstheorie" stigmatisiert.

So blamierte sich etwa die ARD 2006 mit der abwegigen Castro-These, das ZDF und der Deutschlandfunk saßen 2007 bzw. 2013 dem naiven Mafiamärchen auf. Auf TV-Dokumentationen über H. L. Hunt, Allen Dulles, John McCloy oder George Herbert Walker Bush wartet man selbst im unabhängigen und teuersten Rundfunksystem der Welt vergebens.

Als Bush 2018 das Zeitliche segnete, ehrte man ihn von taz bis BR als großen Politiker, ohne etwa in seiner texanischen Vergangenheit zu wühlen.

Auch Wikipedia versagt sowohl in der englischen als auch in der deutschsprachigen Version, wo sich ein inzwischen pensionierter Hamburger Lateinlehrer Dr. Philip Heyde alias "phi" seit über einem Jahrzehnt das Wahrheitsministerium beansprucht.

Bei etlichen Wikipedia-Biographien von US-Politikern fehlt der Hinweis, dass diese gleichzeitig millionenschwere Unternehmer waren. An mehreren Stellen verweist die Wikipedia auf "Experten" wie den Literaten Prof. Dr. Michael Butter, der vor Verschwörungstheorien warnt.

Aktenfreigabe im Dezember?

Ob sich die US-Regierung am 15. Dezember wirklich eine Freigabe leisten wird, darf man bezweifeln. Eine Smoking Gun soll nicht in dem Material sein, aber es könnte das Bild konturieren.

Sollte es quasi amtlich werden, dass die USA als Exporteur von Demokratie und Pressefreiheit unfähig waren, ein derartiges Verbrechen an der eigenen Demokratie aufzuklären, stattdessen jedoch ausgerechnet die Mittäter in höchste Staatsämter ließen, würde dies das Selbstverständnis der so patriotischen US-Amerikaner sowie deren Vertrauen in ihre Institutionen schwer erschüttern.

Weder die demokratische noch die republikanische Partei machten bei der Sache eine gute Figur.

Präsident Joe Biden wird sich gut überlegen, ob er die Namensgeber des Lyndon B. Johnson Space Centers der Nasa, des J. Edgar Hoover FBI Buildings oder des Flugzeugträgers George H. W. Bush beschädigen möchte. In einer Zeit, in der viele US-Amerikaner ohnehin mit einem absehbaren Bürgerkrieg rechnen, der Rassenkonflikt noch immer schwelt und der Weltfrieden gefährdet ist, wird sich Biden weitere Probleme kaum einhandeln wollen.

Und so werden wir auch am 22.11.2023 zum 60. Jahrestag des Jahrhundertmords vermutlich allerhand über denn Kennedy-Mord lesen. Die naheliegendste Möglichkeit aber, dass die finanziell mächtigsten Männer der Welt ihren Lobbyisten ins Amt schossen, wird man auch weiterhin tabuisieren.

What is the truth, and where did it go?
Ask Oswald and Ruby; they oughta know
"Shut your mouth," said the wise old owl
Business is business, and it’s a murder most foul

Bob Dylan: "Murder Most Foul"