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Seite 3: Das File Transfer Protocol (FTP)

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FTP ist ein einfaches Client-Server-Protokoll zum Austausch von Text- und Binärdaten. Es wurde 1985 definiert und findet noch heute - mit einigen Veränderungen - millionenfach Anwendung. Jeder, der schon mal eine Webseite auf einen Server geladen hat, dürfte bereits Bekanntschaft damit gemacht haben.

Das Prinzip ist simpel: Mehrere Benutzer haben unterschiedliche Rechte, auf die Verzeichnisse eines Rechners zuzugreifen und dort Dateien hoch- und herunterzuladen. FTP wurde und wird nicht nur zum Tausch privater und wissenschaftlicher Daten eingesetzt, es existieren auch allerlei öffentliche FTP-Archive. Mit dem Aufkommen des WWW sinkt natürlich deren Bekanntheit. Nichtsdestotrotz lassen sich in diesen Archiven einige (legale) Perlen finden, vor allem Shareware, Treiber, Spiele-Demos und ähnliches. Eine umfangreiche Liste solcher FTP-Server gibt es hier.

Die gängige Bezeichnung für solche Archive ist "anonymous FTP". Das bedeutet aber lediglich, dass man keine Benutzerkennung benötigt, um sich auf dem Server anzumelden. Die IP-Adresse wird natürlich übermittelt (und auf vielen Servern auch protokolliert). Um zu verhindern, dass die Archive mit illegalen oder unerwünschten Dateien überflutet werden, gibt es häufig ein "incoming"-Verzeichnis (wenn Uploads überhaupt möglich sind). Dessen Inhalt ist nur für die Administratoren sichtbar, Schreibzugriff hat aber jeder. Die Admins müssen dann Spreu von Weizen trennen.

Allerdings kommt es recht häufig vor, dass z.B. Studenten an Universitäten in ihren Benutzerverzeichnissen illegale Dateien speichern und diese freigeben, oder dass sie Fehlkonfigurationen des Servers ausnutzen und in obskuren Unterverzeichnissen Dateien verstecken. Dies ist natürlich vor allem für die Administratoren ein Ärgernis, die im Zweifelsfall den Kopf hinhalten müssen. Mittlerweile erlauben Portscanner das automatische Scannen von IP-Adressen nach FTP-Servern, die anonymen Zugang erlauben.

Heutzutage kann natürlich jeder Anwender auch selbst einen FTP-Server installieren. Je nach Bandbreite können sich dann entsprechend viele User gleichzeitig einloggen. Wegen der dynamischen IP-Adressvergabe sind hier die bereits in Teil 1 vorgestellten IP-Mapper von Bedeutung.

Passiv tauschen

Zunehmend an Relevanz für den Tausch großer Dateien (z.B. Filme) gewinnt der passive Modus (PASV), auch bekannt als FXP. PASV ist keine neue Erfindung, sondern bereits in der 1985er-FTP-Definition enthalten. Damit sind Server-zu-Server-Transfers möglich. Hat man einmal seine Daten in einem Archiv mit großer Bandbreite, kann man sie so schnell zu einem anderen Server übertragen.

Auch User, die illegale Dateien auf Freespace-Servern von Geocities & Co. speichern, nutzen die PASV-Funktion, um sich ein permanentes (verstecktes) Archiv anzulegen und von dort die Daten erneut zu transportieren, falls der Account gelöscht wird. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Freespace-FTPs diese Funktion wegen der enormen Bandbreitenverluste bald abschalten werden.

FTPs finden

Während man bei Napster Terabytes an Platz durchsuchen kann, bewegt sich der FTP-Serverplatz in der Regel bestenfalls in der zweistelligen Gigabyte-Region. Deshalb - und wegen der begrenzten Bandbreite eines einzelnen Servers - ist es erfreulich, wenn man einen zuverlässigen FTP-Server findet, der die Dateien hat, die man sucht. Solche Server kann man natürlich im IRC finden, wenn man die entsprechenden Channels besucht. Oder man konsultiert eine spezielle Suchmaschine. Eine der besten ist FTPSearch von Lycos. Weitere auf MP3s spezialisierte Engines werden unten angesprochen. Allerdings werden FTP-Server nicht wie das WWW "gespidert". Man muss einen Server eigens anmelden, sonst wird er nicht indexiert.

Viele FTP-Server mit riesigen Mengen an illegalem Material operieren entsprechend im Untergrund und schalten den Zugang erst nach Prüfung frei. Andere fordern Uploads, bevor sie Downloads erlauben. Wieder andere unterziehen potentielle Besucher einer Orgie von Bannerklicks: Folgen Sie dieser Webseite, klicken Sie auf die drei Banner, fügen Sie die Buchstaben auf den Seiten 1, 2 und 3 in folgender Reihenfolge zusammen.. -- auf diese Weise kann sich eine langfristige Präsenz durchaus rentieren.

Software

Jeder, der einen Browser hat, hat auch einen FTP-Client. Mit einer einfachen Syntax lassen sich über die meisten Web-Browser auch FTP-Server benutzen:

ftp://[username:passwort@]ftp.xxx.com

Der Teil in eckigen Klammern ist optional. Diese Vorgehensweise ist allerdings nicht sehr komfortabel. Upload ist meist nur über Drag & Drop ins Browserwindow möglich, wenn überhaupt. Spezialisierte FTP-Clients können da weitaus mehr. Die Auswahl ist riesig. Unter Linux sind etliche FTP-Clients in den Distributionen enthalten. Clients für Windows finden sich z.B. bei Tucows.

Ein brauchbarer kostenloser Client für Windows ist WS-FTP Light (man wähle die "LE"-Version aus der Liste). Im Shareware-Bereich ist die Auswahl weitaus größer. CuteFTP besticht durch eine übersichtliche Oberfläche mit Adressverwaltung und Bookmarks, zeitversetztes Senden und Empfangen und viele nützliche kleine Features. Auch Server-zu-Server-Transfers werden unterstützt.

Auch an Server-Software fehlt es natürlich nicht. Ein kostenloser und mächtiger FTP-Server für Windows ist der WarFTP Daemon. Ambitionierten Dateitauschern werden vor allem die Ratio-Funtkionen gefallen, mit denen man für die eigenen Dateien Uploads fordern kann. Eine Liste von Servern für Linux gibt es hier.