Erben-Boom: Superreiche transferieren 31 Billionen Dollar an nächste Generation

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Bild: StudioFI, Shutterstock.com

Superreiche vererben bis zu 31 Billionen Dollar – viermal das BIP der USA. Die Erben? Generation X und Millennials. Doch was bedeutet das für die soziale Gerechtigkeit?

Eine aktuelle Studie des New Yorker Forschungsinstituts Altrata prognostiziert, dass in den kommenden Jahren Vermögen von mehr als 31 Billionen US-Dollar an die Nachkommen von Millionären und Milliardären vererbt wird. Die USA und Europa stehen dabei im Fokus des größten Vermögenstransfers, gefolgt von Asien.

Die sogenannte Generation X, geboren zwischen Mitte der 1960er-Jahre und Anfang der 1980er-Jahre, sowie die Millennials, geboren zwischen Anfang der 1980er- und Ende der 1990er-Jahre, werden den Löwenanteil dieses Reichtums übernehmen, ohne dass der Großteil von ihnen selbst dafür gearbeitet hat.

Altrata, das sich auf die Analyse eigener Daten stützt, veröffentlichte diese Ergebnisse am heutigen Mittwoch.

Nordamerika und Europa an der Spitze

Die 4,4 Millionen Personen, die zu dieser Gruppe zählen und jeweils mindestens ein Vermögen von fünf Millionen US-Dollar besitzen, viele wesentlich mehr, halten gemeinsam Vermögenswerte von 88 Billionen US-Dollar.

Altrata schätzt, dass mehr als ein Viertel dieser Personen ihr Vermögen im nächsten Jahrzehnt, also bis 2033, vererben oder übergeben wird. Die Summe, die dabei übertragen wird, übersteigt das Bruttoinlandsprodukt der USA von zuletzt rund 25 Billionen US-Dollar im Jahr 2023 und ist mehr als zehnmal so hoch wie die Marktkapitalisierung des Technologiegiganten Microsoft.

Verschiebung der philanthropischen Prioritäten

Der bevorstehende Transfer des Familienerbes fällt in eine Zeit, die von geopolitischen Konflikten, politischem Populismus, Handelsbeschränkungen, Anti-Eliten- und Anti-Immigranten-Stimmungen, extremen Klimaereignissen und wachsendem fiskalischen Druck durch alternde Bevölkerungen geprägt ist.

Strukturelle Trends wie die Energiewende, industrielle Anreize zur Stärkung der Binnenwirtschaft, verstärkte Regionalisierung, höhere Verteidigungsausgaben und die breitere Anwendung generativer künstlicher Intelligenz werden die Nachfolgeplanung für globalisierte wohlhabende Familien komplexer gestalten.

Philanthropische Erben

Die nächste Generation steht vor neuen Möglichkeiten für geschäftliche Unternehmungen, Vermögensdiversifikation und philanthropisches Engagement. Laut Altrata könnten Gesundheits- und medizinische Forschung sowie Umweltanliegen von reichen Spendern in Zukunft mehr Beachtung finden. Damit geht freilich auch weniger demokratische Kontrolle einher.

Für die ultra-reichen Vermögensüberträger stehen Bildung, Kunst und Kultur, soziale Dienste sowie Gesundheits- und medizinische Forschung an der Spitze der philanthropischen Anliegen. Die Prioritäten der Erben umfassen neben den Anliegen ihrer Eltern auch Umwelt, Naturschutz und Tierwohl.

Asien mit jüngeren Vermögensinhabern

Trotz der größeren Zahl wohlhabender Personen in Asien wird erwartet, dass nur ein Fünftel der Vermögenstransfers dort stattfinden wird, was größtenteils auf das jüngere Durchschnittsalter der Vermögensinhaber zurückzuführen ist – mit Ausnahme von Japan.

Etwa die Hälfte der 1,2 Millionen Millionäre und Milliardäre, die ihr Vermögen in das kommende Jahrzehnt hinüberholen werden, kommen aus Nordamerika und übertragen Vermögen im Wert von 14,1 Billionen US-Dollar. Europa folgt mit 7,4 Billionen US-Dollar und Asien mit 6,1 Billionen US-Dollar.

Soziale Ungleichheit in den drei Regionen

Die soziale Ungleichheit variiert erheblich zwischen der Europäischen Union, den USA und Asien. In der Europäischen Union zeigt der Gini-Koeffizient, ein Maß für die Einkommensungleichheit, im Jahr 2020 einen Wert von 30,7 (Eurostat, 2020). Dieser relativ niedrige Wert spiegelt die Bemühungen vieler EU-Mitgliedsstaaten wider, durch Umverteilungspolitiken und soziale Sicherheitssysteme die Einkommensungleichheit zu reduzieren.

Die USA hingegen weisen einen deutlich höheren Gini-Koeffizienten von 41,4 im Jahr 2020 auf (U.S. Census Bureau, 2020). Dies deutet auf eine größere Einkommensungleichheit hin, die durch Faktoren wie ein weniger stark ausgeprägtes soziales Sicherheitsnetz und signifikante Unterschiede in der Bildung und im Zugang zu Gesundheitsleistungen begünstigt wird.

Große Unterschiede in Asien

In Asien variiert die Ungleichheit stark zwischen den verschiedenen Ländern. In China erreichte der Gini-Koeffizient im Jahr 2021 einen Wert von 46,8 (China National Bureau of Statistics, 2021), was auf eine erhebliche Einkommensungleichheit hinweist, die teilweise durch das schnelle Wirtschaftswachstum und die Urbanisierung der letzten Jahrzehnte verursacht wurde.

In Indien liegt der Gini-Koeffizient bei 35,7 (World Bank, 2020), und in Japan bei 32,9 (OECD, 2020), wobei beide Länder unterschiedliche strukturelle Herausforderungen und soziale Sicherheitsnetze aufweisen.