Flüchtlingshölle Hell-As

Seite 6: Kinderprostitution als letzter Ausweg

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Überschattet wird das Verhältnis von Griechen und Immigranten von einem weiteren heißen Thema, der Prostitution. Nachts sammeln sich in zentralen Straßen Athens an den Ampeln dutzende minderjährige Prostituierte. Die meisten der Mädchen stammen aus Afrika, Osteuropa, China oder Pakistan und wirken verstört, sprechen aber alle Passanten und vor allem Autofahrer an.

Einer seltsamen Regel gehorchend, stehen die Mädchen oft nach Herkunft getrennt. Einige mutige werfen sich geradezu provokativ auf die Motorhauben von Autos, die an Ampeln stoppen. Laut hörbar werden Verhandlungen geführt, "30 Euro", "20 Euro", "zehn …fünf…". In unmittelbarer Umgebung zu den für jeden offensichtlich minderjährigen Mädchen stehen in betont martialischer Pose Zuhälter. Zu den Kunden der Missbrauchsopfer zählen andere Immigranten, aber auch inländische und ausländische Päderasten. Der ausgedehnte Straßenstrich liegt mitten in dicht bewohnten Wohngebieten und Geschäftsstraßen. Es ist unmöglich, nach Mitternacht den zentralen Athener Omoniaplatz zu umfahren, ohne auf den Babystrich zu treffen.

Trifft man als Passant eine Polizeistreife und spricht diese auf die Misere an, so erhält man als Ergebnis meist eine intensive Kontrolle der eigenen Personalien und den undiplomatisch formulierten Rat: "Verpiss Dich! Wir haben unsere Befehle." Bei einer dieser Aktionen bemerkte ein Passant mir gegenüber, "Du kannst nichts machen, wir rufen täglich die Polizei an, zeigen an, aber keiner kümmert sich!" Oft landen solche Anwohner später bei einer rechtsradikalen Gruppierung. Sie fühlen sich von allen anderen missverstanden.

Entsprechend verärgert reagieren natürlich auch die inländischen Prostituierten. Sie sehen ihre Pfründe durch die Dumpingpreise der Konkurrenz gefährdet. Die illegale Prostitution der Asylanten beschränkt sich nicht nur auf minderjährige Mädchen, auch Jungs, Frauen und Männer sind beteiligt. Nicht selten kommt es dabei zu Gewaltverbrechen. Prominentestes Opfer solch einer Gewalttat wurde 2008 der beliebte Schauspieler Nikos Sergianopoulos.

Viele der ausländischen Prostituierten stehen unter Zwang. Sie müssen mit Sexarbeit überteuerte Schleppergebühren und ihren teuren Aufenthalt finanzieren. Immer wieder werden im Ursprungsland Familienangehörige als Geiseln gehalten. In den wenigen Reportagen, die zum Thema erschienen sind, wird betont, dass die Opfer sexueller Ausbeutung, wenn sie sich beim Staat melden, oft erneut ausgenutzt werden. Nicht selten landen die Prostituierten nach Aufnahme in "Schutzprogrammen" in Bars, in denen sie angeblich als Serviererinnen arbeiten sollen. Leider handelt es sich dabei vermehrt um verdeckte Zwangsprostitution. Aufgrund von Personalmangel können diese Fälle polizeilich nur selten erfasst werden.

Die Regierung reagierte auf diesen Missstand mit einer Gesetzesnovelle. Seit dem 23. Dezember 2010 droht bei illegaler Prostitution nur noch eine Geldstrafe. Da laut Gesetz 3904/2010 auch Zuhältern nur Geldstrafen drohen, sind den polizeilichen Ermittlungsbehörden bei Verdacht des sexuellen Menschenhandels in Zukunft die Hände gebunden. Ein Rotlichtverstoß im Straßenverkehr gilt als schlimmeres Verbrechen. Zu diesem Schluss kam der Minister für Justiz, Transparenz und Menschenrechte, Haris Kastanidis, zusammen mit seinen Kollegen vom Finanzministerium, Georgios Papakonstantinou, dem Innenminister Jannis Ragousis, dem Außenminister Dimitris Droutsas, dem stellvertretenden Umweltminister Nikos Sifounakis und dem Bürgerschutzminister Christos Papoutsis. Sie alle unterschrieben die Novelle gemeinsam mit dem Staatspräsidenten Karolos Papoulias.

Wundert es in diesem Zusammenhang, dass der Bürgerschutzminister Christos Papoutsis im zu erbauenden europäischen Schutzwall die ultima ratio der Lösung des Asylproblems sieht? Er legte diesen Lösungsvorschlag anlässlich eines Neujahrsempfangs Staatspräsident Papoulias vor. Dieser betonte, dass die Problematik der Flüchtlinge nun doch endlich gelöst werden müsse, das Volk könne keine weiteren Belastungen ertragen.