Flüchtlingshölle Hell-As

Seite 4: Ghettos und medial geförderte soziale Konflikte

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Es war den in "besseren" Vororten wohnenden Immobilienbesitzern schlicht egal, dass in der Folge der exzessiven Überbelegung solcher Wohnungen mit Asylanten meist ganze Viertel zu Ghettos wurden. Die sozialen Probleme, die sich im Umfeld der vor allen in Athen entstandenen Ghettos ergaben, blieben lange Zeit medial unbeachtet. Kaum eine Zeitung traute sich an das Thema heran. Zu verquickt sind in Griechenland Industrie, Politik, Großbürgertum und die Medien. In den ärmeren Wohnbezirken wuchs deshalb lange unbemerkt die Pflanze des Rassismus und der weltweiten Verschwörungstheorien. In Athen konnten vor allem aufgrund jüngst medial angeheizter Xenophobie selbsternannte Nazis ins Stadtparlament einziehen.

Denn zwischenzeitlich haben die griechischen Medien das Thema Asyl als Aufmacher entdeckt. Es geht leider nicht oder nur selten darum, die menschenunwürdigen Lebensumstände aufzuzeigen und Fehler in der Regierungspolitik zu monieren. Stattdessen werden vor allem seitens der Privatsender täglich neue Zahlen über das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens durch "Illegale" präsentiert.

Nach neuesten griechischen Reportagen soll allein der von den Immigranten betriebene Schwarzhandel 44 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr garantieren. Das alles natürlich steuerfrei und zu Lasten der klammen Staatskasse. Typisch ist das Bild jammernder Geschäftsleute, die angesichts existenzbedrohender Umsatzrückgänge beklagen, dass um ihr Ladengeschäft herum im wilden Straßenverkauf zahllose Asylanten Raubkopien der im Laden teuer verkauften Waren präsentieren würden.

Diese Feststellung ist in der Tat zutreffend, verrät jedoch lediglich die halbe Wahrheit. Fast auf jedem Bürgersteig Athens finden sich meist Afrikaner oder Pakistanis, die allerlei Raubkopien feilbieten. Diese oft qualitativ schlechte Ware beziehen die Immigranten zusammen mit aktuellen Kopien von kommerziell erfolgreichen DVDs und CDs aus Lagern. Hin und wieder wird solch ein Lager medienwirksam ausgehoben.

Über die Verhaftung etwaiger Hintermänner gibt es so gut wie nie Angaben. Es ist zu vermuten, dass an irgendeinem Punkt der Verwertungskette der Raubkopien inländische Kräfte am Werk sind. Denn wie sonst sollten Containerladungen voll mit Adidas-, Puma-, Lacoste- und Rolexkopien ins Land gelangen? Befragt man die Straßenverkäufer selbst, so geben sich diese sehr bedeckt.

Auffällig ist zumindest, dass für die Dauer der olympischen Spiele 2004 kein einziger Straßenverkäufer sichtbar war. Es gab und gibt auch immer noch keine Raubkopie der zu Gunsten Griechenlands lizenzierten Olympiamaskottchen zu kaufen. Besonders reich scheinen die Straßenverkäufer mit ihrer Ware nicht zu werden. Manchmal kommt es zu Festnahmen der Schwarzmarkhändler. Dabei treten die zugreifenden Polizeikräfte zur Freude der ansonsten krisengequälten Händler in skurril erscheinender Form betont martialisch auf. Anderntags sieht man Polizisten, die sich gerade preiswert ein Markengeschenk für die Lebenspartnerin kaufen.

Allerdings bleiben den Immigranten nicht viele Erwerbsmöglichkeiten offen. Sie können betteln, Autofensterscheiben an Ampeln waschen oder Waren verkaufen. Es verstärkt sich der Eindruck, dass die fliegenden Händler ihre Ware lediglich in Kommission verkaufen. Diese Option fehlt dagegen in den meisten griechischen Reportagen.