German Naivität 2

Seite 3: PS: Ich liebe Dich

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Dieser offenbar streng gläubige Muslim lernt eine junge Deutsche kennen. Sie kann seinem Charme nicht widerstehen und lässt sich auf eine Liebesbeziehung mit ihm ein. Einen Tag, "nachdem wir zusammengekommen sind", schickt er ihr einen herzzerreißenden Liebesbrief, in dem er von ihren schönen Augen schwärmt, schwört, dass er keinen Tag mehr ohne sie leben will, "ohne Dich ich bin tot", und den er mit "ich liebe Dich" unterschreibt.

Was sie vermutlich nicht weiß, und was ihr zu sagen, Aufgabe eines solchen Themenblocks in öffentlich-rechtlichen Medien wäre, ist: Solche Briefchen kursieren unter jungen Geflüchteten. Ebenso wie Zettel mit den gängigen Vokabeln, um ein junges Mädchen wie sie zu umgarnen.

Sie verschweigt die Probleme nicht: Er kann nicht akzeptieren, dass sie einen anderen Mann, ihren langjährigen besten Freund, umarmt, er mag ihre Art sich zu kleiden nicht, Hot Pants und Miniröcke seien nicht akzeptabel für "meine Frau", sagt er. Schweinefleisch ist auch "nicht so gut". Also achtete sie darauf, dass ihre Röcke ihre Knie bedecken, verzichtet auf Schweinefleisch, allerdings nicht auf die Freundschaft zu ihrem Jugendfreund.

Mulmig wird ihr, als er von Kopftuch und Heirat spricht und davon, dass sie Muslima, gar Syrerin werden könne. All das lehnt sie ab.

All diese Themen führen zu Kontroversen in der Beziehung. Bis jetzt hat es sich immer wieder eingerenkt "Einer gibt nach und das bin meistens ich."

Er beantwortet ihre SMS nicht, "dann bin ich wütend. Am Ende entschuldigen wir uns und alles ist wieder gut". Sie entschuldigt sich, weil seine Ignoranz sie wütend macht. Na, dann ist ja alles gut.

Sie will Sex, er vorher heiraten. Über Sex zu reden, weigert er sich, somit ist das Thema erledigt. Dafür spricht er gern und viel von Heirat, weil ihre sexuellen Wünsche ihn "nerven", sie bespricht das Thema "Heirat" mit ihrer Mutter. Als die Mutter Sorge äußert, dass ihre Tochter womöglich bald ein Kopftuch trägt, antwortet sie: "Wenn wäre es ja wohl meine Entscheidung." Fügt aber hinzu. "Daran habe ich kein Interesse, wenn ich ehrlich bin."

Filmszene: Die beiden stehen im Eingang des Hauses, in dem er wohnt. Sie möchte offensichtlich gern bei ihm übernachten. "Du musst jetzt gehen", sagt er. "Ich möchte aber, … ", sagt sie. "Du musst", sagt er und schiebt sie sanft zur Tür hinaus. Zum Abschied ein Küsschen auf den Mund - und sie spaziert in die dunkle Nacht hinein. Ganz selbstbestimmt. Und allein.