German Naivität 2
Seite 5: Was wäre, wenn …
Spinnen wir den Faden doch einmal weiter. Die Familie des Mädchens, die sich ihrem Freund gegenüber sehr aufgeschlossen zeigte, trotz aller Sorge um die Tochter, überträgt ihre Gastfreundschaft auch auf dessen Familie und lädt diese dann zum Essen ein. Sofern die Einladung überhaupt angenommen wird, schließlich lehnt der Vater die Verbindung ab, würden dann das Mädchen und seine Mutter penibel genau auf ihre Kleidung achten.
Sie müssten vermutlich akzeptieren, dass der syrische Vater und seine Söhne ihnen nicht die Hand reichen, sie könnten ja unrein sein, im Gegenzug dürfte der Vater des Mädchens die syrische Mutter und deren Töchter nicht mit einem Handschlag begrüßen. In Gegenwart seines Vaters würde der Sohn von der Umarmung seiner zukünftigen Schwiegermutter absehen und das Mädchen müsste auf den Begrüßungskuss ihres Freundes verzichten. Ganz sicher würde kein Schweinefleisch angeboten und nach dem Essen kein Verdauungsschnaps gereicht, sondern schwarzer Tee.
Die in dem KiKa-Beitrag gezeigte syrische Familie ist vermutlich eine typische Familie, wie sie zu Tausenden ins Land käme, wenn der Familiennachzug durchgesetzt würde. Vermutlich ist sie sogar noch ein positives Beispiel, denn immerhin toleriert der Vater die Beziehung seines Sohnes, obwohl er sie ablehnt und eine muslimische Frau für diesen wünscht.
Ehefrau und Töchter sind schon aufgrund ihrer Kostümierung vom Rest der Gesellschaft separiert - und zwar ganz bewusst. Die jüngeren Söhne werden womöglich einen Kulturschock erleiden, sobald sie eine öffentliche Schule besuchen müssen und z.B. mit einer Klassenlehrerin konfrontiert werden.
Die Integration streng gläubiger Muslime und die Selbstbestimmung
Die Familie der Freundin ihres Sohnes könnte für sie die Eintrittskarte in unsere Gesellschaft sein. Das würde aber voraussetzen, dass sie auch in dieser Gesellschaft ankommen wollen. "Die Religion gibt dir die Regeln. Ohne die Religion hast du keine Regeln, hast du kein Leben", sagte der junge Mann in dem Film. In unserer Gesellschaft macht aber nicht Gott die Regeln, sondern wir Menschen. Die haben nicht die Engel dem Propheten erzählt und sie sind nicht im Koran festgelegt, sondern im Grundgesetz.
Das zu akzeptieren, ist die Grundvoraussetzung, um hier leben zu können. Wer das nicht akzeptieren will, wird hier nicht leben können. Dafür gibt es keine Integrationshilfe. Da helfen kein Sprachkurs, keine interkulturelle Begegnungsstätte, und auch keine noch so aufgeschlossene und duldsame deutsche Freundin und deren Familie.
Da stellt sich auch die Frage, mit welchem Recht jungen Mädchen die Bürde auferlegt wird, zu leisten, was in den vergangenen 50 Jahren die jeweiligen Bundesregierungen versäumt und damit den Grundstein für das gegenwärtige Problem gelegt haben: die Integration streng gläubiger Muslime.
Diese Aufgabe werden auch die Frauen nicht meistern, die im Zuge der Familienzusammenführung hierher kämen. Denn in den streng religiösen Milieus wirken nicht die Frauen mäßigend auf die Männer ein, sondern die Männer bestimmen, wie die Frauen zu leben haben. Aber auch afghanische, iranische, irakische, syrische, … Frauen haben ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben.
U.a. die Organisation Terre des Femmes fordert seit langem ein eigenständiges Asylrecht für Frauen und eine gezielte Unterstützung für Frauen und deren Kinder, um diese nicht den Strapazen auf den Fluchtrouten auszusetzen.
Fragen wir also die Frauen, was sie wollen, holen sie entweder her und helfen ihnen, sich hier anzusiedeln, ohne ihnen Illusionen über das Leben hier zu machen, oder helfen wir ihnen, in einem der mehr als 50 islamischen Länder sicher leben zu können.
Erfahrungsgemäß kommen alleinstehende Frauen aus muslimischen Kulturen, auch mit Kindern, in Europa relativ gut klar. Durchaus auch Gläubige.