German Naivität 2

Seite 6: DIE Muslime gibt es nicht

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Neben dem in dem Beitrag vermittelten Frauenbild ist auch die Darstellung des Muslims höchst fragwürdig: Extrem fromme, stetig betende, männerdominierte Familien, in denen Frauen sich züchtig zu verschleiern und zu unterwerfen haben. So sind sie halt, die Moslems. Nein, sie sind nicht SO! Größtenteils jedenfalls nicht.

In Deutschland gilt als "muslimisch", wer aus einem muslimisch-geprägten Land stammt. Die Folge davon ist, dass es keine genauen Zahlen gibt. Denn diese Praxis bedeutet, dass jede Person, die z. B. aus Afghanistan, dem Iran oder der Türkei nach Deutschland geflüchtet oder eingewandert ist, als "muslimisch" registriert wird. Insofern werden von unterschiedlichen Stellen sehr unterschiedliche Zahlen genannt.

Laut einer Studie des Forschungszentrums des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAFL), die im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz (DIK) im Jahr 2016 erstellt wurde, lebten am 31.12.2015 in Deutschland zwischen 4,4 und 4,7 Millionen Musliminnen und Muslime. Das entspricht einem Anteil von 5,4 bis 5,7% an der Gesamtbevölkerung. Aktuellere offizielle Zahlen gibt es nicht.

Die "Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland" der Giordano-Bruno-Stiftung geht indes davon aus, dass in Deutschland etwa 3,6 Mio. bekennende Musliminnen und Muslime leben.

"Die religionskritische Forschungsgruppe erklärt das damit, 'dass viele Menschen, die sich als Muslime bezeichnen, damit nur die Zugehörigkeit zum muslimischen Kulturkreis ausdrücken, nicht jedoch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten muslimischen Konfession. Ähnliches ist von säkularen Juden bekannt, die sich, obwohl sie mit dem religiösen Judentum nichts zu tun haben, weiterhin als 'Juden' verstehen. In den gängigen Religionsstatistiken werden diese säkularen Juden nicht dem religiösen Judentum zugerechnet. Entsprechend sollten auch die reinen 'Kulturmuslime' nicht zur Gruppe der konfessionsgebundenen Muslime gezählt werden'", erläutert der Deutschlandfunk (DLF).

Die Forschungsgruppe geht davon aus, dass 20 Prozent der Muslime in Deutschland 'Kulturmuslime' sind.

Deutschlandfunk

Auch Susanne Schröter, Direktorin des Forschungszentrums "Globaler Islam" an der Uni Frankfurt am Main, geht davon aus, dass die Mehrheit der in Deutschland lebende Musliminnen und Muslime "… sich zu ihrer Religion nicht anders verhalten als viele Christen, die nur Weihnachten einmal in die Kirche gehen und sich ansonsten in ihrem Leben mit ganz anderen Dingen beschäftigen".

Mit anderen Worten: DIE Muslime gibt es nicht. Der überwiegende Teil der hier lebenden, selbst gläubige Musliminnen und Muslime pflegt einen ähnlichen Umgang mit Religion wie auch die Mehrheit der autochthonen Gesellschaft: Sie gehen gar nicht oder gelegentlich in die Moschee, beten, wann es passt, fasten nicht unbedingt und feiern vielleicht sogar Weihnachten mit ihren Kindern, um diese eben nicht von der Mehrheitsgesellschaft zu separieren. Sie sind also nicht alle SO.

Aber die, die SO sind, können gefährlich werden. Das hat nicht zuletzt der Mord an der 15jährigen Mia aus Kandel gezeigt. Und das muss endlich zur Kenntnis genommen werden. Im Interesse der gesamten Gesellschaft, auch der säkularen Musliminnen und Muslime, denen die Fundamentalisten ein streng religiöses Korsett aufzuzwingen versuchen.

Diese schlagen häufig die Hände über dem Kopf zusammen angesichts der grenzenlosen Naivität, mit der die Deutschen auf das Problem reagieren. Denn da hilft es nicht, als Gegenmittel Schirme in Regenbogenfarben aufzuspannen oder "bunte" Karnevalsfeiern zu veranstalten. Der fundamentale Islam ist eines der zentralen Probleme. Nicht nur dieser Gesellschaft, sondern der ganzen Welt.