Großbritannien will das reproduktive Klonen von Menschen verbieten

Mit breit eingeführten Gentests will die Regierung dagegen Kosten im Gesundheitssystem sparen und überhaupt zu einer der führenden Nationen in der Gentechnik werden

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Als erstes Land der Welt wird Großbritannien das Klonen von Menschen verbieten, um das Vertrauen der Menschen in die Gentechnologie zu erhalten. Verboten werden soll auch, dass Versicherungen die Ergebnisse von Gentests verwenden dürfen. 90 Millionen Mark will die britische Regierung für Gentests zur Verfügung stellen. Die Hoffnung der Regierung ist, bei der Gentechnik ein führendes Land zu werden und durch die Berücksichtigung von Gentests die Kosten im Gesundheitssystem zu senken.

In einer Rede gab der britische Gesundheitsminister Alan Milburn heute bekannt, dass die Regierung innerhalb von einigen Monaten das reproduktive Klonen von Menschen verbieten will. Vor kurzem hatte allerdings Großbritannien das therapeutische Klonen von embryonalen Stammzellen für die Forschung erlaubt (Briten billigen die Forschung mit embryonalen Stammzellen), was anderen Orts zu heftigen Auseinandersetzungen geführt hat (In den Fallstricken der Bioethik). Die Regierung will mit ihren Vorhaben sichern, dass die Angst vor der Gentechnik nicht die Forschung im eigenen Land behindert. Um weltweit führend in der Gentechnik zu werden und so den Standort zu sichern, müsse man sich daher, wie Milburn sagte, um die Ängste der Menschen kümmern und der Wissenschaft strikte Grenzen setzen.

Das Verbot des Klonens, bei dem Großbritannien allerdings nicht einzigartig dastehen würde, weil das beispielsweise auch in Deutschland durch das Embryonenschutzgesetz strikt untersagt wird, scheint aber ein Mittel zu sein, um weitere Veränderungen besser einführen zu können. So sollen zur Senkung der Gesundheitskosten genetische Tests beispielsweise für Krebsrisiken breit eingesetzt werden. Großbritannien will das erste Land in Europa werden, das Frauen mit einem angeborenen Brustkrebsrisiko kostenlose Tests anbieten soll. Jährlich sterben über 13000 Frauen in Großbritannien an Brustkrebs. Bislang ist vom Gesundheitsministerium nur ein Gentest anerkannt worden (Gentests zugunsten der Versicherungsgesellschaften). Für Gentests will die Regierung zusätzliche 90 Millionen Mark investieren. Milburn versprach, dafür sorgen zu wollen, dass die Gentests von den Versicherungsgesellschaften nicht missbraucht werden dürfen. Der für Wissenschaft und Technik zuständige Ausschuss des Parlaments hatte vor kurzem dei Absicht geäußert, bei den Versicherungsgesellschaften ein freiwilliges Verbot durchzusetzen, durch Gentests identifizierte Risikopatienten mit höheren Beiträgen zu belasten.

Auch ansonsten kündigte Milburn mit Blick auf die Wahlen einiges an. So soll die Zahl der Experten für Genetik und der Mitarbeiter, die für die Genberatung zuständig sind, in den nächsten Jahren bei der NHS kräftig ansteigen, so dass innerhalb von 5 Jahren jährlich 100.000 Tests durchgeführt werden können. Zwei neue Genlabors zur Erforschung seltener Erbkrankheiten und zur Entwicklung neuer Tests und Heilverfahren sollen eingerichtet werden. Eine Stiftung von 30 Millionen Mark soll die Einrichtung von vier "genetics knowledge parks" fördern. Das sollen so eine Art Silicon Valleys für die Gentechnik werden. Konzentriert werden sollen Wissenschaftler, Ärzte und Pharma-Unternehmen, um in diesen "Genetic Valleys" eine für weitere Entwicklungen genügend große Masse an Ideen zusammen zu bringen.

"Die genetische Revolution", so Milburn, "hat bereits begonnen. Und sie wird weiter gehen. Es war an der Zeit, dass wir als Nation heute damit begonnen haben, die Chancen von Morgen vorzubereiten." Wenn Fortschritte in der Gentechnik eine "gute Kraft" werden sollen, so müsse das aktiv vorbereitet werden.