Gute Wirksamkeit der Covid-19-Impfstoffe gegen schwere Krankheitsverläufe

Seite 3: Schutzwirkung und Schutzdauer vor Post-Covid

Ein systematischer Review, der jegliche Studien, die den Effekt einer Covid-19-Impfung vor oder nach einer Sars-CoV-2-Infektion auf das Auftreten von Post-Covid-Symptomen untersuchte, wurde als primäre Datenquelle herangezogen.3

Anhand der Daten lässt sich ein geringer Schutz der Covid-19-Impfung gegen das Auftreten von Post-Covid-Symptomen in der Allgemeinbevölkerung ableiten.

Die Schutzdauer lässt sich anhand der Datenlage nicht bestimmen, da keine zeitlichen Zusammenhänge zwischen Impfung und Beginn der Symptomatik untersucht wurden. Zudem liegen keine Daten zur Schutzwirkung von (weiteren) Auffrischimpfungen vor.

Ein weiterer limitierender Faktor der Datenlage ist, dass von keiner einheitlichen Definition des Post-Covid-Syndroms ausgegangen, sondern dass die Persistenz von verschiedensten Symptomen für die Diagnose von Post-Covid herangezogen wurde. Dadurch war die Datenlage sehr heterogen.

Der Effekt einer Covid-19-Impfung auf das Auftreten von Post-Covid-Symptomen wurde bislang nicht für Personen mit Grundkrankheiten untersucht.

Fazit zur Effektivität und Schutzdauer der Covid-19-Impfstoffe

Die analysierten Daten zur Effektivität und Schutzdauer der Covid-19-Impfstoffe zeigen, dass auch unter Zirkulation der Omikron-Variante die verfügbaren Impfstoffe in allen Altersgruppen gut gegen schwere Covid-19-Verläufe schützen.

Insbesondere Personen, die zusätzlich zur Covid-19-Impfung bereits mindestens eine Sars-CoV-2-Infektion durchgemacht haben, sind längerfristig gegen schwere Covid-19-Verläufe geschützt.

Durch weitere Auffrischimpfungen mit den Varianten-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoffen kann der Schutz weiter gesteigert, d. h. verlängert werden. Dies ist insbesondere in höheren Altersgruppen und bei Personen mit Grundkrankheiten wichtig, bei denen neben dem höheren Risiko für schwere Covid-19-Verläufe zugleich die bislang niedrigsten Durchseuchungsraten beobachtet wurden.

Durch eine Covid-19-Impfung kann auch das Risiko für das Auftreten von Post-Covid-Symptomen reduziert werden. Dieser Effekt ist jedoch gering ausgeprägt, wohl auch deswegen, weil Post-Covid-Symptome nicht immer auf Covid-19 zurückzuführen sind. Inwiefern weitere Auffrischimpfungen das Risiko weiter senken können, ist bislang nicht bekannt.

Gegenüberstellung von Wirksamkeit und Sicherheit der Covid-19-Impfung

Da für Deutschland keine Modellierungen vorliegen, die den Nutzen der Impfung den impfbedingten Risiken gegenüberstellen, wird an dieser Stelle auf europäische und weltweit erhobene Daten zurückgegriffen.

Laut dem WHO-Regionalbüro für Europa wurden durch die Covid-19-Impfung im Zeitraum seit ihrer Einführung Ende 2020 bis zum März 2023 in Europa ca. eine Million Todesfälle verhindert.4

Der Großteil (95 Prozent) der nach den Schätzungen verhinderten Todesfälle entfiel dabei auf die Altersgruppe 60 Jahre und älter. Es wird geschätzt, dass in dieser Altersgruppe durch die erste Auffrischimpfung die meisten Todesfälle verhindert werden konnten (64 Prozent).

Unabhängig von den einzelnen europäischen Ländern und den Altersgruppen wird angenommen, dass während der Omikron-Welle mit gut einer halben Mio. verhinderter Todesfälle die meisten Menschenleben verlängert werden konnten.

Eine weitere Modellierung des Imperial College London schätzte, dass durch die Covid-19-Impfung weltweit im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie (Dezember 2020 bis Dezember 2021) etwa 14,4 Mio. Sars-CoV-2-bedingte Todesfälle verhindert werden konnten.5

Den Effekt der Impfung hinsichtlich der Zahl verhinderter Covid-19-bedingter Hospitalisierungen wurde mittels Modellierung in einer US-amerikanischen Studie untersucht.6

Es wird geschätzt, dass durch das US-amerikanische Impfprogramm im Zeitraum vom Dezember 2020 bis November 2022 120 Mio. Sars-CoV-2-Infektionen, 18,5 Mio. Covid-19-bedingte Hospitalisierungen und 3,2 Mio. Todesfälle in den USA verhindert werden konnten.

Allerdings wird im Vergleich dazu im Sicherheitsbericht des PEI für den Zeitraum vom 27. Dezember 2020 bis zum 30. Juni 2022 bei insgesamt 3.023 Verdachtsfallmeldungen für einen Todesfall im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung über das Auftreten von 120 Todesfällen in Deutschland berichtet, bei denen ein ursächlicher Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung möglich oder wahrscheinlich erscheint.7

Ein Vergleich der Verdachtsfälle mit tödlichem Ausgang im Abstand von 30 Tagen nach der Impfstoffgabe mit den im gleichen Zeitraum statistisch zufällig zu erwartenden Todesfällen ergab jedoch für keinen in Deutschland zugelassenen Impfstoff ein Risikosignal.

In Anbetracht der im Meldezeitraum verabreichten Impfstoffdosen ist in Tabelle 10 auf S. 29 des Stiko-Artikels8 eine grobe Schätzung dargestellt, wie viele Impfstoffdosen in der Bevölkerung verabreicht werden mussten, bis ein Verdachtsfall eines womöglich impfbedingten Todesfalls auftrat. Geschätzte Anzahl verabreichter Impfstoffdosen je Verdachtsfall eines wahrscheinlichen oder möglichen impfbedingten Todesfalls beträgt 1,5 Mio.

Diese Darstellung ist jedoch auch hier aufgrund der zuvor benannten Limitationen mit Vorsicht zu betrachten.

Für die Risiko-Nutzen-Abwägung bei der Impfung ist noch eine Studie aus dem Vereinigten Königreich interessant, die das Sterberisiko nach der Covid-19-Impfung mit dem nach Sars-CoV-2-Infektion bei 12- bis 29-Jährigen vergleicht.9

Die Studienpopulation bestand einerseits aus Personen im Alter von 12 bis 29 Jahren, die mindestens eine Dosis Covid-19-Vakzin erhalten hatten und zwischen dem 8. Dezember 2020 und dem 2. Februar 2022 und andererseits aus Personen der gleichen Altersgruppe, die innerhalb von zwölf Wochen nach einem positiven Test auf Sars-CoV-2 verstorben waren.

Diese Studie ergab keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Covid-19-Impfung und einem erhöhten Sterberisiko bei jungen Menschen in der Beobachtungszeit. Im Gegensatz dazu war eine Sars-CoV-2-Infektion mit einem wesentlich höheren Risiko für herzbedingte Todesfälle und Todesfälle aller Art bei Ungeimpften verbunden.