Historisch: Über 1.600 Institutionen mit 41 Billionen Dollar ziehen Geld aus Kohle, Gas, Öl

Auf der Klima-Uhr am Union Square in New York City steht die Divestment-Botschaft: "Fossil Fuels Are Killing US. Divest Now!". Bild: Klima-Uhr Union Square

Fossiles Divestment funktioniert. Während Staaten bei der Energiewende versagen, lenken Kampagnen fossile Investitionen um. Über die Geschichte eines Riesenerfolgs.

Mehr als 1.600 Institutionen, darunter Universitäten, Pensionsfonds und Regierungen, die rund 41 Billionen Dollar an Vermögenswerten halten, haben sich inzwischen von fossilen Brennstoffen getrennt, teilte die Global Fossil Fuel Divestment Movement am Freitag mit.

Die Ankündigung erfolgt wenige Tage nach der 28. UN-Klimakonferenz in Dubai, die mit einem Aufruf zum "Übergang weg von fossilen Brennstoffen" endete, sich aber nicht auf den geforderten "Ausstieg" aus Öl, Gas und Kohle einigte, der von Wissenschaftlern, Klimaschützern und Gemeinschaften, die von den Klimafolgen besonders betroffen sind, unterstützt wird.

Forscher auf der ganzen Welt kritisierten die Untätigkeit vor allem der reichen Staaten scharf. Sie sprechen von einem Versagen, einer "Tragödie für den Planeten". "Zweifellos wird es viel Jubel und Schulterklopfen geben", sagte Kevin Anderson, Professor für Energie und Klimawandel an der Universität Manchester, gegenüber Agence France-Presse, "aber die Physik wird sich nicht darum scheren".

In einem in Nature veröffentlichten Leitartikel heißt es, dass die Kohlendioxidemissionen in rund zehn Jahren global komplett gestoppt werden müssten, damit eine 50-prozentige Chance besteht, die Erwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen.

50 Prozent heißt: Es könnte in 50 Prozent der Fälle schiefgehen. Und keiner der Länder orientiert sich auf diese Deadline. Im Moment beinhalten die Klimaziele der Staaten, dass die Erde sich noch in diesem Jahrhundert um drei Grad Celsius aufheizen wird, was ein Desaster für die Menschheit und das Leben auf der Erde bedeuten würde, wie Klimawissenschaftler betonen.

Daher ist die Meldung in Bezug auf die Divestment-Kampagne ein hoffnungsvolles Zeichen. "Diese Zahl ist enorm", sagte Amy Gray, stellvertretende Direktorin von Stand.earth climate finance und Koordinatorin des Climate Safe Pensions Network. Zum Vergleich: 41 Billionen Dollar entsprechen etwas weniger als der Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts.

Wer in Deutschland betreibt fossiles Divestment?

Die Schweizer Pensionskasse CPEG, der britische Wiltshire Pension Fund und die größte private Pensionskasse in den Niederlanden sind die jüngst beigetretenen Institutionen, die sich der immer weiter voranschreitenden Bewegung anschließen. Allein im Jahr 2023 haben die Church of England, die New York University, die National Academy of Medicine und die Triodos Bank umfangreiche Desinvestitionszusagen gemacht.

In Deutschland haben sich zum Beispiel einige Städte wie Freiburg, Göttingen, Heidelberg oder Münster, das Land Berlin sowie die Bank-Stiftung GLS Treuhand und die Universität von Göttingen von Investitionen in Kohle, Gas und Öl abgewandt.

Laut der Global Fossil Fuel Divestment Database, dem von Stand.earth verwalteten, weltweit umfangreichsten Index für institutionelle Verpflichtungen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, erstreckt sich der Ausstieg auf alle Bereiche der Gesellschaft – und nimmt weiter zu.

Dass immer mehr Institutionen sich von Investitionen in Kohle, Öl und Gas verabschieden, ist der Erfolg von Menschen, die sich weltweit seit vielen Jahren dafür eingesetzt haben, in Bewegungen und lokalen Gruppen.

Die Kampagne, die auf "fossiles Divestment" abzielt, wurde 2012 von der Organisation 350.org in den USA gestartet. Wissenschaftler hatten Daten auf den Tisch gelegt, wonach die fossile Brennstoffindustrie weltweit fünfmal mehr Kohlenstoff in Unternehmensreserven führt, als noch gefördert und verbrannt werden durfte.

Der Wert dieser unter der Erde schlummernden Öl-, Gas- und Kohlevorräte, der den Aktienkurs der Konzerne an den Börsen mitbestimmt, liegt bei 27 Billionen Dollar. Es war und ist klar, dass die Unternehmen darauf nicht einfach verzichten werden. Die Kampagne forderte daher Universitäten, Stiftungen, Verbände und Privatpersonen auf, ihr Vermögen aus dem fossilen Geschäft abzuziehen.

Was an einer kleinen Hochschule im US-Bundesstaat Maine mit einer Summe von acht Millionen Dollar begann, steigerte sich in wenigen Jahren auf 1.200 beteiligte Institutionen und rund 60.000 Personen auf der ganzen Welt, die 14 Billionen Dollar an Vermögens- und Anlagewerten repräsentieren.