Israel-Krieg und Gaza: Wie die Moral unsere Sicht auf den Konflikt beeinflusst

Seite 3: "Israels Sicherheit ist deutsche Staatsräson"

Mit dieser Aussage wiederholte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), was bereits Angela Merkel gegenüber Israel betont hatte.

Gemeint ist die Vernichtung der Juden durch die damalige deutsche Staatsführung in den 1930er- und 1940er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Aus diesem Staatsprogramm soll nun eine moralische Pflicht für alle Deutschen und auch für das Land werden, sich auf die Seite Israels zu stellen.

Auch hier zeigt die Moral ein seltsames Gesicht. Es sind Menschen ermordet worden, aber die Solidaritätserklärung richtet sich an einen Staat, und das ist ein Unterschied. Einen Unterschied, den in der Öffentlichkeit und in der Politik niemand mehr machen will und so wird jede Kritik an Israel unter Antisemitismusverdacht gestellt.

Zudem ist Israel ein besonderer Staat, der sich als Staat aller Juden versteht. Judentum bezeichnet eine Religionszugehörigkeit.

Damit stellt sich Israel in eine Reihe mit anderen Religions- oder Gottesstaaten wie Iran oder Saudi-Arabien. Gilt jetzt die Solidarität solchen Staaten?

Und was ist mit den Bewohnern Israels, die nicht in die Synagoge gehen? Sind sie keine vollwertigen Bürger? Oder leitet sich die Zugehörigkeit zum Judentum aus der Abstammung ab, dann würde es sich um einen rassistischen Staat handeln?

Schlussfolgerungen

Die moralische Weltsicht wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

Umgekehrt stellt die moralische Perspektive zugleich ein Verbot dar, nach den Ursachen und Gründen von Kriegen und Konflikten zu fragen.

Die Benennung von Gründen für das Handeln einer Seite gilt zugleich als Parteinahme für diese Seite und wird mit der entsprechenden Moralkeule beantwortet.

So werden moralisch einwandfrei Denkverbote ausgesprochen, Räume entzogen, Veranstaltungen verboten und Menschen aus ihren Berufen gedrängt und damit ihrer Existenzgrundlage beraubt.

So stellt sich eine werteorientierte Öffentlichkeit dar, die daran interessiert ist, dass die Bürger alles akzeptieren, was von oben vorgegeben wird, und sich nicht selbst Gedanken über die Ursachen von Kriegen und Armut in der Welt machen.

Dies könnte geradezu zu einer Verweigerung von Gehorsam und Pflichterfüllung führen.

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