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Seite 4: Feindbild Säkularismus

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In der Sendung "Frontal 21" Anfang 2017 sprach Aru von "ultrasäkularistischen totalitären Ideologien der Moderne", die seiner Ansicht nach "Europa in eine noch nie zuvor gekannte Katastrophe geführt" habe. Deshalb müssten "diskriminierende Bestimmungen wie Kopftuchverbote fallen."

Der Säkularismus scheint der Partei ein Dorn im Auge. Der bayrische ADD-Vorsitzende Halil Ertem sprach in einer Pressemitteilung von "ewiggestrigem Säkularfundamentalismus", der seiner Ansicht nach nichts an Schulen verloren habe.

Erzürnt hat Ertem, dass in einer Nürnberger Schule muslimische Schülerinnen während des Ramadans, zum Essen angehalten wurden. Es gibt offenbar unterschiedliche Wahrnehmungen und auch Darstellungen über den Vorfall. Wie nordbayern.de berichtet, nahmen zwei 15jährige muslimische Schülerinnen als Externe an einer Prüfung in der Sperberschule in Nürnberg teil. Dort sollen sie nach der Prüfung aufgefordert worden sein, am gemeinsamen Essen teilzunehmen. Der Punkt ist: Es war eine Hauswirtschaftsprüfung, die Zubereitung des Essens und das Anrichten des Mahls war der Prüfungsgegenstand. Außerdem, das nur so am Rande, sollen muslimische Eltern ihre Kinder während der Schulzeit vom Ramadan befreien. Die Mädchen gaben an, es seien Sätze gefallen, die sie als beleidigend empfunden hätten. So soll eine der Lehrerinnen gesagt haben: "Ich akzeptiere den Islam erst, wenn in der Türkei Schweinefleisch gegessen wird." Sven Wößner, Rektor der Schule mit einem Anteil von 90 % Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund, 70% davon muslimisch, bezweifelt indes, dass diese Bemerkung gefallen sei.

Der Vorfall veranlasste Ertem zu der besagten Pressemitteilung. Statt den betroffenen Eltern begreiflich zu machen, dass Schülerinnen und Schüler - noch dazu in Prüfungsphasen - ihre ganze Energie brauchen und deshalb von solchen kräftezehrenden Ritualen zu befreien sind, fordert er laut und donnernd Anpassung - und zwar von der Mehrheitsgesellschaft.

Koranschulen für alle

Schule, bzw. die Schulpflicht, insbesondere das staatliche Bildungsmonopol, ist offenbar generell ein Reizthema für die "ADD": "Das Bildungs- und Schulsystem in Deutschland bereitet der AD-Demokraten ein besonderes Ausmaß an Sorge. Es ist zum Ziel radikaler und fanatischer Ideologen geworden, die schon an den Kleinsten ihre Gesellschaftsexperimente erproben wollen. Das elterliche Erziehungsrecht ist immer mehr zur Nebensache erklärt worden. Noch mehr Macht für noch mehr Staat ist die Maxime der Schul- und Bildungspolitik von Linken bis CSU.::ADD

Offenbar werden private islamische Schulen angestrebt:

Gleichzeitig ist nicht nur das Bildungsniveau eklatant gesunken, in vielen Schulen ist angesichts von Mobbing, Konformitätszwang, fehlender Disziplin sowie moralischem und sittlichem Niedergang die psychische und physische Gesundheit unserer Kinder in Gefahr. Statt sich das Versagen einzugestehen, ruft man nach noch mehr Staat und noch mehr Entmündigung der Eltern, bis hin zu einem Kitazwang. Die AD-Demokraten meint: Es muss Schluss sein mit der Vorstellung, Bildung wäre eine Untertanenpflicht gegenüber dem Staat, der durch sein Schulmonopol das Recht hätte, die gewünschte gesellschaftliche Homogenität zu erzeugen. Das preußische Zwangsschulmodell hat ausgedient. Bildung muss zur Dienstleistung gegenüber Eltern und Kindern werden und dafür muss es einen Markt geben können.::ADD