Medienkrieg im Irak
US-Verteidigungsminister Rumsfeld beschuldigt arabische Sender der Zusammenarbeit mit irakischen Aufständischen
Der Kampf um die Medien- und Informationshoheit im Irak scheint eine neue Stufe erreicht zu haben. Gerade erst wurde vom Regierungsrat das Redaktionsbüro von al-Arabiya in Bagdad geschlossen, weil der Sender mit Ausstrahlung einer angeblichen Rede von Hussein zur Gewalt angestiftet hat (Schwierigkeiten mit der Pressefreiheit im Irak). Jetzt legt US-Verteidigungsminister nach und bezichtigt al-Arabiya und al-Dschasira, mit irakischen Aufständischen zusammen zu arbeiten, um Angriffe auf Us-Soldaten zu filmen.
US-Verteidigungsminister Rumsfeld stellte in einer Pressekonferenz erneut die Erfolge im "Krieg gegen den Terror" und bei der Besetzung des Irak vor. Er bedankte sich bei den Soldaten und vor allem bei den Familien, die einen Toten zu beklagen haben. Aber er wies auch darauf hin, dass im Vergleich zu früheren Kriegen - im Vietnamkrieg sind 47.000 amerikanische Soldaten getötet worden - kaum Verluste zu verzeichnen sind. Im Irak laufen nach seiner Ansicht die Sicherheitsbemühungen ebenso gut, wie es einen kontinuierlichen Fortschritt beim Wiederaufbau gibt.
US-Generalstabschef Richard Myers wiederholte, was Paul Bremer und General John P. Abizaid als Erfolg der Sicherheitsbemühungen vorgegeben hatten: nämlich dass die Zahl der Angriffe auf Koalitionstruppen zurück gegangen seien, während die Gegner zunehmend versuchten, irakische Mitarbeiter und Zivilisten zu treffen. Allerdings sind im November ungewöhnlich viele Soldaten getötet worden. 60 US-Soldaten wurden vom Gegner getötet, mehr als in jedem anderen Monat zuvor, seit Bush am 1. Mai das Ende der größeren Kampfhandlungen verkündte. Kurz nach Bremers Äußerungen wurde das Hauptquartier der US-Verwaltung in Bagdad erneut mit Raketen und Granaten beschossen.
Rumsfeld verstärkte die Angriffe auf die arabischen Sender in Reaktion auf eine Frage, die das Video betraf, das zeigt, wie das DHL-Frachtflugzeug von Irakern mit einer Rakete beschossen wurde. Das Video wurde allerdings einer französischen Journalistin zugespielt und in vielen Nachrichtensendungen gezeigt. Gleichwohl beschuldigte Rumsfeld nun die zwei beliebtesten arabischen Sender im Irak der Kooperation mit den Aufständischen:
"Sie haben al-Dschasira und al-Arabiya gesagt, dass sie kommen und sehen sollen, was sie machen: 'Kommt und schaut uns zu. Schaut uns zu, wenn wir ... hier ist, was wir machen werden.' Sie müssen - es ist ein Teil - ich meine, die Informationsoperationen oder die psychologische Kriegsführung über das, was sie machen, ist stets ein Teil ihres Verhaltensmusters gewesen, teilweise im Hinblick auf die ausgewählten Ziele, teilweise indem sie die Aufmerksamkeit auf das lenken, was sie machen und worauf sie stolz sind.
Rumsfeld führte aus, dass dies "von Zeit zu Zeit" geschehen sei - und dass er keine Behauptungen mache, wenn keine Beweise dafür vorliegen. Genauer sagte er, dass Reporter beider Sender "in großer Nähe" zu Anschlägen auf Koalitionstruppen gewesen seien: "Vor der Tat und während der Tat. Nun gibt es so viele Ereignisse in dem Land und es gibt nur eine relativ begrenzte Menge dieser Menschen. Wie dies geschieht wird die Zeit an den Tag bringen, aber es geschieht.
Rumsfeld erklärte, dass er auch ohne nähere Kenntnis der Umstände mit dem vom Regierungsrat ausgesprochenen Arbeitsverbot des Senders al-Arabiya übereinstimme. Auf die Frage eines Journalisten, ob er tatsächlich einen Beweis für die Zusammenarbeit der Sender mit den Aufständischen gesehen habe, sagte Rumsfeld:
Ja, ich habe Informationsbruchstücke über eine längere Zeit hinweg dafür gesehen, die man sich auf verantwortliche, ordentliche Weise ansehen muss. Ich bin nicht in der Lage, ein endgültiges Urteil abzugeben, wie ich vorhin schon sagte.
Die US-Regierung hat vor allem al-Dschasira beschuldigt), antiamerikanische Propganda zu machen und die Terroristen zu unterstützen (Verantwortlich für Chaos und Auflehnung). Sowohl in Afghanistan als auch im Irak wurden Redaktionsräume von amerikanischen Bomben getroffen (Bombenzensur oder "Kollateralschaden"?). Bei einer kürzlich durchgeführten Umfrage im Irak hatte sich herausgestellt, dass die Iraker am liebsten die beiden arabischen Satelltensender al-Dschasira und al-Arabiya sehen und diese auch am glaubwürdigsten finden. Das noch vom amerikanischen Militär betriebene Iraqi Media Network (IMN) hat hingegen keinen guten Ruf und wird nur von denjenigen angeschaut, die keine Satellitenschüssel besitzen. Mit 100 Millionen Dollar soll nun IMN modernisiert werden - und gegen die arabische Konkurrenz antreten (Bush-Regierung will den "Filter" der Medien überspringen).