Neue KI-Methode deckt Herkunft von sanktioniertem Holz aus Russland auf
Eine neue KI-Methode soll helfen, die Herkunft von sanktioniertem Holz aus Russland aufzudecken. Umweltorganisationen unterstützen die Sanktionen aktiv.
Mit Beginn des Krieges in der Ukraine haben manche Umweltorganisationen und andere NGOs ein eigenartiges Verständnis ihrer Tätigkeit entwickelt. Sie drängen darauf, dass die westlichen Staaten auf russische Rohstoffe verzichten. Oder sie gehen noch weiter und helfen dabei, die westlichen Sanktionen gegen Russland zu überwachen.
Greenpeace-Aktivisten protestierten etwa gegen russische Ölimporte oder beschmierten ein Schiff, das mit russischen Öltankern in Verbindung gestanden haben. Die Umweltorganisation hat auch einen Tracker entwickelt, mit dem sich russische Schiffe verfolgen lassen, die Öl und Gas transportieren.
Die Schweizer Organisation PublicEye klärte die Strukturen des russischen Kohlehandels in der Eidgenossenschaft auf, benannte Firmen, Oligarchen und Banken, die daran beteiligt waren. Damit wollte die NGO die Behörden unter Druck setzen, damit die Sanktionen konsequenter umgesetzt werden.
World Forest ID: KI hilft bei Sanktionen gegen Holz
Die gemeinnützige Organisation World Forest ID mit Sitz in Washington hat nun eine Methode entwickelt, um die Sanktionen gegen Holz aus Russland und Weißrussland effektiver umzusetzen. Dazu hat World Forest ID Tausende von Holzproben analysiert. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und statistischen Modellen wurde eine Datenbank erstellt, mit der die Herkunft von Holz durch einfache Labortests überprüft werden kann.
Bisher hatten die Staaten der Europäischen Union Schwierigkeiten, ihre Sanktionen gegen Holzimporte wirksam durchzusetzen. Importiertes Holz kann mehrere Länder durchqueren und mit Holz anderer Herkunft vermischt werden.
Bisher haben Zollbeamte und Betriebsprüfer vor allem nach Unstimmigkeiten in den Papieren auf dem Weg des Holzes vom Wald in die Fabrik gesucht. Stichprobenartige Vor-Ort-Kontrollen bei den Lieferanten sind aufwendig und nicht flächendeckend möglich.
Laura Boeschoten, Forscherin an der Columbia University, erklärt gegenüber dem Wall Street Journal (WSJ): "Sobald das Holz den Wald verlassen hat, ist es sehr schwierig zu überprüfen, woher es wirklich stammt."
Lesen Sie auch
Handelsdaten und Medienberichte deuteten in der Vergangenheit darauf hin, dass Lieferanten und Händler in Zwischenländern russisches Holz in die EU re-exportieren und so die Sanktionen umgehen. Die EU-Kommission leitete daher 2022 eine Untersuchung ein, nachdem ein sprunghafter Anstieg der Sperrholzimporte aus der Türkei und Kasachstan befürchtet wurde.
Wo die Datenbank von World Forest ID schon genutzt wird
Für Unternehmen wie IKEA, das vor dem Krieg rund 16 Prozent seines Holzes aus Russland und Weißrussland bezog, ist es eine enorme Herausforderung, sanktioniertes Holz aus der Lieferkette zu entfernen. IKEA konnte laut WSJ-Bericht die Datenbank von World Forest ID jedoch bereits nutzen, um Lieferanten nach der kriegsbedingten Veränderung der Lieferkette zu überprüfen.
Auch die belgischen Behörden konnten mithilfe der Datenbank über 260 Tonnen illegal geliefertes russisches Holz beschlagnahmen, wie Annelies Wynant, Sprecherin der zuständigen Bundesbehörde, gegenüber WSJ bestätigte.
World Forest ID plant Ausweitung des Ansatzes auf andere Rohstoffe
World Forest ID hat für seine Testmethode mit Spezialisten in ganz Europa zusammengearbeitet. Ihre Aufgabe bestand darin, in großem Umfang Holzproben zu sammeln, insbesondere von den häufig aus Russland exportierten Holzarten wie Birke, Kiefer und Eiche.
Zwei chemische Tests messen stabile Isotope, die je nach Klima variieren, und Spurenelemente, die vom Boden abhängen, auf dem die Bäume wachsen. Die räumliche Interpolation der Ergebnisse mittels KI und Statistik ermöglicht Vorhersagen über die chemische Signatur der Bäume auch in Gebieten, in denen keine Proben genommen wurden.
Dem Bericht zufolge arbeitet World Forest ID bereits daran, den innovativen Ansatz auf andere ökologisch sensible Rohstoffe wie Soja und Kakao auszuweiten. Ab Dezember 2024 müssen Unternehmen in der EU zusätzliche Sorgfaltsprüfungen für Holz und andere Rohstoffe durchführen, die zur Entwaldung beitragen. Solche forensischen Tests würden es erleichtern, die Einhaltung der neuen Vorschrift zu überprüfen.