Pakistan und Russland auf Annäherungskurs

Karte des INSTC

Grafik: Peter Hermes Furian, shutterstock

Pakistan will beim russisch-iranisch-indischen Transportkorridor mitmachen. Islamabad verspricht sich einiges davon, doch zwei Fragen sind noch offen.

Russland und Pakistan wollen nächstes Jahr die erste direkte Zugverbindung zwischen beiden Ländern in Betrieb nehmen. Dies teilte der Energieminister Pakistans, Awais Leghari, mit. Die beiden Länder erweitern ihre bilateralen Beziehungen und werden nun auch durch eine neue Güterzuglinie miteinander verbunden.

Laut Leghari ist bereits für März nächsten Jahres eine Testfahrt geplant, bei der Waren von Russland über den Iran und Aserbaidschan nach Pakistan transportiert werden sollen. Leghari erwähnte darüber hinaus Gespräche zwischen Moskau und Islamabad über eine direkte Flugverbindung.

Pakistans hatte bereits auf dem internationalen IT-Forum in Khanty-Mansiysk in diesem Sommer seine Bereitschaft bekundet, sich am Internationalen Nord-Süd-Transportkorridor (INSTC), einer 7.200 km langen Route zu beteiligen, die Russland über Zentralasien und den Iran mit Indien verbindet.

Von Petersburg bis Mumbai

Das INSTC stellt für Pakistan eine lukrative Alternative für eine effizientere und zeitsparende Handelsroute mit Russland und Europa dar. Zudem verringert die neue Route die Abhängigkeit von der traditionellen Passage durch den Suezkanal. Im Durchschnitt verkürzt der INSTC die Reisezeit um 40 und die Transportkosten um 30 Prozent.

Darüber hinaus eröffnet die neue Route Pakistan neue Chancen für Investitionen und verschafft dem Land Zugang zu zentralasiatischen Märkten. Geschickt genutzt, kann der INSTC zur dringend benötigten wirtschaftlichen Stabilität in Pakistan beitragen. Pakistans Beitritt zum INSTC kann umgekehrt Bedeutung auch für das ressourcenreiche Zentralasien erlangen.

Mit der Integration in den Korridor dürften sich aber vor allem die Beziehungen Pakistans zu Russland deutlich verbessern. Pakistan hat die BRICS+-Mitgliedschaft beantragt und bemüht sich bei diesem Unterfangen aktiv um russische Unterstützung.

Pakistan will Teil von BRICS+ werden

Allerdings gibt es bedeutende Handelsungleichgewichte zwischen Russland und Pakistan, die vor allem den Energieimporten des südasiatischen Landes geschuldet sind. Pakistan hat Russland daher auch vorgeschlagen, sich an der Öl- und Gasexploration sowie an der Ölverarbeitung zu beteiligen. Das wird zumindest in Islamabad als Möglichkeit gesehen, die Energieimporte auszuweiten und die Produktpalette zu diversifizieren.

2024 wird Pakistan etwa eine Million Tonnen Rohöl und 100.000 Tonnen Flüssiggas (LPG) aus Russland importieren.

Abzuwarten bleibt zudem, wie sich die feindseligen Beziehungen zwischen Indien und Pakistan auf Pakistans Möglichkeiten auswirken könnten, die wirtschaftlichen Vorteile des INSTC auszuschöpfen. Zwar steht die offizielle Antwort Indiens noch aus, doch könnte Delhi Einwände gegen die Einbeziehung Pakistans in das Projekt erheben.

Wird Indien Pakistan einen Strich durch die Rechnung machen?

Indien hat bedeutende Investitionen in den Ausbau des iranischen Hafens Chabahar getätigt, nicht zuletzt, um vom pakistanischen Gwadar unabhängig zu sein. Andererseits ist Gwadar der Endpunkt des Chinesisch-Pakistanischen Wirtschaftskorridors (CPEC), was eine Verknüpfung der beiden Großprojekte ermöglichen und wohl erhebliche Synergien freisetzen würde.

In Islamabad träumt man schon davon, eine wichtige Drehscheibe zu werden und Einnahmen aus Transitgebühren und Dienstleistungen zu erzielen. Geeignete Industrie- und Gewerbegebieten entlang des INSTC hätten das Potenzial, Investitionen anzuziehen und die Wirtschaft in Pakistan anzukurbeln.

Bleibt zu hoffen, dass schlussendlich auch die Beziehungen der beiden Atommächte Indien und Pakistan davon profitieren.