Salafistische Strukturen in Ostwestfalen-Lippe

Seite 4: "Dies ist mein Weg"

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Ihm zur Seite steht sein Sohn Mohanned alias "Abu Hagar", den er laut Sigrid Herrmann-Marschall zum Prediger aufbaut. Die beiden betreiben die Webseite "Dies ist mein Weg". Dort stand über den Sohn zu lesen:

Seit Ramadan 2014 hält er online Vorträge, beginnend mit den Hadithwissenschaften, die er zusammen mit seinem Vater hielt. Auf Basis dieser Probleme, welche es in der heutigen Dawa gibt, hält er nun eine Vortragsreihe zum Thema islamische Manieren, denn den Islam müssen wir uns verdienen und eine erfolgreiche Dawa findet nur mit gutem Charakter statt. Deshalb ist es wichtig uns dieses Wissen anzueignen.

"Dies ist mein Weg"

Und über den Vater und zugleich Lehrer:

Sheikh Usama Ayub war während der russischen Besetzung von Afghanistan der offizielle Mufti Al-Sharie in Bayt Al-Anzar (Haus der Anzar). Er lehrte Mujaheddin und gab ihnen wie im Islamischen Zentrum Al-Nur in Pachauer intensive Kurse. … Und nach vielen Reisen in unterschiedlichen arabischen Ländern, kam Sheikh Usama Ayub 1996 nach Deutschland, wo er zunächst das Islamische Zentrum Münster eröffnete.

"Dies ist mein Weg"

Dieses leitete er gemeinsam mit dem Konvertiten Marcel K., der mit Ziad Jarrah bekannt gewesen sein soll, einem der Todespiloten vom 11.9.2001, der eine Maschine in Pennsylvania zum Absturz gebracht haben soll.

Zwischenzeitig sei der "geehrte Sheikh" von den Behörden stark reglementiert worden, war im Oktober 2017 auf der Webseite "Dies ist mein Weg" zu lesen, doch mittlerweile habe er seine Tätigkeit als Prediger und Lehrer wieder aufgenommen. Diese Einlassung wurde von der Webseite inzwischen gelöscht, Sigrid Herrmann-Marschall hat sie auf ihrem Blog jedoch gesichert.

Fazit

Zusammengefasst: Ein Fundamentalist, der in Ägypten wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation zu einer langen Strafe verurteilt wurde, der in Afghanistan den Fundamentalismus ausbreiten half, sich nach eigenem Bekunden außerdem in Pakistan, Saudi Arabien, Jordanien und im Jemen aufhielt, bevor er sich in Ostwestfalen ansiedelte, dessen Wege einschlägig bekannte Terroristen kreuzten, die eine Menge Menschenleben auf dem Gewissen haben, oder Personen, bei denen ihrerseits Kontakte zu solchen Personen vermutet werden, konnte mit einer dieser Personen in Münster eine Moschee aufbauen, dann, nachdem diese aufgrund der vielen verdächtigen Kontakte der beiden Hauptakteure geschlossen wurde, nach Minden weiterziehen und dort weiterhin predigen.

Das wurde ihm zwischenzeitig zu brenzlig, weil er seinen Duldungsstatus nicht aufs Spiel setzen wollte. Und mittlerweile setzt er seine Prediger-Tätigkeit fort und baut seinen Sohn zu seinem Nachfolger auf. In räumlich enger Nähe zu einer weiteren dubiosen Person mit ähnlich fragwürdigen Kontakten, der mit einer Deutschen verheiratet ist, die als Lehrerin tätig sein kann.

Wer würde schon im verschlafenen Ostwestfalen mit seinen neckischen Fachwerkstädtchen so viel terroristische Energie vermuten?

Linke Unterstützung für Ibrahim Abou-Nagie

Zumindest in Bezug auf die Koran-Verteilaktion "Lies!" wurde dem inzwischen Einhalt geboten: Am 15. November 2016 wurde sie verboten. Dagegen legte Ibrahim Abou-Nagie Beschwerde ein, vertreten durch den Menschenrechtsanwalt Hans-Eberhard S. Auf dessen Webseite ist als Begründung u.a. zu lesen:

Erst recht liege die behauptete Verfassungsfeindlichkeit und der Verstoß gegen den Gedanken der Völkerverständigung nicht vor - geschweige denn dass die Kläger hierbei jeweils mit einer aggressiv-kämpferischen Grundhaltung vorgingen. Vielmehr handelt es sich um Aktivitäten zur Verbreitung des Korans und dessen Auslegung durch Koranübersetzungen in Ausübung der verfassungsrechtlich garantierten Religionsfreiheit, die auch das Recht umfasst, für die Religion zu werben.Klage

Das schreibt der linke Anwalt, der in seiner Laufbahn viele Kurdinnen und Kurden unterstützte - nachdem der Zusammenhang zwischen der "Lies!"-Kampagne und der Ausreise von Jugendlichen zum IS eigentlich nicht mehr ernsthaft bestritten werden konnte.

Die vom IS versklavten Ezidinnen wissen sicherlich zu schätzen, dass die Klage schlussendlich zurückgezogen wurde. Ibrahim Abou-Nagie scheint inzwischen untergetaucht zu sein.

Menschenrechtsanwalt Hans-Eberhard S. ist nicht der einzige, der einen sehr weiten Begriff von Religionsfreiheit offenbart. Ein Bielefelder Unternehmen, der Autozulieferer G., hatte Anfang 2018 dem türkisch-stämmigen Mitarbeiter Kabil U. fristlos gekündigt, weil dieser durch antisemitische Beiträge in sozialen Medien aufgefallen war.

Außerdem wurde bekannt, dass Kabil U. ebenfalls aktiv an den Koran-Verteilaktionen und zudem für "Ansaar International", ein dem salafistischen Spektrum zugeordneten Hilfswerk, Spenden gesammelt hatte.

Die Korane hat er gemeinsam mit Salim Ö., dem Geschäftsführer der Autowerkstatt verteilt, wo die Gebetsbücher für die "Lies!"-Aktion gelagert wurden. Insidern zufolge soll er außerdem Kontakt gehabt haben mit Murat D., dem in Raqqa ums Leben gekommen Gotteskrieger aus Herford.

Das Bielefelder Unternehmen, das zu einer spanischen Gruppe gehört, beschäftigt eigenem Bekunden nach Menschen aus 15 Nationen. Es werde befürchtet, dass die Aktivitäten von Kabil U. den Betriebsfrieden stören, oder gar Jugendliche unter Druck gesetzt werden könnten. Ein Vertreter des Betriebsrats stellte sich hinter Kabil U..

Sein Anwalt Stefan Ch. sagte dem Westfalenblatt: "Ich denke nicht, dass man eine fristlose Kündigung auf diese Facebook-Posts stützen kann. Ich bin Halbgrieche, und das Merkelbild (eine Fotomontage der Bundeskanzlerin in Nazi-Uniform, Anm. d. Verf.) erscheint in Griechenland ständig in irgendwelchen Zeitungen. Dafür einen kleinen Arbeiter zu entlassen, ist nicht verhältnismäßig."

Die Betriebsratsvorsitzende Daniela K. wird mit folgenden Worten zitiert: "Wir sind Metaller und Weltbürger. Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus sind uns fremd. Die IG Metall fährt sogar mit Jugendlichen zu Gedenkstätten!"

Das ändert allerdings nichts daran, dass die Aktivitäten von Kabil U. mehr als fragwürdig sind. Das sieht auch der Staatsschutz so. Laut Westfalen Blatt wird jetzt deshalb gegen Kabil U. ermittelt.