Sicherheit und Kriminalität im Spreebogen

Seite 10: Feuerwehr

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Bild: www.feuerwehr-berlin.de

Zur „Regierungswache“ gehört neben der Polizei auch die Feuerwehr. Zur Personalstärke der Berufsfeuerwache Tiergarten (1700) heißt es bei der Berliner Feuerwehr: „Die personelle Sollstärke der Feuerwache Tiergarten beträgt z.Z. 45 Kollegen. Die Einsatzkräfte versehen einen 24-stündigen Wechseldienst verteilt auf drei Wachabteilungen. Es werden täglich 9 Funktionen besetzt.“ Käme es erneut zu einem Reichstagsbrand, bildeten drei Fahrzeuge das erste Aufgebot der Feuerwehr: Ein Löschhilfeleistungsfahrzeug (B-2031), eine Drehleiter (B-2323) und ein Rettungswagen (B-2415) schützen Herz und Hirn der bürgerlich-parlamentarischen Demokratie. Sollte sich im Regierungsviertel ein Attentat ereignen, wären die beiden Rettungsassistenten des RTW die ersten Helfer vor Ort. Das nächstgelegene Notfallkrankenhaus ist die Charité in der Luisenstraße mit ihrer Rettungsstelle und den beiden Intensivstationen 101i und 103i.

Für Brandfälle im Parlaments- und Regierungsviertel hat die Berliner Berufsfeuerwehr entsprechende Feuerwehrpläne ausgearbeitet. Darin ist vorab festgelegt, in welcher Stärke die Feuerwehr anrücken will, wo die einzelnen Fahrzeuge geparkt werden, über welche Brandschutzeinrichtungen das Objekt verfügt und wie man taktisch vorgehen will. Im Einsatzfall würde die Feuerwehr-Leitstelle im Nikolaus-Groß-Weg (Rufname FLORIAN) alle umliegenden Feuerwachen alarmieren. Allerdings gibt es in der Ausrückeordnung (AO) für das Regierungsviertel kein spezielles Alarmierungsstichwort, wie man es für Einsätze in ausländischen Botschaften kennt (+EXTERRITORIAL). Dies ist aber auch nicht nötig, da die Adresse völlig ausreicht. In der Willy-Brandt-Straße und in der Adele-Schreiber-Krieger-Straße gibt es jeweils nur ein Objekt – das Kanzleramt bzw. den Bundestag.

Für ABC-Lagen ist die nächstgelegene Feuerwache eigentlich die Wache 1400 in der Moabiter Jagowstraße 31. Normalerweise verfügt diese Station über ein dreißig Jahre altes Dekontaminationsmehrzweckfahrzeug (DMF) und einen unvollständigen Abrollbehälter AB Dekon. Im Rahmen der Frühjahrsinspektion wurden beide Gerätschaften an die Feuerwehrzentrale überstellt und es ist fraglich, ob und wann sie zurückkommen, sodass bei einem ABC-Alarm auf weiter entfernte Feuerwehreinheiten (Wittenau, Weißensee, Buckow etc.) zurückgegriffen werden müsste.

Ein solcher ABC-Alarm hat sich bereits ereignet. Am 8. Dezember 2006 löste ein unbekannter Parlamentsmitarbeiter Gasalarm aus. Er hatte trotz Verbotes in einem Treppenhaus des Reichstags eine Zigarette geraucht, worauf ein Gasmelder ansprang, obwohl diese Sensoren normalerweise so eingestellt sind, daß sie auf Tabakrauch nicht reagieren. Die Berliner Berufsfeuerwehr löste umgehend die erhöhte Alarmstufe „Schadstoff II“ aus und schickte 20 Autos mit 62 Mann. Diese waren mit ABC-Schutzanzügen ausgerüstet und evakuierten erstmalig den Deutschen Bundestag.