Verwanzte Demokratie: Wie die Watergate-Verschwörung die USA erschütterte

Seite 2: Leaks und Klempner

Schließlich ließ Hunt Dokumente fälschen, die Kennedy den Mord an Diệm anhängten, und spielte Fotokopien einem Journalisten des LIFE-Magazins zu, das sich bereits beim Cover Up über den Zapruder-Film bewährt hatte (Verschwörung gegen Verschwörungstheoretiker). Der Schreiber biss zwar an, bestand jedoch auf die Originale.

Nixons Hoffnung, Kennedy mit Mord an Diệm zu kompromittierten, sollte seinen eigenen Mordauftrag etwa am chilenischen General René Schneider relativieren, falls dieser herauskäme. Nachdem in Chile der Sozialist Salvadore Allende 1970 die Wahl gewonnen hatte, organisierte die CIA ein Attentat, um es den Linken anzulasten und damit eine revolutionäre Stimmung zu erzeugen. Die Rechnung ging nicht auf, Nixon und Helms hatten nunmehr eine weitere Leiche im Keller.

Nixons Konversationen mit seinem Stabschef Haldeman oder Helms sind dank der Abhörvorrichtungen teilweise erhalten. Bei seinen zunehmend angespannten Dialogen sprach er vom "ganzen Schweinebucht-Ding" und dem "Wer erschoß John?-Blickwinkel", die besser nicht zur Sprache kämen.

Insider halten diese Formulierungen für Chiffren für den Kennedy-Mord, mit dem er Helms dessen Position vor Augen führte. Die Vermutung einer Verwicklung der CIA hatte es zuletzt 1967 durch den Prozess gegen Clay Shaw wieder in die Presse geschafft. Nixon signalisierte Helms, dass er die CIA schützen werde. Der wiederum übergab Nixon nun endlich einen CIA-internen Bericht über den äußerst brutalen Mord an den Diệms. Tatsächlich hatte Kennedy den Staatsstreich gebilligt, nicht allerdings in dieser Form.

Als dann Zitate aus einem geheimen Treffen des von Henry Kissinger geleiteten Nationalen Sicherheitsrats auftauchten, ging die Gruppe um Hunt auf Maulwurfsjagd, um die Lecks abzudichten. Die "Klempner", wie sie sich nannten, fanden als Verräter einen jungen Militär, der zur Vernichtung freigegebene Dokumente aus dem Weißen Haus ins Pentagon schmuggelte – im Auftrag des Vereinigten Generalstabs, der sich wegen Kissingers Geheimverhandlungen mit den Sowjets und China übergangen fühlte.

Der Militär, ein Mormone, hatte allerdings auch Kontakt zu einem ebenfalls mormonischen Enthüllungsjournalisten: Jack Anderson. Der wurde daraufhin von einem Großaufgebot an CIA-Leuten im Inland überwacht, die allerdings so amateurhaft agiert haben müssen, dass Andersons Kinder sich über die Schnüffler lustig machten. Dem Journalisten Seymour Hersh zufolge soll Hunt mit CIA-Leuten Pläne diskutiert haben, wie man Anderson durch einen arrangierten Autounfall und ähnliche Tricks für immer zum Schweigen bringen könne.