Weltstatus mit der Brechstange?

Seite 2: Biopolis - Zebrafische als Stellvertreter der Menschen

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Schon 1995 entstand in Singapur unter Wissenschaftlern die Idee, einen der modernsten Biotechnologieparks der Welt, die „Biopolis“ zu schaffen. Sie soll sich, inmitten der integrierten Wissenschaftsstadt One_North, zum Zentrum für "Life Sciences" - Pharmazie, Biotechnologie und Medizintechnik in Asien entwickeln. Bis 2008 werden hier, so die Planungen, etwa 4000 Wissenschaftler (in der Endstufe etwa 10000) öffentlicher und privater Forschungseinrichtungen arbeiten.

Im Dezember 2001 begannen in einem schwindelerregendem Tempo die Bauarbeiten für Biopolis, einem Projekt des Ministeriums für Wirtschaftsentwicklung (Economic Development Board), das sowohl Wissenschaftler als auch Investoren ins Land locken soll. Das EDB ist die führende staatliche Institution, die Strategien zur Wirtschaftsförderung und zur Umwandlung Singapurs in einen bevorzugten Geschäfts- und Investitionsstandort plant und umsetzt. Im September 2003 zogen bereits das Genome Institute of Singapure (GIS) und das Bioinformatics Institute (BII) als erste Mieter des Forschungsparks ein. Am 29.10.2003 wurde die Biopolis als Forschungspark offiziell eröffnet. Im Juni 2004 war die erste Entstehungsphase mit sieben Forschungsgebäuden abgeschlossen. Der 1.Februar 2005 war der Beginn der zweiten Bauphase, durch welche die Biopolis bis zur vorläufigen Fertigstellung am 30. Oktober 2006 auf neun Gebäudekomplexe erweitert wurde.

Der futuristisch anmutende Forschungskomplex aus Glas und Beton liegt inmitten einer tropischen Parkanlage im Südwesten Singapurs. Die 8- bis 13 Stockwerke hohen Gebäude sind so dicht aneinander gebaut, dass zwischen ihnen nur Kühle verheißender Schatten Platz hat. Die Forschungspaläste sind durch verglaste Übergänge so miteinander verbunden, dass wertvolle Arbeitszeit durch lange Wege nicht verloren geht und die Forscher kühlen Gedankens und regensicher von einem Gebäude zum nächsten gelangen können. Die Vision der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid, die unterschiedlichsten Wissenschaftsgebiete schon räumlich eng miteinander zu verknüpfen, bietet die besten Voraussetzungen für eine gedeihliche interdisziplinäre Zusammenarbeit.

In den spitzwinkligen, ungewöhnlich aussehenden Hochhäusern, sorgt der letzte Schrei der Kühl- und Belüftungstechnik für ein angenehmes Arbeitsklima. Eine Schweizer Firma erhielt einen Auftrag im Umfang von rund 2 Mio CHF nur für den Anwendungsbereich von "Low End"-Abwasser bis zu ultrareinem Wasser "High Purity" für die insgesamt neun Forschungsgebäude. Nahezu 25 km Rohrleitungen, zum Teil aus dem extrem widerstandsfähigen Kunststoff PVDF, wurden allein für den Wassertransport verlegt. Wissenswert dazu ist die Tatsache, dass man in Singapur aus jedem öffentlichen Wasserhahn gefahrlos das wertvolle Nass trinken und von jedem Straßenimbiss ungefährdet das Angebot genießen kann. Auch deshalb die hohen finanziellen Aufwendungen für das Biopolis-Wasser.

Ob im 8. Obergeschoss, in einer Kelleretage oder unter dem Parkdeck der Wissenstempel, immer herrscht reges Leben. Fachkräfte, die sich in der Tierwelt auskennen, sorgen hier für beste Lebensbedingungen der Versuchstiere. Den Forschern stehen so wunschgemäß entsprechende Exemplare in ausreichender Anzahl jederzeit zur Verfügung. Die Antwort auf die Frage, wie Gene funktionieren, findet sich u. a. in Aquarien: Zebrafische dienen als Stellvertreter der Menschen. Sie schwimmen neben Bärblingen zu Tausenden in einer der größten Zuchtanlagen der Welt genauso munter in ihren Becken herum, wie Schweine, Kaninchen oder 300.000 Labormäuse durch ihre Stallungen wuseln.

Man wird mit seiner Phantasie nicht allein gelassen, denn die Häuser tragen je nach Themengebiet Namen wie: Matrix, Nanos, Genome, Proteos, Neuros, Immunos, Centros und beherbergen Forschungseinrichtungen der staatlichen Agentur A*Star (Regierungsbehörde für Wissenschaft, Technologie und Forschung). In Helios und Chromos hingegen sind private Unternehmen angesiedelt. 200 Hektar umfasst das Gesamtareal von One-North. Die zur Verfügung stehende Arbeitsraumfläche des Biotechnologie-Parks beträgt gigantische 222 000 m2. Man stelle sich das einmal plastisch vor, es geht hier um eine Größenordnung von „nur“ ca. 30 Fußballfeldern!