Wird die Sicherheit des Westens jetzt am Dnjepr verteidigt?
Seite 2: Die Nato und Russland: Ein militärischer Vergleich
- Wird die Sicherheit des Westens jetzt am Dnjepr verteidigt?
- Die Nato und Russland: Ein militärischer Vergleich
- Militärische Leistungsfähigkeit
- Die Herausforderungen der Bundeswehr
- Kann sich Europa (nicht) verteidigen?
- Auf einer Seite lesen
Unabhängig davon, dass die für die Nato-Aufrüstung angeführte Begründung einer von Russland ausgehenden Bedrohung des Westens unter politischen Gesichtspunkten bezweifelt werden kann, stellt sich die Frage, ob der mit dem Zwei-Prozent-Ziel suggerierte Nachholbedarf gegenüber Russland im militärischen Sinn überhaupt existiert – jedenfalls dann, wenn das Dispositiv eigener Streitkräfte an dem potenziellen Gegner und nicht an wünschenswerten "Fähigkeitszielen" ausgerichtet werden soll.
Eine Betrachtung des militärischen Kräfteverhältnisses zwischen Nato und Russland zur zeitlichen Mitte des 2014 in Gang gesetzten Nato-Zehnjahres-Aufrüstungsprogramms fördert ein aufschlussreiches Bild zutage: An Verteidigungshaushalten und Besitz von Hauptwaffensystemen gemessen verfügt die Nato über eine signifikante Überlegenheit.
Es gibt keinen Nachholbedarf. Die vom Verfasser aggregierten Daten sind der Ausgabe 2021 der Military Balance des International Institute for Strategic Studies (IISS) zu entnehmen:
Nato | Russland | China | |
Verteidigungshaushalt (Mrd. US$) | 1.048 | 43 | 193 |
Aktives Personal (Mio.) | 3,2 | 0,9 | 2,0 |
Flugzeugträger | 16 | 1 | 1 |
Kampf u. Bodenkampflugzeuge | 5.043 | 711 | 1.558 |
Angriffshubschrauber | 1.290 | 414 | 276 |
Kampfpanzer | 9.042 | 3.300 | 5.650 |
Artillerie | 26.271 | 5.754 | 9.406 |
Dass die Medien immer nur die Anteile der Verteidigungshaushalte am Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Nato-Partner darstellen, Nato-Russland-Streitkräftevergleiche jedoch nie präsentieren, gibt zu denken. Selbst Fachpublikationen vermeiden dies.4
Mit der Drohung eines Rückzugs aus der Nato für den Fall, dass die Bündnispartner nicht "bezahlten", übte US-Präsident Trump starken Druck auf Umsetzung des Zwei-Prozent-Ziels aus.
Nato-Generalsekretär Stoltenberg stellte rückblickend fest, dass "die Nato seit 2014 die größte Verstärkung der kollektiven Verteidigung seit einer Generation durchgeführt" habe, was er ausdrücklich mit Russlands Angriff auf die Ukraine begründete.
Russische Fähigkeiten Neben der Einschätzung möglicher "Absichten" gehört die Bewertung der "Fähigkeiten" potenzieller Gegner zum Instrumentarium jeder Bedrohungsanalyse: Hätte Russland überhaupt die militärischen Mittel, um gegenüber der Nato imperial-revisionistische Ziele erreichen zu können?
Eine SWP-Studie kam bereits 2019 zu dieser Einschätzung: "Im direkten Vergleich scheint es heute so zu sein, dass die Mitgliedstaaten der Nato in der Summe über ein deutlich größeres Verteidigungspotential verfügen".5
Auch die im Februar 2023 erschienene Ausgabe der IISS Military Balance weist hinsichtlich der Verteidigungsausgaben und des Besitzes von Hauptwaffensystemen wie schon in den Jahren zuvor eine markante Überlegenheit der Nato gegenüber Russland aus.
Werden Finnland und Schweden sowie der Quasi-Bündnispartner Ukraine hinzugerechnet, fällt diese noch deutlicher aus. Zugunsten der Nato zu Buche schlagende qualitative Parameter sind noch gar nicht berücksichtigt.
Angesichts starker Verluste von Personal und Hauptwaffensystemen auf Seiten beider Kriegsparteien und erheblicher Reduzierungen westlicher Waffenbestände durch Abgabe an die Ukraine ist die aktuelle Datenlage unklar.6
Dass es Russland unter Kriegsund Sanktionsbedingungen gelungen sein könnte, die Nato-Überlegenheit auszugleichen oder gar in ihr Gegenteil zu verkehren, erscheint wenig plausibel.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.