Berliner Republik und Volksrepublik im Bauvergleich

Klingt wie ein Münchner Vorort, ist aber ein Pekinger: Daxing. Foto: N509FZ. Lizenz

In China wurde innerhalb von vier Jahren der flächenmäßig größte Flughafen der Welt fertiggestellt

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Am Mittwoch eröffnete der chinesische Staatspräsident Xi Jinping eine seinen Worten nach "neue starke Quelle für die nationale Entwicklung": Den neuen chinesischen Hauptstadtflughafen in Daxing, der mit einer Terminalfläche von etwa 700.000 m2 der größte der Welt ist. Zunächst sollen dort jährlich 45 Millionen Passagiere abgefertigt werden. Bis 2040 ist eine Steigerung auf bis zu 130 Millionen vorgesehen. Die seesternähnliche Konstruktion mit sechs "Armen" soll dazu beitragen, dass Umsteiger nicht mehr als 600 Meter weit laufen müssen. Und wer in das 46 Kilometer entfernte Peking möchte, kann mit der Bahn in 20 bis 30 Minuten dort sein.

Zur Eröffnung dieses Flughafens drängte sich nicht nur deutschen, sondern auch chinesischen Medien ein Vergleich mit einem anderen Hauptstadtflughafen auf. Mit dem deutschen, an dem bereits seit 2006 gebaut wird und der seit 2011 bereits mehrfach fertig werden sollte, aber nicht wurde, obwohl seine Kapazität mit den anfangs erwarteten jährlich 28 Millionen abgefertigten Fluggästen deutlich niedriger angesetzt ist als die des chinesischen (vgl. Berlin: BER-Betreiber bestätigt Berichte über neue Mängel und Technische Probleme lassen BER-Flughafen Baustelle bleiben).

Berliner Flughafenbauer hoffen auf ein "Entgegenkommen von Sachverständigen und Behörden"

Tatsächlich steht noch nicht einmal jetzt fest, wann der Berliner BER-Flughafen wirklich fertig wird. Den nächsten angestrebten Termin will der mit 503.000 Euro bezahlte Engelbert Lütke Daldrup, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB), im November nennen. Optimisten glauben, dass es sich dabei um den Oktober 2020 handeln könnte.

Die Beseitigung von 11.519 Mängeln an der Baustelle, die der TÜV im Frühjahr aufgeführt hatte (vgl. Noch 11.519 Mängel, aber die Entrauchungsanlage funktioniert), geht Daldrup zufolge "zügig voran". Den Informationen des Berliner Tagesspiegels nach stieg ihre Zahl aber zwischenzeitlich auf etwa 16.000, wovon 10.856 noch nicht vom TÜV abgenommen wurden. Bei "Mischbelegungen" in Kabelschächten und anderen Mängeln setzt man dem Chef der FBB-Objektüberwachung zufolge "am Ende auf das Entgegenkommen von Sachverständigen und Behörden".

BER-Finanzchefin entschleunigt sich zur Bahn

Eine Aufgabe, die für die Berliner Flughafenbauer diese Woche hinzukam, ist die Suche nach einer neue Finanzchefin der FBB. Die bisherige, Heike Fölster, wechselt nämlich zur Deutschen Bahn, die der Wochenzeitung Die Zeit zufolge oft noch länger für die Fertigstellung von Bauprojekten braucht, nämlich "Jahrzehnte". Auch hier sind die Chinesen deutlich schneller. Und das, was bei ihnen im Schienenverkehr herauskommt, sorgt auch für deutlich mehr Kundenzufriedenheit als die Züge in Deutschland (vgl. Deutsche Bahn: Kernkompetenz Unzuverlässigkeit).

Sollte die nach dem verstorbenen SPD-Politiker Willy Brandt benannte Anlage einmal fertig werden, ist (anders als in Peking) ein rentabler Betrieb nicht gesichert. Das glaubt zumindest Frank Welskop, der ehemalige Wirtschaftsausschussvorsitzende der Landesentwicklungsgesellschaft Brandenburg. Durch den hohen Anteil von Billigflügen wird der BER-Flughafen seiner Ansicht nach "immer eine riesige Umsatzlücke haben" und "nicht in der Lage sein, auch nur in die Nähe der Gewinnschwelle zu kommen".

Damit die Kosten des Betriebs gedeckt sind, wären seiner Rechnung nach "mindestens 800 Millionen Euro Umsatz nötig" - mit der geplanten Kapazität von 22 oder 27 Millionen Passagieren wird das seine Ansicht nach bei weitem nicht erreicht. Selbst wenn man alle anderen Berliner Flughäfen schließen und 33 Millionen Passagieren haben würde, käme man lediglich auf die Hälfte: 400 Millionen Euro (vgl. Willy-Brandt-Flughafen: Unrentabler Betrieb absehbar?).

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