Braunkohle: "Dunkelflaute" über der Lausitz?

Seite 2: Kohlemanager imaginiert "Dunkelflauten"

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wir hatten bereits letzte Woche an dieser Stelle berichtet, dass die Leag, jenes windige Firmenkonstrukt, dem die Landespolitiker Brandenburgs und Sachsens die Zukunft der Lausitz anvertraut haben, den Aufschluss eines neuen Tagebaus angekündigt hat und sich bei einem weiteren die Entscheidung offen hält.

Im Zusammenhang damit hat das Unternehmen, dessen tschechische Muttergesellschaft sich in einem Steuerparadies versteckt, reichlich aggressive Töne angeschlagen und in Stammtischmanier behauptet, seine schwerfälligen und höchst ineffizienten Braunkohlekraftwerke seien unverzichtbar. Das hätten die "langanhaltenden Dunkelflauten der vergangenen Wochen gezeigt". Die Pressemitteilung stammte vom 30. März.

Wie die "Dunkelflauten der vergangenen Wochen" aussahen, lässt sich ganz gut auf der Internetpräsenz des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme nachverfolgen. An den aufbereiteten Daten lässt sich ablesen, dass es im März einen neuen Monatsrekord beim Ertrag der erneuerbaren Energieträger gab. Zusammen brachten es Sonne, Wind, Biomasse und Wasserkraft auf 19,5 Milliarden Kilowattstunden. Die konventionellen Kraftwerke lieferten im gleichen Zeitraum knapp 28 Milliarden Kilowattstunden, während 3,36 Milliarden Kilowattstunden netto exportiert wurden. Mit anderen Worten: Im März deckten die Erneuerbaren 44 Prozent des Netto-Inlandbedarfs an elektrischer Energie.

Einspeisung aller Kraftwerkstypen im März. Wie zu sehen ist laufen die Braunkohlekraftwerke meist konstant durch und springen keineswegs als Lückenbüßer ein. Diese Funktion übernehme Steinkohle- und mehr noch Gaskraftwerke. Bild Fraunhofer ISE

Am gestrigen Montag haben um die Mittagszeit Sonne und Wind rund 45 Gigawatt (GW) ins Netz eingespeist, während die konventionellen Kraftwerke nur knapp 30 GW lieferten. Soviel zum Thema Dunkelflaute. Bleibt zu hoffen, dass der Umgang mit den Ewigkeitskosten des Braunkohletagebau und der von ihnen ausgehenden enormen Umweltbelastung seriöser gehandhabt wird. Immerhin hatte Vattenfall den Käufern seines Braunkohlegeschäfts, den Besitzern der Leag, noch rund 1,8 Milliarden Euro dazu gegeben. Mal sehen, ob diese Gelder zur Verfügung stehen, wenn man sie dereinst für die Aufräumarbeiten benötigt.

Trotz des Rekordertrags der Erneuerbaren ist übrigens der Kontostand des EEG-Kontos in den letzten beiden Monaten erheblich angewachsen, wie der Fachinformationsdienst IWR berichtet. Demnach liegen dort rund 5,1 Milliarden Euro, was einem neuen Rekord entspräche. Auf dem Konto werden die Einnahmen aus der EEG-Umlage gesammelt, die vor allem private Verbraucher und kleine Gewerbetreibende zahlen. Mit dem Geld wird die Differenz zwischen Marktpreis für den Strom und der gesetzlich garantierten Einspeisevergütung für die Betreiber beglichen. Der hohe Stand auf dem Konto zeigt, wie günstig der in den letzten Monaten reichlich eingespeiste Windstrom ist.