Chomsky: Wir müssen insistieren, dass ein Atomkrieg eine undenkbare Politik ist

Seite 5: Nach dem Sieg über Russland: Neuer Versailler Vertrag oder Morgenthau-Plan?

Um das angekündigte Ziel zu erreichen, müssten wir zumindest so etwas wie den Versailler Vertrag wieder in Kraft setzen, der damals sicherstellen sollte, dass Deutschland nicht wieder in einen Krieg ziehen kann.

Aber Versailles ging nicht weit genug, wie sich bald herausstellte. Daraus folgt, dass die neue Version für den jetzt geplanten Fall den "Dämon" auf eine Art und Weise "strangulieren" muss, die über die Versailler Bemühungen zur Kontrolle der deutschen "Hunnen" hinausgeht. Vielleicht so etwas wie der Morgenthau-Plan (der Plan sah 1944 vor, Deutschland zum Agrarstaat zurück zu entwickeln, Telepolis).

Das ist die Logik der derzeitigen Verlautbarungen. Selbst wenn wir die Worte nicht ernst nehmen und sie nur begrenzt auslegen, bedeutet die Politik eine Verlängerung des Krieges, was auch immer die Folgen für die Ukrainer und die "Kollateralschäden" darüber hinaus sind: Massenhunger, möglicher finaler Atomkrieg, fortgesetzte Zerstörung der Umwelt, die Leben überhaupt ermöglicht.

Enger gefasste Fragen stellen sich im Hinblick auf die Blockade mit ihren tödlichen Auswirkungen im globalen Süden. Zurzeit werden die ukrainischen Häfen von der russischen Marine blockiert, was dringend benötigte Exporte verhindert. Was kann dagegen unternommen werden?

Wie immer gibt es zwei Möglichkeiten: militärische oder diplomatische. "Krieg/Krieg oder Reden/Reden" ist eine Formulierung, die Churchill zugeschrieben wird, der letzterem den Vorrang gab.

Krieg/Krieg ist die offizielle Politik der Vereinigten Staaten: Wir schicken moderne Anti-Schiffs-Raketen, um Russland zu zwingen, die Blockade der Häfen zu beenden. Über das russische Flaggschiff hinaus können weitere Schiffe versenkt werden. Werden die Russen das stillschweigend hinnehmen? Vielleicht. Wie würden die Vereinigten Staaten unter ähnlichen Umständen reagieren? Das beantwortet sich von selbst.

Eine andere Möglichkeit, die von den Redakteuren des Wall Street Journal vorgeschlagen wird, besteht darin, "Kriegsschiffe einzusetzen, um Handelsschiffe aus dem Schwarzen Meer zu eskortieren". Die Redakteure versichern uns, dass das im Einklang mit dem Völkerrecht stehe, aber die Russen vor nichts zurückschrecken würden. Wenn sie also reagieren, können wir mit Stolz verkünden, dass wir das Völkerrecht eingehalten haben, während alles in Flammen aufgeht.

Die Redakteure weisen darauf hin, dass es Präzedenzfälle gibt:

Die USA haben in den letzten Jahrzehnten zweimal Verbündete für eine solche Mission mobilisiert. In den späten 1980er Jahren haben die USA während des iranisch-irakischen Tankerkriegs kuwaitische Öltanker, die aus dem Persischen Golf ausliefen, umgeflaggt und geschützt.

Das ist richtig, allerdings gibt es dabei eine kleine Auslassung. Die USA haben tatsächlich direkt eingegriffen, um Reagans guten Freund Saddam Hussein bei seiner Invasion des Irans zu unterstützen. Das war, nachdem die US-Regierung bei Saddams chemischer Kriegsführung half, die Hunderttausende von Iranern tötete. Dann machte man sogar noch den Iran für Saddams Chemiewaffen-Massaker an den Kurden verantwortlich. Damals war der Iran der Dämon. Ein schöner Präzedenzfall.

Das sind die diskutierten Optionen für die Beendigung der Blockade, die sich an die übliche Richtlinie halten, indem die Aufmerksamkeit nicht auf mögliche friedliche Schritte, sondern auf Gewalt beschränkt wird.