Chomsky: Wir müssen insistieren, dass ein Atomkrieg eine undenkbare Politik ist
Seite 7: Waffen ja, wenn sie nicht alles schlimmer machen
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Ich werde gleich meine persönliche Überzeugung wiederholen, aber auch hier würde ein wenig Ehrlichkeit nicht schaden. Es gibt viele wohlklingende Erklärungen, die den heiligen Grundsatz hochhalten, dass die Opfer krimineller Übergriffe in ihrem berechtigten Verlangen nach Waffen zur Selbstverteidigung unterstützt werden müssen.
Es ist leicht nachzuweisen, dass diejenigen, die diese Erklärungen abgeben, kein Wort von dem glauben, was sie sagen, und in Wirklichkeit fast immer die Bereitstellung von Waffen und diplomatische Unterstützung für den Angreifer nachdrücklich unterstützen.
Um nur den offensichtlichsten Fall zu nennen: Wo sind die Aufrufe, die Palästinenser mit Waffen zu versorgen, damit sie sich gegen ein halbes Jahrhundert brutaler, verbrecherischer Besatzung, die gegen die Anordnungen des UN-Sicherheitsrates und das Völkerrecht verstößt, verteidigen können? Wo sind die Aufrufe, dass die USA zumindest die Unterstützung für diese Verbrechen einstellen sollten?
Man kann natürlich die Berichte über die von den USA unterstützten Gräueltaten der jüdischen Siedler und des israelischen Militärs in der israelischen Presse lesen, in den täglichen Kolumnen des großen Journalisten Gideon Levy.
Und wir können die vernichtenden Berichte einer anderen israelischen Journalistin, Amira Hass lesen. Sie lässt die scharfen Verurteilungen der von den "dämonischen" Russen in der Ukraine verursachten Umweltschäden Revue passieren. Dabei sei der israelische Angriff auf den Gazastreifen im vergangenen Mai irgendwie übersehen worden, als "israelische Granaten Hunderte von Tonnen Pestizide, Saatgut, Düngemittel, andere Chemikalien, Nylon- und Plastikfolien und Plastikrohre in einem Lagerhaus in der nördlichen Gazastadt Beit Lahia entzündeten."
Der Beschuss setzte 50 Tonnen gefährlicher Substanzen in Flammen, mit tödlichen Auswirkungen auf eine Bevölkerung, die nach Jahrzehnten des von den USA unterstützten israelischen Sadismus unter Bedingungen nackten Überlebens dahin vegetiert, wie internationale Organisationen berichten.
Es handelt sich um "chemische Kriegsführung mit indirekten Mitteln", berichtet die angesehene palästinensische Agentur für Rechtsforschung und -aktivismus al-Haq nach umfangreichen Untersuchungen.
Nichts von alledem und vieles mehr veranlasst den Mainstream zu einem Wort darüber, dass die US-Unterstützung für die mörderische Besatzungspolitik enden müsse, oder dass den Opfern Mittel zur Verteidigung bereitgestellt werden sollten.
Aber ich höre auf mit dem unverschämten "Whataboutism", besser bekannt als Ehrlichkeit, aber außerhalb unseres streng dogmatischen Systems. Wie sollte nun das Prinzip im Einzelfall der Ukraine angewendet werden, wo sich die USA ausnahmsweise gegen die Aggression stellen?
Ich wiederhole meine Ansicht, dass der Bitte der Ukraine nach Waffen stattgegeben werden sollte, wobei darauf zu achten ist, dass die Lieferungen nicht zu einer Eskalation des kriminellen Angriffs führen und die Ukrainer noch mehr bestrafen sollten, was katastrophale Auswirkungen haben könnte.
Noam Chomsky ist Professor emeritus für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology und Ehrenprofessor an der Universität von Arizona, politischer Dissident und Buchautor. Zuletzt erschien von ihm (zusammen mit Robert Pollin) "Die Klimakrise und der Global Green New Deal" (Unrast Verlag 2021).
Copyright: Truthout.org, Wiederabdruck nur mit Genehmigung. Übersetzung: David Goeßmann.