Griechenland wird als Pleitekandidat gehandelt
Mit der Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Griechenland geht die Angst vor einer Staatspleite in Euroland um
Dass die Finanzkrise sich mit aller Macht zurückgemeldet hat, zeigte schon die Dubai-Krise unmissverständlich. Doch nun sorgt Griechenland als möglicher Pleitekandidat mitten in Euroland für Aufregung. Die Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit des Landes gestern von "A-" auf schlappe "BBB+" herabgestuft. Das Land ist nur noch drei Stufen vom Junk-Niveau entfernt, an dem Island schon angelangt ist. Griechenland ist nun als erstes Euroland deutlich auf dem isländischen Weg. Offen darf nun von einer drohenden Staatspleite gesprochen werden, die sich seit gut einem Jahr abzeichnet.
Fitch ist vorgeprescht, nachdem die Ratingagentur schon Ende Oktober vor den gravierenden Problemen in Griechenland gewarnt hatte. Am Montag hatte auch Standard & Poor's (S&P) eine baldige Abstufung des Landes in Aussicht gestellt und es mit einem "Creditwatch Negative" versehen. So wird die Einschätzung bestätigt, die der Deutsche-Bank-Chef ausgesprochen hatte. Mit Blick auf Griechenland meinte sogar Josef Ackermann, nachdem die Regierung Dubais nicht für Dubai World einstehen wollte, weitere "Zeitbomben" tickten. In der Finanzkrise eher als Beschwichtiger bekannt warnte Ackermann vor weiteren bevorstehenden "Erschütterungen" auf den Finanzmärkten..
Mit der Herabstufung hat Fitch ein Beben an den Finanzmärkten ausgelöst. Die Börsen gingen weltweit auf Talfahrt und der Euro geriet noch stärker unter Druck, nachdem er sich nach einer Rede des US-Notenbankchefs Bernanke wieder stabilisiert hatte. Er rutsche unter die Marke von 1,48 zum Dollar. Der deutsche Leitindex DAX gab in Frankfurt um fast 1,7 % nach. Ähnlich notierten London, Paris und Madrid. Hatte sich die USA vom Dubai-Schock weitgehend unbeeindruckt gezeigt, drehten nun auch die US-Leitindizes deutlich ins Minus. Daran änderten auch die angeblichen positiven Zahlen vom Arbeitsmarkt und die Ankündigung eines weiteren Konjunkturpakets durch US-Präsident Obama nichts.
Griechenland ist nun das einzige Euro-Land, das nicht mehr mit "A" eingestuft ist. Mit dem neuen Rating ist die Finanzierung des Landes auch ein Problem für die Europäische Zentralbank (EZB), denn bisher akzeptierte die EZB "A-" als schlechteste Einstufung. Insgesamt wird die explodierende Staatsverschuldung für Griechenland nun noch teurer. Schon vor der Abstufung musste das Land für zehnjährige Staatsanleihen knapp 5 % Zinsen bieten, also fast 2 % mehr als Deutschland. Nun ist der Zinsunterschied (Spread) schon auf 2,3 % gestiegen, was die Staatspleite noch schneller näher bringt. Schließlich liegt die Verschuldung schon bei 125 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und die Neuverschuldung wird 2009 wohl bei 13 % an der Spitze Europas liegen. Dahinter kommen gleich Großbritannien, Irland und Spanien, bei denen die EU-Kommission 2009 ebenfalls Defizite im zweistelligen Prozentbereich erwartet. Irland und Spanien wurden bereits herabgestuft und das "AAA"-Rating für Großbritannien und die USA wackeln immer deutlicher.
Wegen der Betrügereien der konservativen Vorgänger haben die Euro-Finanzminister schon in der letzten Woche den Weg für ein schärferes Disziplinierungsverfahren gegen die Griechen geebnet, womit empfindliche Geldstrafen gegen das Land möglich werden. Die Sozialisten in Griechenland müssen damit nun ausbaden, dass die abgewählten Konservativen nicht einmal die Hälfte des realen Defizits nach Brüssel gemeldet hatten.
Auf die Sozialdemokraten der PASOK kommt nun auch die massive Wut in der Bevölkerung zu, die sich an weiteren Sparmaßnahmen verstärkt, die nun in Griechenland anstehen. So hatte schon der EZB-Chef Jean-Claude Trichet erklärt, die Lage sei "sehr schwierig" und "besonders herausfordernd". Er forderte "sehr schwierige und mutige, aber absolut nötige Entscheidungen" der griechischen Regierung. Er meint damit natürlich weitere massive Sparmaßnahmen. Doch in einer schweren Rezession bedeutet Sparen eben, dass das Land noch tiefer in der Rezession versinken wird, die Arbeitslosigkeit steigt… Bekannt ist das zum Beispiel aus der Weltwirtschaftskrise in Deutschland.
Das wird auch stärkeren sozialen Unruhen führen. Zwar hat Athen diese Tage nicht gebrannt, doch die Lage dürfte sich weiter zuspitzen und das Land könnte sich zu einem Pulverfass entwickeln. Streiks nehmen zu und es nicht ausgeschlossen, dass es alsbald erneut zu einem Generalstreik kommt, wie ihn die Gewerkschaften gegen die Konservativen erfolgreich durchgeführt hatten. Die PASOK-nahen Gewerkschaften sind noch zurückhaltend, kamen aber angesichts der Erhöhung des Renteneintrittsalters, den stagnierenden Löhnen und Renten und Privatisierungen schon bisher unter Druck. Der kommunistisch dominierte Gewerkschaftsverband PAME hatte schon einen Aktionsplan vorgeschlagen, der einen Generalstreik am 17. Dezember vorsah.