"Ich habe versucht, den US-Präsidenten vom Krieg abzuhalten"
Auch treue Vasallen wie der italienische Ministerpräsident Berlusconi setzen sich mit Nigergate von der Bush-Regierung ab
Mit Nigergate ist auch die italienische Regierung, zumindest der Geheimdienst Sismis mit den in den Fall verwickelt, der derzeit das Weiße Haus erschüttert ("Fitzmas in October"). Erst vor wenigen Tagen hatte die Zeitung La Repubblica eine Serie von Artikeln veröffentlicht, in denen nachgewiesen werden sollte, wie die gefälschten Dokumente über die angeblichen Kaufwünsche des Irak, ihren Weg von einem fingierten Einbruch in die Botschaft Nigers in Rom unter Umgehung des CIA direkt in die Hände von US-Vizepräsident Cheney mit seiner Lügenfabrik landeten (Fabrikation der Beweise für den Irak-Krieg).
Unübersehbar ist US-Präsident mitsamt seinem Vize Cheney schwer angeschlagen, nachdem sich die Invasion in den Irak als Fiasko erwiesen hat und nun auch noch einmal deutlich wird, dass am Beginn des Krieges ein Gespinst von Lügen stand, mit denen die Weltgemeinschaft, der Kongress und die US-Bürger systematisch überzogen wurden, um eine schon lange vor dem 11.9. gefassten Plan durch eine anscheinend günstige Gelegenheit umzusetzen.
Wenn die Macht bröckelt, verlassen diejenigen als erste das Schiff, die sich aus strategischen Interessen als treue Vasallen (Die Achse des neuen Europa konstituiert sich) angedient hatten. Tony Blair ist es unmöglich abzurücken, denn er steht zusammen mit Bush in der Mitte des Komplotts und hat die Fäden gezogen. Auch er ist in Nigergate (Niger als Projektionsfläche der Weltpolitik) verwickelt, schließlich hatte er in seinem ersten Waffendossier ebenfalls die angeblich vorhandenen Massenvernichtungswaffen nicht nur ohne Beweise groß aufblähen lassen, sondern hier auch von einem irakischen Atomwaffenprogramm gesprochen und Bush die Vorlage gegeben, die Information über das Uran aus dem Niger auf den britischen Geheimdienst zu schultern (Schwierige Suche nach Sündenböcken). Aznar, der andere europäische Vasall, ist bereits über seine Lügen gestürzt, die Anschläge von Madrid der ETA in die Schuhe schieben zu lassen, um die Beteiligung am Irak-Krieg, die von einem Großteil der Spanier abgelehnt wurde, herauszuhalten.
Bleibt eben noch Silvio Berlusconi, der nun offenbar sieht, dass es höchste Zeit ist, sich abzusetzen, nachdem er lange Zeit alle Unbill von Bush ferngehalten hatte, auch wenn Italiener im Irak davon betroffen waren (Wusste die italienische Regierung von der CIA-Entführung?, "Es war keine Straßensperre"). Es stehen Wahlen an, wirtschaftlich läuft es nicht so gut, die Opposition ist derzeit noch stark. Jetzt versichert er in einem Interview kurz vor seinem Treffen mit Bush in Washington, dass er Bush mehrere Male von der Invasion in den Irak abgehalten haben will. Der italienische Ministerpräsident und Medienmonopolist, der nach Gutdünken den italienischen Staat zum eigenen Vorteil umbaut, erklärt zudem, er sei nicht überzeugt gewesen, dass ein Krieg das richtige Mittel ist, um dem Irak die Demokratie zu bringen. Er habe sich immer darum bemüht, andere Wege als die militärische Intervention zu suchen. Von Berlusconis Büro wird überdies jede Verwicklung in die Fälschung von Dokumenten bestritten. Es habe auch kein Treffen zwischen dem Sismis-Chef und Stephen Hadley, dem damaligen zweiten Sicherheitsberater des Weißen Hauses, stattgefunden.
Öffentlich hatte der treue Berlusconi seine angeblichen Bedenken allerdings nie gemacht. Stets reihte er sich hinter Bush ein, bekräftigte die Legitimität des Kriegs und die Notwendigkeit, der US-Regierung bei ihrem Kampf gegen den Terrorismus beizustehen. Zwar marschierten italienische Soldaten nicht von Anfang an mit, aber nach der Einnahme des Landes stellte Berlusconi für die Koalitionstruppen 3000 Mann. Der Oppositionsführer Romano Prodi will hingegen die Soldaten abziehen.