Kampfdrohnen in der Hand von Militärs, Agenten, Terroristen und Familienvätern

Seite 6: 5. Terroristische Drohnen-Einsätze

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Mit Drohnen kann man aus der Distanz überraschend und zielgenau angreifen. Es kann daher nicht überraschen, dass sich Terroristen für diese Waffensysteme interessieren. Sie können damit geschützte Zielobjekte angreifen, die man mit einer (Auto-)Bombe nicht attackieren könnte. Ein UAV-Terrorist könnte clandestin aus der Deckung heraus operieren, hinterlässt am Tatort keine Spuren, umgeht bzw. überfliegt die städtische Videoüberwachung, hat bessere Fluchtmöglichkeiten und zugleich ein Alibi: Er wäre ja zum Zeitpunkt des Anschlags ein oder zwei Kilometer entfernt gewesen. Außerdem sind Drohnen fliegende Roboter, und Roboter kann man wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung juristisch nicht belangen. Eine terroristische Drohnenbedrohung hätte gravierende Auswirkungen auf den Personenschutz von Politikern. Schon heute werden die Orte von Gipfeltreffen quasi zu einer temporären Luftverteidigungsstellung ausgebaut. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich schon mehrere Terrorgruppen an Anschlägen mit Drohnen versucht haben:

RAF gegen Franz-Josef Strauß (1977)

Schon vor über 35 Jahren planten Terroristen zum ersten Mal einen Anschlag mittels einer Drohne. Im Jahre 1969 zog Franz-Josef Strauß mit seiner Familie von Rott am Inn nach München in ein abgesperrtes Apartment im 14. Stock eines Hochhauses. In einem Gebäude gegenüber bezog Verena Becker eine konspirative Wohnung, um "FJS" mit Ferngläsern auszuspähen. So plante die Rote Armee Fraktion (RAF) im Jahr 1977 einen Mordanschlag auf den damaligen Bundestagsabgeordneten und CSU-Vorsitzenden mittels einer ferngesteuerten Drohne mit Sprengstoff. Entsprechende Aufzeichnungen fanden sich im so genannten "Tagebuch" der Verena Becker. Der Waffentechniker der Truppe war damals Peter-Jürgen Boock, der sich zum geplanten Drohnen-Anschlag aber bisher nicht im Detail geäußert hat. Ob sich Frau Becker darüber hinaus an dem Anschlag auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback am 7. April 1977 aktiv beteiligte und schon damals eine "V-Frau" des Berliner Landesamtes für Verfassungsschutz war, konnte auch nach 35 Jahren in einem Prozess im vergangenen Jahr noch nicht abschließend geklärt werden.

Nachdem die Anschlagspläne gegen Strauß bekannt wurde, zog die Familie in einem Bungalow bei München. Seine Tochter Monika Hohlmeier erinnert sich: "Als 1976 Terroristen eine konspirative Wohnung direkt gegenüber dem Hochhaus, in dem die Wohnung unserer Familie lag, anmieteten, um jede Bewegung von uns auszuspionieren, zogen wir fast fluchtartig in den Rohbau des nur wenige Kilometer entfernten und besser abzusichernden neuen Einfamilienhauses um. Die Ziele der Terroristen scheiterten: Die Entführung meines Vaters Franz Josef Strauß oder eines Mitgliedes der Familie misslang dank der hervorragenden Absicherung unserer Familie durch die bayerischen Sicherheitsbehörden - und die hohe Aufmerksamkeit meiner Mutter."

Aufklärungsdrohnen der Hisbollah (seit 2002)

Seit 2002, zumindest aber seit 2004 beliefert die iranische Regierung die Hisbollah mit Drohnen vom Typ Ababil-T, die diese unter der Bezeichnung Mirsad-1 einsetzen. Die an die Hisbollah gelieferten UAV dienen zumindest der Aufklärung, ob die Hisbollah auch über eine bewaffnete Version verfügt, ist hier nicht bekannt. Die Drohne hat bei einer Länge von 2,9 m und einer Spannweite von 3,25 m ein Gewicht von 83 kg. Auf die Nutzlast entfallen 40 bis 45 kg. Die Reichweite beträgt 240 km bei einer Flugdauer von maximal 90 Minuten. Die Drohnen fliegen einen vorprogrammierten Kurs ab und erreichen eine Geschwindigkeit von 300 km/h.

Am 7. August 2006 konnte ein israelisches Kampfflugzeug F-16C eine dieser Drohnen 10 km vor der Küste von Haifa mittels einer Python-5-Jagdrakete abfangen. Eine weitere Drohne stürzte in Folge eines technischen Fehlers ab.

Am 6. Oktober 2012 setzte die Hisbollah eine (Aufklärungs-)Drohne ein. Die israelische Luftabwehr schoss das Fluggerät über der Negev-Wüste ab. Die Drohne steuerte vermutlich das israelische Atomkraftwerk und Atomwaffenlager in Dimona an. Hisbollah-Chef Sayyed Nasrallah erklärte dazu: "Sie flog Hunderte von Kilometern über das Meer, bis sie in den feindlichen Luftraum eindrang und dort im südlichen Teil der besetzten Gebiete Dutzende von Kilometern über wichtige Einrichtungen und Stützpunkte flog, bevor sie über Dimona vom Feind abgeschossen wurde."

Am 25. April 2013 schoss die israelische Luftwaffe erneut eine Drohne vor der Küste in der Nähe von Haifa ab. Die Drohne soll ebenfalls von der Hisbollah eingesetzt worden sein, was diese dementierte.

Libanonkrieg (2006)

Während des Libanonkrieges vom 12.7. bis 14.8.2006 (Operation SOMMERREGEN) verübte die Hisbollah einen Angriff auf ein israelisches Schnellboot. Am 14. Juli beschossen sie mit einer Cruise Missile vom Typ C-802 Noor die INS Hanit (Sa´ar-5-Klasse). Das Boot wurde schwer beschädigt; vier Matrosen kamen ums Leben.

Model der C-802A auf der Farnborough International Air Show 2010. Bild: MilborneOne. Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Die C-802 Noor ist ein iranischer Nachbau der chinesischen Yingji-82, die der Schiffsbekämpfung dient. Bei einer Länge von 6,4 m hat sie ein Gewicht von schätzungsweise 715 kg, allein der Sprengkopf wiegt 165 kg. Ihre Geschwindigkeit beträgt 1,100 km/h, die Reichweite liegt bei 120 km.

Anschlagspläne in den USA und Deutschland (2008)

"Abdulmalek Kenyatta" alias "Abdul Melik" alias Christopher Paul (gebürtiger Name: Paul Kenyatta Laws) ist amerikanischer Staatsbürger. Er wohnte in Columbus (US-Bundesstaat Ohio). In den Jahren 1990/1991 absolvierte er eine Mudschahed-Ausbildung im Beit Ul Ansar-Quartier (im pakistanischen Peschawar) und im Farouk-Camp (Afghanistan). Hier schloss er sich 1991 der al-Qaida an und lernte angeblich auch Osama Bin Laden persönlich kennen. Außerdem traf er hier erstmals mit Muhammadou Ould Slahi zusammen. Im Jahr 1993 reiste Paul nach Deutschland, Österreich, Slowenien und Kroatien. In den Jahren 1993 bis 1995 beteiligte er sich wiederholt am Bosnienkrieg.

Er hielt sich 1997/98 und erneut vom 16. April 1999 bis mindestens Januar 2000 mehrfach kurz in der BRD - vermutlich im Duisburger Raum - auf, um Gesinnungsgenossen im Umgang mit Sprengstoff, Autobomben, ferngesteuerten Modellbooten oder in der Schleusung von Dschihadisten auszubilden. Zu seinen Schülern zählten Ababri Abdelilah und Karim Mehdi, wahrscheinlich auch Christian Ganczarski und Muhammadou Ould Slahi. Seine deutschen Kontaktpersonen wollte er für Anschläge auf US-Einrichtungen (Botschaften, US-Militärstützpunkte, etc.) oder auf amerikanische Touristen in Europa anwerben.

In den USA stand Christopher Paul in Kontakt mit Lyman Faris, der die Brooklyn-Brücke in New York in die Luft sprengen wollte, und Nuradin M. Abdi, der einen Anschlag auf eine Einkaufstraße in Columbus plante. Christopher Paul wurde am 11. April 2007 in Ohio durch die Joint Terrorism Task Force des FBI festgenommen. Er soll Sprengstoffanschläge mit einer Hubschrauber-Drohne und mit ferngesteuerten Modellbaubooten geplant haben. Diese wollte er mit dem Sprengstoff C-4 bewaffnen. So wurden bei ihm mehrere einschlägige Bücher ("Home Made C-4: A Recipe for Survival", "Smart Bombs Improvised Sensory Detonation Techniques and Advanced Weapons Systems", etc.) beschlagnahmt.

In der Anklageschrift des U.S. District Court For The Southern District of Ohio Eastern Division vom 7. April 2011 heißt es:

Beginning in 2006 and continuing thereafter, defendant CHRISTOPHER PAUL conducted research on the following items:

i. remote controlled boats
ii. gas, nitro-fueled radio controlled boats
iii. remote controlled, 5-foot long, helicopter
iv. flight-simulator computer programs, including how to fly large, commercial, passenger aircraft.

Im Februar 2008 verurteilte ihn das Gericht zu einer Haftstrafe von 20 Jahren.

Explosion im Gazastreifen (2003)

Im Februar 2003 kam es im Gazastreifen zu einer Explosion, bei der sechs Palästinenser ums Leben kamen. Anschließend erklärte die Hamas, ihre Mitglieder hätten geplant mit einer ferngesteuerten Drohen Ziele in Israel anzugreifen. Anscheinend war die dafür vorgesehene Sprengladung vorzeitig detoniert.

Beschaffung von Material (2006)

Ali Asad Chandia wurde 1976 in Lahore (Pakistan) geboren. Im Jahr 1994 immigrierte er in die USA. Hier wurde er Lehrer an der Moslemschule der Dar-us-Salaam-Moschee in College Park (Maryland). Er unterhielt Kontakt zu Ali al-Tamimi, dem Leiter des so genannten Virginia Jihad Network. Außerdem war er seit 2001 Mitglied der pakistanischen Terrororganisation Lashkar-e-Taiba (LeT). Dem LeT-Mitglied Mohammed Ajmal Khan half er, mehrere Drohnen zu erwerben. Nicht zuletzt versuchte Ali Asad Chandia ein computergestütztes Steuerungssystem für Drohnen zu beschaffen, mit dem vorprogrammierte GPS-Punkte angesteuert werden könnten.

Am 8. Mai 2003 wurde Ali Asad Chandia im US-Bundesstaat Maryland festgenommen. Am 6. Juni 2006 verurteilte ihn ein Gericht zu einer Haftstrafe von 15 Jahren.

Geplante Anschläge in Washington (2011)

Rezwan Ferdaus stammt aus Ashland bei Boston (Maryland). Er studierte Physik an der Northeastern University in Boston. Seit Anfang 2010 gilt er als Mitglied von Al-Qaida. Zunächst kaufte er acht Handy und baute sie zu elektronischen Zündern für Bomben um, die er an FBI-Agenten verkaufte, die sich als Dschihadisten ausgaben.

Seit Januar 2011 plante Rezwan Ferdaus Sprengstoffanschläge mit drei Drohnen gegen das Pentagon und das US-Kapitol in Washington. Dazu reiste er im Mai 2011 nach Washington, um seine Zielobjekte auszukundschaften und Fotos zu schießen. Die Agent provocateurs des FBI "halfen" ihm bei der Beschaffung von einem Modellflugzeug, 11 Kilogramm eines vermeintlichen Sprengstoffes, drei Handgranaten(-attrappen) und sechs nicht funktionsfähigen Handfeuerwaffen vom Typ AK-47 Kalaschnikow.

Bei der Drohne handelte es sich um ein handelsübliches Flugmodell des amerikanischen Jagdflugzeuges F-86 Sabre mit einer Länge von 2 Metern. Dieses Modell kostete knapp 200 Dollar. Bei einem zweiten Exemplar handelte es sich um das Modell einer F-4 Phantom II. Ferdaus wollte die Drohnen mit Sprengstoff C-4 ausrüsten und mittels einer GPS-Lenkung ins Ziel steuern. Die Fluggeräte lagerte er in einem Lagerraum in Framingham in Massachusetts. In einem abgehörten Gespräch mit einem Uncercover-Agenten erklärte Ferdaus: "It´s a small, drone aircraft that would be programmed at that target and it can just hit that … a model airplane that can carry a good enough payload and it will detonate on impact." Außerdem wollte er eine Terrorzelle aus insgesamt sechs Mann aufbauen, die die Flüchtenden nach dem Sprengstoffanschlag erschießen sollten.

Einen Monat nachdem Ferdaus die F-86 vom FBI bezogen hatte, nahmen die amerikanischen Sicherheitsbehörden ihn am 28. September 2011 in Ashland fest. Im Sommer 2012 wurde Rezwan Ferdaus nach einem Geständnis zu einer Haftstrafe von 17 Jahren verurteilt.

Geplanter Anschlag auf Einkaufszentrum in Spanien (2012)

Im Jahr 2012 plante eine islamistische Zelle in Südspanien einen kombinierten Sprengstoffanschlag mit ferngesteuerten Drohnen und motorisierten Paraglidern. Zu der Zelle gehörten die beiden Tschetschenen Ahmed Avar alias "Eldar Magomedov" und Muhammad Ankari Adamov sowie der Türke Cengiz Yalcin. Die beiden Tschetschenen übersiedelten im Winter 2011/2012 von Russland nach Frankreich. Allerdings stellten die Terroristen fest, dass die Beschaffung von Sprengstoff in Spanien möglicherweise einfacher wäre als in Frankreich. So kam es schließlich zum Kontakt mit Cengiz Yalcin.

Ahmed Avar hat eine interessante Biographie: Er war Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije (GRU). Hier diente er bei den Sondereinheiten für Guerillakriegführung bzw. Terrorismusbekämpfung Voyska spetsialnogo naznacheniya (SPETSNAZ). Er machte eine Ausbildung zum Scharfschützen und kannte sich im Einsatz von Gift aus. Nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst schloss er sich den Mudschahidin von der pakistanischen Lashkar-e-Taiba (LeT) an. Er absolvierte Trainingscamps in Pakistan und Afghanistan. Von 2008 bis 2011 kämpfte er in Waziristan und - gegen seine früheren "Kameraden" - in Dagestan.

Auch Muhammad Ankari Adamov kämpfte in Afghanistan. Er gilt als Sprengstoffexperte. Die russischen Sicherheitsbehörden haben ihn im Verdacht, im Januar 2011 an dem Sprengstoffanschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedovo (35 Tote) beteiligt gewesen zu sein.

Über Yalcin ist wenig bekannt geworden. Früher arbeitete er sieben Jahre lang als Bauingenieur in Gibraltar. Er gilt als der Logistiker der Terrorzelle. Ein bei Yalcin beschlagnahmtes Video zeigt, wie er eine Drohne (Länge ca. 3 Meter) steuerte, von der mindestens zwei (Sprengstoff-)Pakete abgeworfen wurden. Außerdem wurden bei ihm drei Paraglider und eine größere Menge Sprengstoff sichergestellt. Alle drei absolvierten in Algericas eine Ausbildung im Paragliding.

Ziel des Anschlags war das Einkaufszentrum Puerta de Europa in La Línea de la Concepción an der spanischen Grenze zur britischen Kronkolonie Gibraltar. Um das Ziel auszuspähen, machte Yalcin Luftaufnahmen von dem Einkaufszentrum. Der Anschlag sollte während der Olympischen Spiele in London durchgeführt werden. Weil der türkische Tatverdächtige in der Provinz Cádiz wohnte, vermuteten die spanischen Ermittler, dass möglicherweise ein zweiter Anschlag auf die amerikanische Militär- und Spionagebasis in Rota verübt werden sollte.

Es ist nicht bekannt, wann die Sicherheitsbehörden auf das Kommando aufmerksam wurden. Sicher ist, dass die französischen Sicherheitsbehörden durch Abhöraktionen auf die Aktivitäten der Tschetschenen aufmerksam wurden und im Mai 2012 den spanischen Auslandsnachrichtendienst Centro Nacional de Inteligencia (CNI) unterrichteten. An den Ermittlungen gegen das Terrortrio waren neben den spanischen Behörden auch die Sicherheitsdienste der USA, des Vereinigten Königreichs, Frankreichs und Russlands beteiligt. Am 1. August 2012 nahm die Grupo Especial de Operaciones (GEO) die beiden Tschetschenen bei ihrer Rückfahrt nach Frankreich an der Busstation in Almuradiel fest. Einen Tag später wurde auch der Türke festgenommen.

Irakische Zelle plante angeblich Chemieangriff mit Drohnen (2013)

Der Sprecher des irakischen Verteidigungsministeriums Generalmajor Mohammed al-Askari teilte am 1. Juni 2013 mit, die Sicherheitsbehörden hätten nach dreimonatigen Ermittlungen eine Al-Qaida-Terrorzelle mit fünf Mitglieder ausgehoben, die Drohnenangriffe mit einem chemischem Kampfstoff (Chlor, Senfgas, Sarin oder angeblich auch VX) geplant hätten. Die Festnahmen erfolgten durch die Sondereinheit Falken des militärischen Nachrichtendienstes. Gleichzeitig habe man zwei Chemiewaffenlabore in Bagdad und einer weiteren Stadt entdeckt. Die Namen der Beschuldigten und die Adressen der Labore wurden nicht genannt. Bei einer Pressekonferenz in Bagdad am 2. Juni 2013 wurden der Presse zahlreiche Utensilien aus einem chemischen Labor vorgeführt. Auch drei Modellhubschrauber waren dabei, allerdings handelte es sich lediglich um kleine Modelle ohne Tragkraft, wie sich auch in Spielzeugabteilungen europäischer Kaufhäuser preiswert angeboten werden. Ein Chemieangriff - wie von den irakischen Sicherheitsbehörden behauptet - wäre mit den beschlagnahmten Helicoptern völlig unmöglich gewesen. Außerdem soll die Zelle Kontakte nach Nordamerika und Europa gehabt haben.

Tunesische Studenten aus Stuttgart planten Anschlag (2013)

Im Rahmen der Operation QUAX nahm das Landeskriminalamt Baden-Württemberg am 25. Juni 2013 zwei Personen aus Tunesien fest, die an der Universität in Stuttgart-Vaihingen studierten. Dabei handelt es sich u. a. um Mohamed A. aus Stuttgart, der Luft- und Raumfahrftechnologie studierte, und Zied B. aus Fellbach (Nürnberger Straße), der seit 2009 Maschinenbau studierte. Sie besuchten das Islamische Zentrum in Stuttgart und galten als "ansalafiert". Beide Studenten stehen im Verdacht, dass sie eine Drohne für einen Anschlag bauen wollten. "Die Studenten lernen bei uns, so etwas zu konstruieren, zu bauen und zu steuern. Wer kriminelle Energie hat, kann sich die Teile überall kaufen," erklärte ein Uni-Sprecher.

Das amerikanische FBI hatte die deutschen Sicherheitsbehörden im Mai 2012 auf die beiden Studenten aufmerksam gemacht. Für die Ermittlungsbehörden blieb unklar, was die beiden Studenten tatsächlich beabsichtigten: Wollten sie eine Drohne bauen oder sich am Dschihad in Syrien teilnehmen oder ihr Studium regulär abschließen. Möglicherweise wussten die Terrorverdächtigen selbst nicht so genau, was sie wollten. In dem internen BKA-Dokument "Gefährdung durch mögliche terroristische Nutzung von Modellflugzeugen/Drohnen" (VS-NfD) vom Dezember 2012 heißt es, "dass der radikal-islamistisch eingestellte Beschuldigte sich für den Bau und die Funktion von UAV, Sprengmitteln und die Steuerung von Fluggeräten sowie eine mögliche Gewichtszuladung interessiert".

"Wir wollten wissen, ob das nur Fantasien waren, oder ob konkret eine Gefahr bestand," erklärte ein Ermittler frustriert. Offensichtlich ist die Beweislage ziemlich dürftig, so erging kein Haftbefehl. Jedenfalls ermittelt der Generalbundesanwalt weiter wegen "Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat", so seien die beiden Männer verdächtigt, "sich gezielt Informationen und Gegenstände für die Begehung von radikal-islamischen Sprengstoffanschlägen mit ferngesteuerten Modellflugzeugen zu beschaffen", wie es in einer Pressemeldung vom 25. Juni 2013 hieß.

Aktuell sind zwölf Ermittler mit der Auswertung der beschlagnahmten Computerdateien und "technischen Gegenstände" etc. beschäftigt. Gegenüber der Presse behauptete Siad B., er habe nie mit Modellflugzeugen gearbeitet. Mohamed A. lebt heute in Belgien, wo er an einem Institut für Raumfahrttechnik in der Nähe von Brüssel an seiner Dissertation arbeitet.

Gleichzeitig mit den beiden Studenten wurden vier bis fünf Kontaktpersonen im Raum Stuttgart, in München-Olympiadorf und in Sachsen vorübergehend festgenommen. Sie sollen Kontakt zu den beiden Studenten gehabt und Geld für den Dschihad gesammelt haben. Die deutsche Polizei beschlagnahmte 16.000 Euro.

Sonstige

In Nürnberg wurde 2007 ein irakischer Staatsbürger, der als Sympathisant der Ansar al-Islam Behörden bekannt war, dabei beobachtet, dass er Flugübungen mit einem ferngesteuerten Modellflugzeug durchführte. Der Vorfall erwies sich als harmlos.

Im Jahr 2011 veröffentlichte ein deutscher Konvertit aus Oberbayern auf der Webseite Islambruederschaft.com einen Artikel über Drohnenangriffe. Man müsse "neue Waffen" im Kampf gegen die Ungläubigen entwickeln, forderte der Autor.

Außerdem gibt es noch den Fall eines syrischen Studenten der Elektro- und Informationstechnik an der Uni Bremen. Dieser trat 2012 einem Modellbau-Club bei und übt seitdem mit seinem Flugmodell fleißig in der Nähe des Bremer Flughafens. Die Frage, ob der Student ein Islamist ist oder nicht und ob er sich auf den Dschihad in Syrien vorbereitet oder nicht, ist ungeklärt.

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