Live auf dem roten Planeten

- aber die Wünsche reichen weiter

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Wir waren dabei ...

Heute abend, am symbolträchtigen Independence Day, wird die amerikanische Raumsonde Pathfinder mit dem Rover Sojourner auf dem Mars landen - und die weltweite Internetgemeinde hat die Möglichkeit, mehr oder weniger live an diesem Spektakel, wenn es denn eines sein sollte, teilzunehmen. Jetzt sitzen wir also nicht mehr vor dem Fernseher wie einst bei der ersten Mondlandung, sondern vor dem Computerbildschim und testen, ob dieses weltweite Live-Ereignis nicht zu einem großen Warten wird. Zwar wird die Site der Mars Pathfinder Mission von vielen Instituten und Firmen gespiegelt, um den Ansturm zu handhaben, aber es bleibt doch ein Experiment für das Internet als Live-Massenmedium. In Deutschland wird die Site gespiegelt von ESO-GERMANY. Ansonsten zeigt die Verteilung mitunter auch, wie der Cyberspace in der wirklichen Welt verankert ist. Während es in Europa neben der BRD auch in Frankreich, Rußland und Dänemark sowie in Japan, Australien und sogar Uruguay gespiegelte Sites gibt, ist der afrikanische Kontinent und der mittlere Osten zumindest eine Pathfinder-Wüste.

In der Atacama-Wüste von Chile fährt inzwischen bereits der nächste mobile Teleroboter mit dem Nomad unter den Augen der Internetgemeinde umher. 200 Kilometer soll er in einer Umgebung aus lockerem Sand, Steinen und Erhebungen hinter sich bringen, die dem Gelände auf dem Mond oder anderen Planeten gleicht. In voraussehbarer Zukunft werden, so die Entwickler, die Erforscher anderer Welten Roboter sein. Gesteuert wird Nomad über Satelliten. Er kann 360 Grad Panoramabilder liefern, besitzt vier weitere Stereokameras und kann, wenn die Kommunikation mit dem Carnegie Science Center ausfällt, seinen Weg auch mit Navigationssensoren selbstständig finden. Ein Ziel dieses Projekts ist, ähnlich wie beim Pathfinder, die weitgehende Einbeziehung der Öffentlichkeit. Schließlich soll der NASA das Geld nicht noch weiter gekürzt werden. 1993 allerdings sollte der achtfüßige Gehroboter Dante in den Krater von Mount Erebus krabbeln. Schon nach ein paar Metern blieb er stecken, weil die Kommunikation abbrach

Und im September wird bereits die nächste Sonde Global Surveyor:mgs-www.jpl.nasa.gov/ in eine Umlaufbahn um den Mars eintreten, um Daten über die Oberfläche, die Atmosphäre und die magnetischen Eigenschaften des Mars zu liefern.

Seit die NASA im letzten Sommer ihren Meteoriten mit den angeblichen Spuren bakteriellen Lebens der Öffentlichkeit präsentiert hatte, wurde der Mars und die Raumfahrt wieder zu einer Attraktion. In der Techno-Szene freilich - vgl. die Beiträge zum Müdigkeitsschwerpunkt von Freyermuth, More und Ascott - gilt die Raumfahrt und vor allem die Besiedlung des Raums schon länger als neue Frontier. Man kann sich beispielsweise an Diskussion an einer virtuellen Marsakadamie beteiligen und Gleichgesinnte finden oder sich am 4. Juli virtuell oder real einem Fest der National Space Society anschließen, um die Mars Madness zu teilen. Das Ergebnis, so die Space Society, werde eine der ebsten Parties sein, die dieser Planet jemals erlebt hat. "Mars Madness ist eine Feier unserer Zukunft auf dem roten Planeten, da wir mit Überlegungen zu dessen Kolonialisierung beginnen."

Robert Zubrin von der NASA hat sich darin am stärksten hervorgetan und die Kolonialisierung des Raums als beste Möglichkeit propagiert, wie Amerika wieder sich moralisch, wirtschaftlich und technisch wieder aufrüsten und eine Nation von Pionieren bleiben könne - die Avantgarde der Menschheit. Auch wenn der Mars nicht gerade einladend wirke, so habe er doch alles, was man brauche, um ihn zu einem Planeten mit Leben und so zum Aufenthaltsort mit dem Menschen zu machen. Für einen Stadtmenschen, so Zubrin, sei auch eine arktische Landschaft wie ein Wüste, während sie für einen Eskimo "reichhaltig" wäre. Alles, was man für die ersten Schritte brauche, sei die vorhandene Technologie, etwas von der Chemie des 19. Jahrhunderts und ein bißchen Schwung.

Zubrin hat auch bereits vorgeschlagen, wie man den Mars zu einem bewohnbaren Planeten umwandeln könne. Er nennt das "terraforming". Die Marsatmosphäre könne man künstlich durch Fabriken, orbitale Spiegel oder Asteroiden aufwärmen. Dann müsse noch genügend Sauerstoff freigesetzt werden, das in den Eisflächen des Mars gebunden sei - und schon könne sich Leben ansiedeln und der Planet grün werden. Es gibt Gerüchte, daß die NASA in einer Studie eine Reihe von unbemannten und bemannten Flügen zum Mars vorhat, so daß die ersten Menschen 2010 auf dem Mars landen soll. Kosten würde dies etwa 40 Milliarden Dollar. Zunächst sollen unbemannte Flüge Ausrüstung auf den Mars bringen, dann sollen die ersten Menschen folgen, um Treibstoff zu fabrizieren und die ersten Unterkünfte zu bauen. 2016 soll dann ein permanenter Aufenthalt auf dem Mars möglich sein.

Schöne Aussichten für die Avantgarde der Menschheit, wenn man die Schwierigkeiten der Raumstation MIR ansieht. Zum Mars braucht man immerhin neun Monate und nicht nur ein paar Tage ...