Regierung vernichtet Wind-Arbeitsplätze

Seite 2: Hurrikan "Lorenzo"

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Ein kleiner Nachtrag zur globalen Klimaaktionswoche: Aus Indien berichtet FridyasForFuture_India auf Twitter, dass sich dort mehr als 173.000 Menschen zwischen dem 20. und 27. September an Kundgebungen und Demonstrationen in 91 Städten und Dörfern beteiligt haben.

Einige Bundesstaaten werden derzeit von den schlimmsten Überschwemmungen seit 25 Jahren heimgesucht. Wie India Today schreibt sind bereits 141 Todesopfer zu beklagen. In Mumbai sei der seit 61 Jahren geltende Niederschlagsrekord gebrochen worden.

Unter schweren Überschwemmungen leidet derzeit auch Großbritannien, wie unter anderem BBC berichtet. In den nächsten Tagen wird es sicherlich vor allem im Norden ziemlich ungemütlich werden.

Dann wird dort nämlich - abgeschwächt aber immer noch sehr viel Niederschlag im Gepäck - Hurrikan "Lorenzo" eintreffen. Auch er stellt einen neuen Rekord auf. Nie zuvor seit dem derlei systematisch beobachtet werden kann, hatte sich ein Hurrikan der Stufe 5, also der höchsten, soweit östlich gebildet und seinen Kurs auf Europa genommen. Näheres beim Deutschen Wetterdienst.

Jobverluste, von denen keiner redet

Der Stellenabbau in der Windindustrie geht weiter. Der Fachinformationsdienst IWR berichtet von geplanten Entlassungen bei Vestas und Siemens-Gamesa. Der dänische Weltmarktführer Vestas will ausgerechnet am Standort in Lauchhammer, wo Rotorblätter hergestellt werden, 500 Personen vor die Tür setzen.

Der Ort liegt nahe dem Lausitzer Braunkohlerevier, also in einer wirtschaftlich ohnehin gebeutelten Region, die dringend neue Arbeitsplätze außerhalb des Braunkohlesektors braucht. Als Grund für die Entlassungen wird laut Lausitzer Rundschau die "veränderte Lage am Markt" angegeben. Betroffen sollen vor allem Leiharbeiter und mit befristeten Verträgen Beschäftigte sein.

Die ausgehende brandenburgische Landesregierung aus SPD und Linken hatte ihre Ausbauziele für die im Lande von der Rechten und der extremen Rechten heftig angefeindete Windkraft zurückgefahren. Hinzu kamen Entwicklungen auf der Bundesebene, die den Ausbau zwischen Rhein und Oder inzwischen fast vollständig zum Erliegen gebracht haben. Mit ihrem jüngsten Klimapäckchen hat die Bundesregierung mit einer generellen 1000-Meter-Abstandsregelung sogar noch weitere Hürden für den Ausbau erreichtet.

Der Ausbau der Windenergie liegt am Boden. Bis August waren erst Anlagen mit einer Gesamtleistung von 450 Megawatt installiert. Um auch nur die unzureichenden Ziele der Bundesregierung zu erreichen, müssten bis 2030 jährlich rund 5000 MW installiert werden. Grafik: Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme

Auch Dänemark betroffen

Bei Siemens Gamesa sollen bis zu 600 Arbeitsplätze im norddänischen Aalborg und im südlich davon gelegenen Brande wegfallen. Verschiedene Produktionslinien sollen ganz eingestellt werden. Auch hier sind zunächst vor allem die ohnehin prekär Beschäftigten betroffen. Als Grund wird der wachsende Wettbewerbsdruck und das Sinken der Margen genannt.

Siemens hatte 2004 in Dänemark den Hersteller Bonus Energy übernommen und damit seinen Einstieg in das Geschäft mit Windrädern gemacht. Zur gleichen Zeit erwarb der Konzern AN Windenergie aus Bremerhaven und verschmolz die beiden Unternehmen. Bonus Energy war seinerzeit die Nummer fünf auf dem Weltmarkt.

2017 fusionierte das Unternehmen mit dem spanischen Hersteller Gamesa zur Siemens Gamesa AG. Damit rückte es an die Weltmarktspitze auf, wo es sich seit dem mit Vestas abwechselt. Bei der Fusion erhielt die Siemens AG 59 Prozent der Anteile an dem neuen Unternehmen. 41 Prozent wurden den ehemaligen Gamesa-Aktionären zugesprochen.

Derweil hängt der im Konkursverfahren befindliche deutsche Hersteller Senvion (ehemals Repower, davor unter anderem Husumer Schiffswerft) mit Standorten in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Portugal weiter in der Luft. Für die Fortsetzung der Produktion gibt es keine Chancen mehr, aber für die Übernahme des Servicebereichs hat Siemens Gamesa Interesse gezeigt. Auf jeden Fall gehen aber wohl an die 1000 Arbeitsplätze verloren. Der Grund: Eine Mischung aus zu geringem Absatz und Verlusten zum einen aufgrund von Managementfehlern, zum anderen aufgrund des wachsenden Kostendrucks.

Windausbau abgewürgt

Dass es noch nicht zu mehr Zusammenbrüchen gekommen ist, liegt einzig am Export, der im Durchschnitt deutlich über 50 Prozent des Geschäfts ausmacht. Wie es auch im Inland wieder besser laufen könnte, hat am Dienstag die deutsche Sektion des World Wide Fund for Nature in einem Positionspapier beschrieben. Das ist insofern bemerkenswert, als das Hauptanliegen des WWF, der Naturschutz, gerne von Windenergiegegnern gegen den Bau neuer Anlagen ins Feld geführt wird.

Der WWF will sich dafür allerdings offenbar nicht vereinnahmen lassen, sondern fordert raschen Ausbau mit Augenmaß:

Die Bundesregierung steht in der Pflicht, schnell deutlich mehr Windräder zuzubauen und den Ausbau naturverträglich zu gestalten. Dabei stellen pauschale Abstandsregelungen, wie im Klimakabinett beschlossen, weder für mehr Akzeptanz noch für den Artenschutz eine sinnvolle Lösung dar und verhindern den Ausbau, statt ihn voranzutreiben.

Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland

Der Artenschutz dürfe nicht für die Verhinderung der Windenergie instrumentalisiert werden. Vielmehr brauche es gezielte Schutzmaßnahmen für sensible Arten, aber auch eine verbesserte Regionalplanung, die auch die aus der industrialisierten Landwirtschaft herrührenden Belastungen für die Artenvielfalt minimiert.

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