Solidarität mit Israel: Von Merkels Staatsräson bis zu US-Evangelikalen
Seite 2: US-amerikanische Evangelikale und Israel
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Aber US-Amerikaner mit jüdischen Wurzeln sind nicht die einzige Gruppierung, die sich um Israel Sorgen macht und erhebliche Geldmittel bereitstellt. Seit Jahrzehnten sind es die evangelikalen christlichen Gemeinden, was nicht immer so war.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein waren die USA ein betont christliches, ganz überwiegend protestantisches Land, das die historischen Vorurteile gegen das Judentum von Europa übernommen hatte.
Endzeitglaube und Unterstützung für Israel
Der Judaismus hatte Jesus nicht als den Messias anerkannt und daraus folgte politisch, dass sogar nach der sogenannten Reichskristallnacht 1938 vielen jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland und Österreich die Aufnahme verweigert wurde.
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Die US-amerikanischen Evangelikalen sind bis heute nicht unbedingt die besten Freunde Israels, aber das Gelobte Land spielt in ihrem Glauben an das jüngste Gericht und die davor prophezeite kriegerische Endzeit dem Armageddon eine zentrale Rolle. Für die Wiederkehr Christi müssen Juden im Heiligen Land leben, deshalb wird auch viel Geld für die Siedlungen im Westjordanland gespendet.
Laut einer Studie von 2010 glauben 40 Prozent der Amerikaner an die Wiederkehr Christi bis spätestens 2050 -unter den Evangelikalen mit 58 Prozent noch deutlich mehr.
Die Verbreitung des Endzeitglaubens in den USA
Dieser Glaube an die Wiederkehr breitete sich in den USA gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus und war auch die Grundlage für den christlichen Fundamentalismus der 1920er-Jahre.
In Deutschland ist dagegen die Entchristianisierung so weit fortgeschritten, dass sich auch kirchentreue Gläubige solche Endzeit-Szenarien kaum vorstellen können.
Um den Unterschied besser zu verstehen, muss man einmal in amerikanischen Gottesdiensten verschiedener Denominationen die inbrünstige Gläubigkeit und das Gemeinschaftsgefühl in den Gemeinden miterlebt haben.
Die Verbindung zwischen Evangelikalen und israelischer Politik
Dann überrascht den deutschen Beobachter auch nicht ein Artikel des US-Magazins The Nation. Durchaus kritisch beleuchtet der Beitrag die Verbindungen zwischen einem der einflussreichsten religiösen Wortführer, dem texanischen Evangelisten John Hagee und dem israelischen Ministerpräsidenten Benyamin Netanyahu.
Hagee ist der Gründer der nach eigenen Angaben zehn Millionen Mitglieder starken Pro-Israel Gruppe "Christians United for Israel" (CUFI), die nur Stunden nach dem Hamas-Angriff am 7. Oktober auf X einen Aufruf zur Unterstützung Israels postete.
In einer anschließenden Predigt in seiner Kirche in San Antonio verlangte er von den USA die Vernichtung des Iran, weil dieser gegen Israel agiere und weil die Existenz Israels unabdingbare Voraussetzung für die Endzeit-Prophezeiungen der Bibel, Armageddon, das Jüngste Gericht und die Wiederkehr Christi sei.
Popularisiert wurde der Endzeitglaube seit 1970 auch durch den Bestseller "The Late Great Planet Earth" von Hal Lindsay, der eine ganze Literaturgattung begründete.
Israels Beziehung zu den USA und die Rolle des Iran
Für den Politiker Netanyahu spielen die alttestamentarischen Prophezeiungen vermutlich keine Rolle, wohl aber der Einfluss der evangelikalen Partner auf Kongress und Senat in Washington.
Der Wahlsieg von Donald Trump 2016 hatte die Evangelikalen noch einmal ein entscheidendes Stück näher an die Republikanische Partei herangerückt und trug zu mehr als symbolischen politischen Entscheidungen bei.
Darunter waren die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem und die Abraham-Abkommen von 2020, für die Trump seinen jüdischen Schwiegersohn Jared Kushner als Berater einsetzte.
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Die Zukunft der israelisch-evangelikalen Beziehungen
Die israelischen Erwartungen und Hoffnungen könnten durch langfristige Entwicklungen unter den Evangelikalen allerdings gedämpft und in Zukunft weniger verlässlich werden.
Eine von der University of North Carolina in Pembroke in Auftrag gegebene Umfrage hat festgestellt, dass der Anteil von Unterstützern Israels unter den jüngeren Evangelikalen zwischen 2018 und 2021 von 75 auf 34 Prozent gefallen ist.
New York Times über Generationenkonflikt
Die New York Times bestätigte am 5. Dezember, dass dieser neue Generationenkonflikt bis in jüdische Familien in den USA und in Israel reicht. Aber so schnell wird das die politische Situation nicht verändern.
Der erst kürzlich neu ins Amt gewählte Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, ist ein tief religiöser Republikaner und hat unlängst in einem Vortrag vor der "Republican Jewish Coalition" in Las Vegas seine Ablehnung des Waffenstillstands in Gaza damit begründet, dass Gott die Nationen segnen wird, die Israel segnen und dass, wer Israel verfluche, selbst vom Fluch getroffen wird.
So stehe es im Ersten Buch Moses, 12,3 und 27,29 und einer Reihe weiterer Bibelstellen.
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