Brain-Drain nach Fernost: Deutsche Ingenieure im Visier chinesischer Headhunter

Spielsteine mit Köpfen werden verschoben

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China lockt Spitzenkräfte mit Traumgehältern. Ingenieure aus der Hightech-Branche stehen im Fokus. Was die Abwerbeversuche für die deutsche Wirtschaft bedeuten.

In einem globalen Wettlauf um technologische Dominanz greift China zu umstrittenen Mitteln: Durch gezielte Abwerbung von Spitzenkräften aus westlichen Hightech-Unternehmen versucht das Land, seinen Rückstand aufzuholen.

Ein Bericht des Wall Street Journal zeigt, wie chinesische Firmen wie Huawei mit lukrativen Jobangeboten Ingenieure aus Deutschland und den USA zu ködern versuchen. Oft locken sie mit dem Dreifachen des bisherigen Gehalts.

Besonders begehrt sind Experten für Zukunftstechnologien wie Halbleiter und Künstliche Intelligenz.

Bei der deutschen Firma Zeiss SMT, die Schlüsselkomponenten für hochmoderne Mikrochips herstellt, gingen Headhunter von Huawei gezielt auf Mitarbeiter mit Zugang zu sensiblem Know-how zu.

Der Fall löste eine Untersuchung des deutschen Verfassungsschutzes aus. Man befürchtet, dass China so an geistiges Eigentum gelangen könnte, so das Wirtschaftsblatt.

Auch die USA und Europa sind alarmiert. Chinas staatlich finanzierte Unternehmen seien in der Lage, Gehälter zu zahlen, mit denen westliche Firmen nicht mithalten können. Zwar lehnen viele umworbene Ingenieure aus Sorge um ihren Ruf ab. Doch die chinesische "Spray and Pray"-Strategie führt immer wieder zum Erfolg. Abgeworbene Experten bringen oft auch Betriebsgeheimnisse mit.

Taiwan und Südkorea, wichtige Hightech-Standorte, gehen bereits scharf gegen die Praxis vor. In den USA und Europa ist man dagegen noch zögerlich, die Personalbeschaffung von Unternehmen zu regulieren.

Wertvolles Know-how

Doch der Druck wächst. Denn mit den Fachkräften wandert wertvolles Know-how ab, das über Jahrzehnte erarbeitet wurde. Zugleich wendet China eine Strategie an, die jahrzehntelang von Industriestaaten praktiziert wurde – zuungunsten von Schwellenländern.

Besondere Sorge gilt dem niederländischen Unternehmen ASML und seinen Zulieferern. Als einziger Hersteller extrem komplexer Lithografie-Maschinen für modernste Computerchips ist ASML für China von höchstem Interesse. Peking darf die Maschinen zwar nicht kaufen, versucht aber, sich das nötige Wissen über Mitarbeiter der Firma und ihrer Partner zu beschaffen.

Experten warnen, dass sich der Braindrain nicht einfach unterbinden lässt. Doch die Abwanderung von Spitzenkräften könnte Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Daher mehren sich die Stimmen, die ein härteres Vorgehen fordern. CDU-Chef Friedrich Merz kritisiert, dass auch deutsche Firmen zur Zielscheibe werden.

Die Befürchtungen reichen weit über den wirtschaftlichen Schaden hinaus. Denn moderne Chip-Technologie hat auch militärische Anwendungen. China könnte so seinen Rückstand zu den USA schneller aufholen als gedacht. Der Kampf um die besten Köpfe ist somit Teil der wachsenden geopolitischen Spannungen.

Sorge chinesischer Studenten in den USA

Nach der historischen Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus blicken chinesische Studenten in den USA zugleich mit Sorge auf mögliche Einschränkungen in der Einwanderungspolitik. Das berichtet die South China Morning Post. Angesichts von Trumps Bilanz bei restriktiven Visabestimmungen während seiner ersten Amtszeit, scheint die Wahrscheinlichkeit hoch, dass neue Regeln den Aufenthalt für ausländische Studenten erschweren könnten.

Mehrere chinesische Studenten in den USA äußerten gegenüber SCMP wenig Hoffnung auf unterstützende Änderungen der Einwanderungspolitik unter der nächsten Regierung. "Trump hat sein Amt bisher nicht angetreten und keine konkreten Beschränkungen umgesetzt, vieles ist noch ungewiss.

Dennoch bereiten meine Freunde und ich uns mental auf möglicherweise noch härtere Entwicklungen vor", sagte Jennifer Zhang, eine Softwareingenieurin aus Fujian, die bei einem Technologieunternehmen im Silicon Valley arbeitet.

Obwohl Trump stets betonte, er ziele auf illegale Einwanderung ab, glaubt Zhang laut SCMP, dass er dieses Ziel nicht erreichen und stattdessen die Visa für die legale Einwanderung streng kontrollieren könnte. Im Gegensatz dazu hatte Präsident Joe Biden das System vereinfacht, einige von Trumps Maßnahmen rückgängig gemacht und den Prozess für H-1B-Visumsantragsteller deutlich verbessert.

Das H-1B-Visum ist eine Kategorie für Nicht-Einwanderer-Visa in den USA, die es lokalen Arbeitgebern ermöglicht, ausländische Arbeitskräfte in Spezialberufen wie Technologie oder Mathematik vorübergehend zu beschäftigen. Viele chinesische Studenten nutzen diese Visa-Kategorie, um nach dem Studium in den USA zu arbeiten.