Der Mehrwert ist überhaupt kein Rätsel
- Der Mehrwert ist überhaupt kein Rätsel
- a) Arbeitsmehrwertlehre ist unvollständig
- b) Fiktion als Einwand gegen Wissenschaft
- c) Theorien über den (Mehr-)wert
- Einwand 3: Mehrwert ist gar kein Kriterium für die Produktion
- Einwand 7: Geh doch erstmal arbeiten!
- Einwand 9: Kommunismus widerspricht der Natur des Menschen
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Marx ist Murks. Die Diskussion mit den Foristen geht in die nächste Runde - Teil2
Vorab: Es handelt sich in den folgenden Ausführungen um die Besprechung der Lesereinwürfe zu der Artikelserie "Was spricht für den Kapitalismus?". Berücksichtigt werden Einträge, nur sofern sie bis 09.09.2020 für die Foren von Teil 1 (Der Kapitalismus schafft nützliche Güter), Teil 2 (Der Kapitalismus schafft Reichtum) oder die bisherige Replik (Marx ist Murks - Teil 1) vorlagen.
Das Forum ist zur Klärung von Begriffen und Zusammenhängen da, so ist es jedenfalls meines Erachtens gedacht. Es ist doch hilfreich, dass es solch eine technologische Möglichkeit gibt, zielgerichtet, auf gemeinsame Klärung sinnend, über große Distanz miteinander in Kontakt zu treten. Wenn man schon den Fortschritt im Kapitalismus so unbedacht abfeiert, dann sollte man auch angemessenen Gebrauch davon machen. Deshalb eine Bitte an die Foristen: Bleibt bei den von mir vorgebrachten Themen. Ich fordere euch ernsthaft auf, euch in euren Beiträgen weitestgehend auf den Text zu beziehen - anstatt gegen Strohmänner und Unterstellungen zu wettern - und eure Argumente offen und unaufgeregt vorzubringen, um sie in Ruhe und Sorgfalt zu diskutieren.
Ich habe - zumindest in diesem Kontext - kein großes Interesse, Themen zu diskutieren, die von den Inhalten meines Artikels abweichen. (Auch wenn sie immer wieder eingeworfen wird, gehe ich z.B. nicht auf Frage ein, wie die zukünftige Gesellschaft beschaffen sein MÜSSTE, sondern bin zunächst einmal nur daran interessiert, wie die Gesellschaft laut Marx tatsächlich gegenwärtig beschaffen IST. Man muss sich schon über Letzteres einig sein, um über Ersteres vernünftig diskutieren zu können.)
Etliche Leser arbeiten sich nur an den Überschriften oder am Fazit ab. Sie haben klarerweise kein einziges Wort gelesen und schreiben gegen Dinge an, die so gar nicht behauptet wurden, oder sie werfen mir vor, über dieses und jenes nicht gesprochen zu haben, obwohl in meinem Text klar und deutlich davon die Rede ist, usw. Aus meiner Bereitschaft heraus, mich überhaupt den Gegenargumenten in einer Replik zu stellen, ist noch lange kein allgemeiner Anspruch ableitbar, der irgendwie besagt, ich müsse jeden herbei assoziierten Unsinn berücksichtigen. Nun denn, lasst uns in der Diskussion einen seriösen Neustart wagen.
Einwand 2: Der Mehrwert ist überhaupt kein Rätsel
(Fortsetzung von Teil 1.
"In der beobachtbare Realität kann durch bloßes Kaufen und Verkaufen ein Mehrwert erzeugt werden. Es gibt ganze Berufsstände, die darauf basieren, Händler, Auktionatoren etc." (Forist "Nützy")
Seltsam, als Quelle des Mehrwerts auf das Handelskapital zu verweisen, wo doch genau dessen Kalküle in Teil 1 der Artikelreihe aus dort genannten Gründen explizit ausgeklammert wurden. Vom Standpunkt der Marxschen Theorie kann man diese Sphäre gar nicht vernünftig verstehen, ohne zuvor die Logik des produktiven Kapitals begriffen zu haben. Und einzig über diese Sorte des produktiven Kapitals soll in der gesamten Artikelserie die Rede sein. Ich will hier ja schließlich nur den ersten Band vorstellen.
Deswegen auch noch mal die explizite Bitte an etliche anderen Foristen, die in ihrer Diskussion ständig "den tendenziellen Fall der Profitrate" ins Spiel bringen. Das hat hier rein gar nichts zu suchen. In der Ableitung von Marx ist das ein Thema für den 3. Band, aber bis dahin ist ein weiter Weg, den man vollständig gehen sollte, ohne gewichtige Teile zu überspringen. Da muss man sich kleinschrittig hinarbeiten. Dabei gilt es, viele theoretische Stolperfallen zu umgehen. Das kann man nicht einfach so einwerfen, weil es einem irgendwie bei der eigenen Argumentation helfen soll, denn sonst ist es einfach nur eine schnöde Behauptung und hat mit einer Beweisführung nicht das Geringste zu tun. Ähnlich geht es mit vielen anderen Versatzstücken der Theorie, die dem Namen nach aufgegriffen und dann assoziativ mit beliebigem Inhalt ausgefüllt werden.
In der Frage nach dem Wert eines Dings versuchen einige Foristen, mit Beispielen und Argumenten den Standpunkt zu verteidigen, dass es sehr wohl der Nutzen ist, welcher den Wert vollständig bestimmt. Und vollständig muss es schon sein. Denn wenn man einlassend zustimmt, dass der Wert der Produkte W multikausal bestimmt ist, sich also z.B. wertmäßig zusammensetzt aus einem Anteil ins Produkt eingehender Arbeit A und einem vom Produkt gestifteten Nutzen N - kurz: W = A + N -, dann muss man sich eben auch eingestehen, dass es sich für den Anteil A weiterhin so verhält, wie Marxisten es stets zu beanstanden haben.
Man müsste dann aber auch zusätzlich, und das ist noch viel aussichtsloser, ein Gesetz herausarbeiten, welches das Verhältnis von A zu N charakterisiert, d.h. ihre Bewegungsgesetze zum Inhalt hat. Das ist für die Vertreter einer Nutzenwertlehre insofern ein Problem, als dass bei den Bewegungsgesetzen für den Anteil A, die sie für solche eine Theorie anstellen müssten, um die Marxsche Erklärung nicht umhin kämen. Man würde dann jedoch, nach dem Lernen der Argumente für den Anteil A, unmittelbar mit dem Umstand konfrontiert, dass der Wert W bereits vollständig durch A erklärt werden kann. Insofern sind Kompromisslösungen nicht angebracht. Die Nutzenwertlehre vertritt man entweder ganz oder gar nicht. Wenn sie überhaupt etwas erklären soll, dann soll sie bitte schön alles erklären. Legt im Forum eure stärksten Argumente auf den Tisch.