Harter Schlag gegen Schiiten-Miliz: Israel tötet Hisbollah-Führer Nasrallah

Hassan Nasrallah. Bild: mohammad kassir, Shutterstock.com

Israel tötet Hisbollah-Chef Nasrallah bei Angriff auf Kommandozentrale. Die Aktion gilt als gezielter Schlag. Experten warnen: Die Folgen könnten verheerend sein.

In einer dramatischen Zuspitzung der Lage im Nahen Osten ist der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, bei einer Serie von Explosionen in einer unterirdischen Kommandozentrale im Süden Beiruts getötet worden. Das bestätigten Israel und die Hisbollah am Samstag.

Die israelische Armee teilten mit, die Operation sei ein gezielter Schlag gewesen, Nasrallah auszuschalten. Der Mann stand seit 1992 an der Spitze der Organisation und galt als einer ihrer Gründer. Die Tötung Nasrallahs könnte zu einer weitreichenden Eskalation in der Region führen, die Israels westliche Verbündete bisher zu verhindern suchten, schreibt etwa das US-Magazin Politico.

Hisbollah ohne klare Führung

Laut Hanin Ghaddar vom Washington Institute for Near East Policy ist die gesamte militärische Struktur der Hisbollah durch die israelischen Angriffe nahezu zerstört worden. Sollte die Gruppe eine Eskalation anstreben, fehle ihr nun eine klare Führung am Boden, um die Aktionen zu leiten.

Die israelische Armee berichtet, dass neben Nasrallah weitere hochrangige Kommandeure und große Teile des Waffenarsenals der Miliz zerstört wurden. In den vergangenen Tagen waren bei Angriffen im Süden des Libanon und in der Hauptstadt rund 700 Menschen getötet worden, etwa 90.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Israel unter Druck

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht innenpolitisch unter Druck, die Raketenangriffe der Hisbollah auf israelische Gemeinden im Norden Israels zu stoppen. Diese hatten unmittelbar nach einem Angriff der Hamas auf Südisrael im vergangenen Oktober begonnen und zur Evakuierung von mehr als 80.000 Israelis geführt.

Israel hat mit einer Bodenoffensive gedroht, sollte die Hisbollah ihre Truppen nicht nördlich des Litani-Flusses, 18 Kilometer von der israelisch-libanesischen Grenze entfernt, zurückziehen.

Internationale Reaktionen

US-Präsident Joe Biden bezeichnete den Tod Nasrallahs als "ein Maß an Gerechtigkeit" für dessen Opfer, forderte aber gleichzeitig diplomatische Vereinbarungen zur Beendigung der Kämpfe in Gaza und im Libanon.

Die US-Regierung hatte sich im Rahmen der UN-Generalversammlung in New York gemeinsam mit Frankreich und arabischen Mächten für einen 21-tägigen Waffenstillstand eingesetzt, der jedoch von Netanyahu abgelehnt wurde. Ziel war es, die Grundlage für einen dauerhaften Frieden zu schaffen, der den Rückzug der Hisbollah-Kräfte von der israelisch-libanesischen Grenze einschließt.

Iran steht zur Hisbollah

Der oberste iranische Führer Ayatollah Ali Khamenei hat die Unterstützung Irans für die Hisbollah betont und das libanesische Volk zum Widerstand gegen Israel aufgerufen. In Teheran wurden Plakate mit dem Bild Nasrallahs und dem Slogan "Hezbollah lebt" aufgehängt, was auf eine offizielle Trauerzeit im Iran hindeutet.

Die Zukunft der Region

Experten wie Burcu Ozcelik vom Royal United Services Institute betonen, dass die Ermordung Nasrallahs und die Zerschlagung der Kommandostrukturen der Hisbollah Israel zwar vorübergehend einen Vorteil verschaffen könnten, aber unklar bleibe, wie die Gruppe und ihre iranischen Unterstützer reagieren würden.

Die israelische Armee versicherte, dass die Operation zeige, dass Israel jede Bedrohung neutralisieren könne, und betonte ihre maximale Bereitschaft für die nächsten Schritte. Die Ermordung Nasrallahs könnte jedoch die Bemühungen um einen Waffenstillstand und eine langfristige Friedenslösung erheblich erschweren und die Region auf einen größeren Konflikt zusteuern lassen.