"Priesterlicher Geist", "echtes Soldatentum" und der Teufel in Russland

Seite 2: Zu spät für eine Rückgewinnung der Glaubwürdigkeit?

Gemäß Vereinbarung im unseligen deutsch-vatikanischen Reichkonkordat von 1933 verrichteten rund 20.000 Theologen, Ordensleute und Priester in der deutschen Wehrmacht unter dem Oberbefehl Adolf Hitlers ihren Dienst als Sanitätssoldaten oder Kriegspfarrer.

Sie meinten mit sehr wenigen Ausnahmen, auf solche Weise ihre "Pflicht gegenüber Gott" zu erfüllen und ihrem Vaterland zu dienen. Aufgrund solcher Verblendung stützten diese römisch-katholischen Männer, auch wenn sie den Nationalsozialismus ablehnten, die massenmörderische Vernichtungsapparatur des deutschen Terrorstaates.

Nach 1945 hat man die Ideologie des Staatsgehorsams und die Strukturen der kirchlich-militärischen Kooperation nicht im Grundsätzlichen hinterfragt. Die Gotteslästerung der theologisierten Kriegsgewalt ist im ganzen 20. Jahrhundert seitens der kirchlichen Verantwortlichen nicht aufgearbeitet worden, obwohl sie noch weitaus schlimmer ausgefallen war als heute die Häresien des "Obermessdieners" der russischen Kriegsführung.

Schon vor über zwei Jahrzehnten beschloss Heinrich Missalla seine jetzt neu edierte Studie mit dem prophetischen Satz:

"Es bleibt die Befürchtung, dass es für eine Rückgewinnung der Glaubwürdigkeit der Kirche zu spät ist."

Heute versucht der überaus staatstreue deutsche Katholizismus verzweifelt, "sein Leben zu retten", welches er – um sich selbst kreisend – umso schneller verliert. Erst ein Papst aus Lateinamerika hat klargestellt: Es gibt keine "gerechten Kriege"!

Die Neu-Edition

Heinrich Missalla:
Rundbriefe und Predigtskizzen für die deutsche katholische Wehrmachtseelsorge
Eine Dokumentation zu Angeboten der "Kirchlichen Kriegshilfe" 1940-1944.
= Kirche & Weltkrieg, Band 14. Norderstedt: BoD 2022.
ISBN: 978-3-7562-3596-4; Paperback; 204 Seiten; Preis 9,99 Euro
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe beim Verlag