Rückzug von Biden: US-Dollar schwächelt
Investoren waren auf Sieg Trumps eingestellt. Unsicherheit in den USA, während China den Yuan stärkt. So reagieren die Märkte auf das US-Chaos.
Die Entscheidung des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden, seine erneute Kandidatur für die Präsidentschaftswahl Anfang November zurückzuziehen und stattdessen seine Vizepräsidentin Kamala Harris zu unterstützen, hat für Unruhe auf den Märkten gesorgt. Der Grund: Viele Anleger und Unternehmen hatten sich schon auf einen Sieg des Republikaners Donald Trump eingestellt.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg verlor der US-Dollars nach Bekanntwerden der Erklärung von Joe Biden am gestrigen Sonntag 0,1 Prozentpunkte. Währungen wie der Yen und der Schweizer Franken konnten hingegen leicht zulegen, ebenso wie der mexikanische Peso. Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen gaben auf dem wichtigen asiatischen Markt nach.
Spekulation und Unsicherheit
In den vergangenen Wochen hatten sich Investoren bereits auf einen möglichen kommenden US-Präsidenten Donald Trump eingestellt. Das galt vorwiegend nach der schwachen Performance von Joe Biden in der ersten Fernsehdebatte mit seinem Herausforderer.
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Die Haltung der Finanzakteure zugunsten von Trump hatte sich in der vergangenen Woche nach dem Attentatsversuch auf den republikanischen Kandidaten gefestigt. Für Investoren stellt sich nun die Frage, ob sie an ihren bisherigen Strategien festhalten sollen, die auf die Trump’sche Außen-, Handels- und Wirtschaftspolitik ausgerichtet sind.
Finanzexperten und Rohstoffmärkte
Hebe Chen, Analystin bei IG Markets, betonte die Bedeutung der aktuellen Lage für die asiatischen Märkte und wies auf die gestiegene Risikoaversion hin, die insbesondere die asiatischen Aktienmärkte treffen könnte. Auch der Forex-Markt werde den erhöhten Druck spüren. Im Rohstoffbereich stiegen sowohl Öl als auch Gold im frühen Handel am Montag.
Chinas langfristige Wirtschaftspläne
Die Schwäche des US-Dollars kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem Chinas Präsident Xi Jinping umfassende Pläne bekannt gab, um die Finanzen der verschuldeten lokalen Regierungen Chinas zu stärken.
Im Mittelpunkt stehen Maßnahmen zur Umverteilung der Einnahmen von der Zentralregierung zu den lokalen Verwaltungsstrukturen. Bob Savage, Leiter der Marktstrategie und -einsichten bei BNY Mellon, wies jedoch darauf hin, dass viele der Ziele widersprüchlich seien und konträre Ansätze erforderten. Auch die chinesische Wirtschaftspolitik ist damit weiterhin kein nachhaltiger Stabilisierungsanker der Weltwirtschaft.
Blick voraus auf weitere Ereignisse
Investoren werden beobachten, ob auch Chinas ein- und fünfjährige Kreditzinsen sinken werden, nachdem die Zentralbank den Geldmarktzinssatz gesenkt hat. Zudem stehen in dieser Woche Daten zur Wirtschaftsaktivität in Europa, das US-Wirtschaftswachstum für das zweite Quartal und eine Flut von Unternehmensgewinnen an.
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De-Dollarisierung könnte durch Bidens Rückzug Auftrieb erhalten
Joe Bidens überraschender Rückzug aus dem Präsidentschaftswahlkampf könnte indes den Trend zur De-Dollarisierung, also den Abbau der Dominanz des US-Dollars im internationalen Handel und Finanzsystem, weiter befeuern. Schon seit Längerem bemühen sich Länder wie China und Russland, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern.
Politische Instabilität und Unsicherheit in den USA könnten diesen Prozess beschleunigen, da das Vertrauen in die US-Währung und die amerikanische Wirtschaft schwindet. Vor allem für Schwellenländer könnte es attraktiver werden, ihre Reserven breiter zu diversifizieren und verstärkt auf andere Währungen oder auch Gold zu setzen.
Folgen der De-Dollarisierung
Eine Erosion des Dollars als Leit- und Reservewährung hätte wiederum erhebliche Auswirkungen auf die globale Wirtschafts- und Finanzarchitektur. Die USA würden einen Teil ihres monetären Einflusses und ihrer Fähigkeit zur Finanzierung von Haushalts- und Leistungsbilanzdefiziten einbüßen. Umgekehrt könnten andere Währungen wie der chinesische Yuan profitieren und an Bedeutung gewinnen.
Der Yuan war unlängst bereits in den Kreis der Weltwährungen aufgenommen worden und hatte früher im Jahr knapp fünf Prozent der globalen Finanztransaktionen erreicht.