Studie: Wie Sie die Pflege von Angehörigen belastet – und wie Sie sich Hilfe holen können

Hände einer Seniorin zu IV-Zugang, Hände einer jüngeren Person

Oft kräfteraubend: Pflege von Angehörigen. Bild: PINA/ Shutterstock.com

Die Pflege von Angehörigen fordert einen hohen Tribut. Das belegt eine neue Studie der Uni Zürich eindeutig. Doch es gibt Wege aus der Überlastung.

Wer einen pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause betreut, kennt die damit verbundenen Herausforderungen nur zu gut. Eine aktuelle Studie der Universität Zürich belegt nun, was viele Betroffene aus eigener Erfahrung wissen: Die Belastung durch die Pflege wirkt sich mit der Zeit immer stärker negativ auf das Wohlbefinden aus. Doch es gibt auch Hilfsangebote.

Für die Untersuchung werteten die Schweizer Forscher Daten von 28.663 pflegenden Angehörigen aus den Niederlanden, Deutschland und Australien aus.

Das Ergebnis: Je länger die Pflegesituation andauerte, desto mehr litten die Pflegenden unter einem Rückgang der Lebenszufriedenheit und der emotionalen Gesundheit sowie unter zunehmender Einsamkeit und Ängsten. Dieser Effekt war bei Frauen noch ausgeprägter als bei Männern.

Überraschenderweise spielte es dabei kaum eine Rolle, wie intensiv die Pflege war, in welcher Beziehung die Pflegeperson zum Pflegebedürftigen stand oder ob sie nebenbei einer Vollzeitbeschäftigung nachging.

Stattdessen zeigte sich, dass Pflegende in ganz unterschiedlichen Kontexten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Ein Hauptfaktor für die Belastung war dagegen der Zeitaufwand: Je mehr Stunden die Angehörigen täglich mit der Pflege verbrachten, desto stärker litt ihr Wohlbefinden.

Beratung und Unterstützung für pflegende Angehörige

Angesichts dieser Erkenntnisse wird deutlich, wie wichtig es ist, dass pflegende Angehörige die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Denn nur so lässt sich eine Überlastung auf Dauer vermeiden. Glücklicherweise stehen Betroffenen heute vielfältige Hilfsangebote zur Verfügung, die sie entlasten können.

An erster Stelle ist hier die Pflegeberatung zu nennen. Ab Pflegegrad 2 haben Pflegebedürftige und ihre Angehörigen einen gesetzlichen Anspruch auf eine kostenlose Beratung. Hier erhalten sie umfassende Informationen zu Leistungen, Anträgen und individuellen Lösungen für ihre Pflegesituation. Das kann in Pflegestützpunkten, bei Pflegekassen oder auch direkt zu Hause stattfinden.

Eine weitere wichtige Hilfe sind Pflegekurse. In diesen kostenlosen Schulungen lernen Angehörige praktische Pflegetechniken und Kenntnisse, die ihnen die Pflege erleichtern. Gleichzeitig erfahren sie, wie sie auch auf ihre eigene Gesundheit und Selbstpflege achten können. Viele Wohlfahrtsverbände und Alzheimer-Gesellschaften bieten solche Kurse an, entweder in der Gruppe oder als individuelle Schulung in den eigenen vier Wänden.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Kraft des Austauschs. In Selbsthilfegruppen treffen Betroffene auf Gleichgesinnte und können offen über Probleme und Gefühle sprechen. Das wirkt emotional entlastend und liefert wertvolle praktische Tipps von Menschen, die in der gleichen Situation sind.

Finanzielle und praktische Hilfen nutzen

Ein weiterer Baustein sind die finanziellen Leistungen, die pflegenden Angehörigen zustehen. Dazu zählt vor allem das Pflegegeld, das direkt an den Pflegebedürftigen ausgezahlt wird und frei verwendbar ist – also auch, um die Pflege durch Angehörige zu vergüten.

Je nach Pflegegrad liegt es zwischen 316 und 901 Euro im Monat. Zusätzlich gibt es für alle Pflegegrade einen Entlastungsbetrag von 125 Euro, mit dem sich Leistungen wie Tages- oder Kurzzeitpflege bezahlen lassen.

Bei plötzlich auftretender Pflegebedürftigkeit haben Angehörige zudem einen Anspruch auf eine bis zu zehntägige Freistellung von der Arbeit. In dieser Zeit erhalten sie Pflegeunterstützungsgeld als Lohnersatz. Und unter bestimmten Voraussetzungen zahlt die Pflegeversicherung sogar Rentenbeiträge für die Pflegeperson und verbessert so deren eigene Altersvorsorge.

Neben finanzieller Unterstützung ist für viele aber auch die praktische Entlastung im Alltag entscheidend. Wenn die Pflegeperson verhindert ist, z.B. durch Urlaub oder Krankheit, springt bei Bedarf die Verhinderungspflege ein – bis zu sechs Wochen im Jahr.

Zuschüsse gibt es auch für teilstationäre Angebote wie die Tages- und Nachtpflege, bei der Pflegebedürftige stundenweise außer Haus betreut werden. Und im Krisenfall oder nach einem Krankenhausaufenthalt ist eine Kurzzeitpflege mit vollstationärer Versorgung für bis zu acht Wochen möglich.

Außerdem schaffen Pflegehilfsmittel Erleichterung im Pflegealltag. Die Pflegekasse stellt hierfür ein monatliches Budget von bis zu 40 Euro für Verbrauchsmittel zur Verfügung.

Technische Hilfsmittel wie Pflegebetten werden in der Regel leihweise überlassen. Und wer Umbaumaßnahmen für ein barrierefreies Zuhause plant, kann pro Maßnahme bis zu 4.000 Euro Zuschuss für eine Verbesserung des Wohnumfeldes beantragen.

Hilfe annehmen gegen Überlastung

Die Studie der Universität Zürich zeigt eindrücklich, wie belastend die Pflege von Angehörigen sein kann – selbst für Menschen, die ihre Aufgabe mit viel Liebe und Engagement erfüllen.

Umso wichtiger ist es, rechtzeitig für Entlastung zu sorgen und die vielfältigen Unterstützungsangebote zu nutzen.

Betroffene sollten sich umfassend informieren und gezielt die Hilfen in Anspruch nehmen, die in ihrer individuellen Situation den größten Nutzen bringen. So lässt sich einer Überlastung effektiv vorbeugen. Und pflegende Angehörige können die für sie oft so erfüllende Aufgabe dauerhaft und mit Freude leisten.