Eklat bei UN-Vollversammlung: Diplomaten verlassen Saal während Netanjahus Rede

Netanjahu vor den UN

Netanjahu vor den UN. Bild: noamgalai, Shutterstock.com

Bei der UN-Vollversammlung verließen viele Diplomaten den Saal, als Netanyahu sprach. Er kritisierte die UN scharf vor fast leeren Rängen. Was steckt hinter dem Eklat? Eine Meldung

So etwas hat es selten gegeben: Bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen haben Diplomaten massenhaft den Saal verlassen, als der umstrittene israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu das Podium betrat.

Seine anschließende Rede, in der er die UN scharf kritisierte und vor weiteren Konflikten im Nahen Osten warnte, fand vor fast leeren Rängen statt.

Der Internationale Strafgerichtshof prüft derzeit eine Anklage wegen Kriegsverbrechen gegen Netanyahu. Er konnte nur dank des Schutzes der US-Regierung nach New York reisen.

Vor einem leeren Saal kritisierte Netanjahu die Weltgemeinschaft, die, wie er sagte, Israel im Stich lasse. Der israelische Premierminister wetterte auch gegen den "antisemitischen Sumpf" und die vermeintliche Doppelmoral der UNO.

Nach Berichten internationaler Medien hatten zahlreiche Diplomaten zuvor jedoch aus Protest den Saal verlassen. Sie entscheiden sich dazu, als Netanjahu den Plenarsaal betrat, um seine Rede zu halten. Der sichtlich verärgerte Politiker warf der UNO vor, mit zweierlei Maß zu messen und Resolutionen zu verabschieden, die gegen Israel gerichtet seien.

Die Kritik an Israel während der Vollversammlung habe nichts mit dem Gazastreifen zu tun, sondern drehe sich immer um die Existenz Israels.

Bombardierung während Rede

Während seiner Rede bombardierte Israel ein Hauptquartier der Hisbollah unter Wohnhäusern in Beirut, was die Fortsetzung der Angriffe auf die Hisbollah unterstreicht. Netanyahu verteidigte die Reaktion seines Landes auf die Angriffe der Hamas vom 7. Oktober und betonte das Recht Israels, seine Bürger sicher nach Hause zu bringen und die Bedrohung zu beseitigen.

Nach Angaben der Gesundheitsbehörden in Gaza wurden bei den Militäroperationen in Gaza bisher mehr als 41.500 Palästinenser getötet und mehr als 96.000 verletzt. Netanyahus Rede war voller düsterer Warnungen, dass weitere Kämpfe bevorstehen könnten.

Warnung an Teheran

"Ich habe eine Botschaft an die Tyrannen in Teheran: Wenn ihr uns angreift, werden wir zurückschlagen. Es gibt keinen Ort im Iran, den der lange Arm Israels nicht erreichen kann, und das gilt für den gesamten Nahen Osten", sagte Netanjahu.

Die Spannungen zwischen Israel und dem Iran haben sich seit dem Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus und der Ermordung des politischen Führers der Hamas in Teheran verschärft.

Iranische Offizielle haben erklärt, dass der Iran sich das Recht vorbehält, zu einem Zeitpunkt und an einem Ort seiner Wahl Vergeltung zu üben.

Die in New York versammelten Staats- und Regierungschefs der Welt forderten ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen und im Libanon. Viele, darunter US-Präsident Joe Biden, wiederholten in ihren Reden die Forderung nach einem Waffenstillstand.

Netanjahu tat diese Forderungen jedoch ab und sagte, das israelische Militär werde weiterhin "mit aller Kraft" gegen die Hisbollah-Milizionäre im Libanon vorgehen.

Er erwähnte keine Details eines möglichen Waffenstillstandsabkommens, einschließlich der Forderung der USA und Frankreichs nach einer dreiwöchigen Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah. Er äußerte jedoch den Wunsch nach Frieden, ohne jedoch Bedingungen zu nennen.

"Israel sucht Frieden. Israel sehnt sich nach Frieden. Israel hat Frieden gemacht und wird wieder Frieden machen", sagte Netanyahu. Er sei beinahe nicht nach New York gekommen, aber nachdem er die Lügen und Verleumdungen gegen sein Land auf diesem Podium gehört habe, habe er sich entschieden, an der Versammlung teilzunehmen und einige die Dinge richtigzustellen.

Am Ende aber blieb es dabei: Die leeren Stühle in der Generalversammlung der Vereinten Nationen und die hitzige Rede Netanyahus zeichnen das Bild einer tiefen Kluft zwischen Israel und einem Teil der internationalen Gemeinschaft.