Elf Dinge, die ich als Radfahrerin nicht mehr hören kann
Seite 5: 5. Radfahrer:innen sind selber schuld
- Elf Dinge, die ich als Radfahrerin nicht mehr hören kann
- 2. Straßen sind für Autos gemacht
- 3. Es gibt nicht genug Platz für Radwege, ohne dass es zu Stau kommt
- 4. Radfahrer:innen sind gefährlich
- 5. Radfahrer:innen sind selber schuld
- 6. Radfahrer:innen wollen, dass alle aufhören Auto zu fahren
- 7. Autofahrer:innen zahlen für die Straße, also sollten sie Vorrang haben
- 8. Autofahrer:innen haben Recht!
- 9. Radfahren ist bloß eine Modeerscheinung
- 10. Es gibt einen Krieg gegen das Auto
- 11. Menschen brauchen Autos
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Ein Unfall geschieht selten zufällig, sondern beruht auf einer Reihe ungünstiger Bedingungen und Verhaltensweisen. Medien und Polizei aber berichten oft einseitig und zugunsten von Autofahrer:innen. Dieses sprachliche Framing beeinflusst die Meinung enorm.
Wer zu Fuß und mit dem Rad unterwegs ist, ist meist schuld. Das sogenannte victim blaming kehrt die Täter-Opfer-Beziehung um. Das Opfer wird beschuldigt für die Tat verantwortlich zu sein. Das betrifft Formulierungen wie "trat/fuhr plötzlich zwischen Autos hervor", "war im toten Winkel", "missachtete die Ampel" etc.
Es gibt auch kaum Täter:innen, denn Autofahrer:innen treten selten als Menschen in Erscheinung: "Ein Audi erfasste das Kind auf dem Zebrastreifen", "Der Mercedes übersah die Radfahrerin beim Linksabbiegen", "Der LKW bog rechts ab und überrollte den Radfahrer" etc. Die Presse übernimmt die Polizeiberichte meist eins zu eins und trägt somit zu der Opferbeschuldigung bei.
Unsere Straßen sind weitaus tödlicher als sie es sein müssten. Um das alltägliche Blutbad zu verringern, wäre ein konsequenter Umbau des Straßenraums notwendig, der die Geschwindigkeit der Autos verlangsamt.
Eine Studie der Universität Düsseldorf zeigt die tödliche Wirkung des Aufpralls bei einem Fußgänger-PKW-Unfall; die Ergebnisse lassen sich auf Radfahrer:innen übertragen. Bei Tempo 30 ist die Wahrscheinlichkeit zu überleben relativ hoch. Hier stirbt jeder Dritte; bei Tempo 40 bereits jeder Zweite, bei Tempo 50 bezahlen acht von zehn Menschen eine Kollision mit ihrem Leben. Tempo 60 bringt den Tod, Überlebenschance: null.
Die Einführung von Tempo 30 in Städten und Dörfern würde nicht nur die Zahl der Todesopfer und die Verkehrsunfälle massiv reduzieren, sondern auch zu einer Verbesserung der Umgebung beitragen, da gleichzeitig Dreck und Lärm reduziert würden. Sicherlich würde es weiterhin Unfälle geben, aber sie würden insgesamt weniger und vor allem weniger tödlich. Es gibt keinen Grund, es nicht zu machen.