Energiepreise: Wiederkehr der Euro-Krise

Der Währung stürzt wegen der verfehlten EZB-Politik immer stärker ab, die Parität zum US-Dollar steht unmittelbar bevor, was Energie jedenfalls trotz fallender Ölpreise kaum verbilligen wird.

Die Lage für die Verbraucher in Europa wird zunehmend fatal. Mittelfristig ist jedenfalls keinerlei Verbesserung in Aussicht, eher ist eine weitere deutliche Verschlimmerung der Situation zu erwarten. Denn abgesehen vom Ukraine-Krieg, in den Milliarden um Milliarden gepumpt werden, der zudem für eine starke Verknappung von Gas sorgt, gibt es die andauernd hohe Inflation.

Gegen die unternimmt bekanntlich die Europäische Zentralbank (EZB) bisher nichts. Hoffnungen auf eine sich abschwächende Teuerung sind absurd, wie kürzlich ausführlicher dargestellt: Die falsche Hoffnung auf eine sinkende Inflationsrate. Es ist eher damit zu rechnen, dass sie entweder weiter ansteigt oder sich bestenfalls auf hohem Niveau stabilisiert.

Inzwischen wächst allseits die Sorge vor einer Rezession, weshalb mit einer deutlich geringeren Nachfrage nach Öl gerechnet wird. Der Ölpreis ist unter Druck geraten. In der vergangenen Woche ist der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent erstmals seit Ende April dieses Jahres wieder unter die Marke von 100 US-Dollar gefallen.

"Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 3,18 Dollar auf 96,32 Dollar", berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Am vergangenen Dienstag waren die Ölpreise zeitweise sogar um mehr als zehn Dollar eingebrochen.

Dass wir uns realiter auf dem Weg in eine Stagflation befinden, lässt die FAZ aber aus. In eine solche schlittern wir, obwohl die EZB die Geldpolitik noch nicht gestrafft und die Zinsen noch gar nicht vom Nullzinsniveau angehoben hat.

Es zeichnet sich längst ab, dass Europa angesichts der Realitätsverweigerung der EZB dieses aus den 1970er Jahren gefährliche Szenario droht, das eintritt, wenn eine hohe Inflation auf eine Stagnation oder Rezession trifft.

Experten wie der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, warnen, dass "die Konsequenzen" dieser Geldpolitik nur härter werden, "je länger man das Problem verschleppt".

Stagflation-Kandidaten: Schweden, Frankreich und Dänemark

Schweden, Frankreich und Dänemark sind Stagflation-Kandidaten. Ihre Wirtschaftsleistungen (BIP) sind im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal wieder geschrumpft. In Schweden sogar schon deutlich um 0,8 Prozent. In Frankreich waren es 0,2 Prozent.

Wenn die Wirtschaften in diesen Ländern nun auch im zweiten Quartal schrumpfen, sind sie auch offiziell in der Rezession. Damit würden sie sich in der gefährlichen Stagflation befinden. Schweden verzeichnet schon eine offizielle Inflationsrate von 7,5 Prozent, Frankreich (noch) eine Teuerung von "nur" 5,8 Prozent, die deutlich unter dem Durchschnitt von 8,1 Prozent in der Eurozone liegt.

Lange ist diese künstlich mit Staatsmaßnahmen niedriger gehaltene Teuerung aber in Frankeich nicht zu durchzuhalten, da sie zum Beispiel über einen gedeckelten Strompreis erzeugt wird, der den großen Stromkonzern EDF in die Pleite und die Verstaatlichung treibt. Subventioniert werden im Nachbarland auch Treibstoffe über einen Tankrabatt. All das kommt dem hoch verschuldeten Land genauso teuer zu stehen, wie die vollständige Übernahme des maroden und altersschwachen Atomparks.

Die enorme und steigende Verschuldung wird auch Ländern wie Italien oder Spanien noch viel kosten. In Frankreich wird die Verschuldung auch wegen der absurden Atom-Politik noch stärker ausufern.

Und das dicke Ende für Neubauten kommt erst – in Flamanville ist der Preis für den EPR von geplanten 3,3 Milliarden Euro auf etwa 20 Milliarden Euro explodiert, dazu gesellen sich konservativ geschätzte 100 Milliarden, die der Staat zur Renovierung des Atomparks aufbringen muss, um die Produktion nicht komplett einbrechen zu lassen, und zu versuchen, mit gefährlichen Laufzeitverlängerungen auf 60 Jahre die Stromlücke zu füllen.

Auf den Staatshaushalt hinzu kommen auch noch der sehr teure Rückbau der Altanlagen und die nicht gelöste immens teure Endlagerfrage. Rücklagen wurden praktisch nicht angelegt, wie der Rechnungshof kritisiert.

Da schon jetzt die Zinsen auch für französische Staatsanleihen wieder steigen, obwohl die EZB die Leitzinsen noch nicht angehoben hat, erhöht sich den Druck weiter. So werden die Schulden bald wieder unbezahlbar. Spätestens dann wird es wieder eng, wenn auch die EZB endlich die Realitätsverweigerung aufgibt und deutliche Zinsschritte geht, wie wir sie in Großbritannien, Norwegen oder den USA längst sehen.

Dass es sich bei der Inflation um ein "ein gefährliches politisches Machtspiel" handelt, hat der ehemalige Finanzminister Griechenlands herausgestellt, wie erst kürzlich an dieser Stelle zu lesen.