"Ultra montes"

Seite 2: Der Egomane und Judenbekehrer Papst Pius IX.

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Zurück zur heißen Kampfzeit des Ultramontanismus. Papst Pius IX. (1792-1878) galt nach seiner Wahl zunächst als Liberaler. Verunsichert durch die geistigen und politischen Entwicklungen, steuerte er jedoch einen autoritären Kurs und verfiel den reaktionärsten Wahnideen seiner Zeit (einzelne Parallelen zur Biographie des gegenwärtigen Kirchenoberhauptes sind schwer zu übersehen). Seinen Minderwertigkeitskomplex ließ er durch eine Marien-Erscheinung heilen. Die Durchsetzung der "päpstlichen Unfehlbarkeit" wurde sein höchstes Lebensziel. Historisch-kritisch forschende Theologen schloss er von allen Beratungen des I. Vatikanischen Konzils aus. Abenteuerliche Erfindungen sollten seine neuartigen "Ideen" als immer schon geltend beweisen.

Keine Gelegenheit hat dieser Egomane ausgelassen, von seiner Linie abweichende Bischöfe als "Verräter" oder "Esel" zu beschimpfen. Selbst die sehr zahlreichen Widerrufenden unter den Gegnern der neuen Papstdogmen hat er gedemütigt, im Einzelfall mit Hilfe seines eigenen Fußes. Ein durchdachtes System der Einschüchterung und Denunziation war Garant für einen Konzilsentscheid im Sinne des Papstes. Die vatikanische Geheimpolizei von Pius IX. hatte viele Spitzel.

Allein die Belege für die Kaltherzigkeit dieses Mannes verbieten es, ihn unter Christen als Vorbild hinzustellen. In Persona steht auch er für die Verbindung von Judenfeindlichkeit und Ultramontanismus. Das durchaus kirchenfreundliche Ökumenische Heiligenlexikon vermerkt:

1850 … ließ Pius das Judengetto in Rom wieder errichten, verweigerte Juden den Zugang zu den meisten Berufen und setzte den Talmud auf die Liste der verbotenen Bücher. 1858 ereignete es sich, dass ein Dienstmädchen heimlich das Kind ihrer jüdischen Arbeitgeber getauft hatte; sie suchte nun Hilfe, … diese Unterstützung kam von höchster Stelle: Pius ließ den kleinen Edgaro Montana entführen und in ein Seminar stecken. Den verzweifelten Eltern sagte er, sie bräuchten nur katholisch zu werden, um ihr Kind wieder zu sehen; die weltweiten Proteste beantwortete er: Wenn es dazu käme, würde ich es wieder tun …

Noch unter Papst Johannes Paul II. wurde dieser unsägliche Papst im Jahr 2000 selig gesprochen! Rückblickend werden einige Katholiken und Vertreter des Judentums heute wohl wünschen, sie hätten schon zu diesem Zeitpunkt viel energischer auf den Rechtsruck in der katholischen Weltkirche reagiert.