Europawahl 2024: Ampel kaputt

Das nennt man wohl Desaster. Bild: Anastasiia Lozynska, Shutterstock.com

Grüne erleben herben Dämpfer. Union bleibt Spitzenreiter, aber ohne überzeugenden Zuwachs. AFD und BSW große Gewinner.

Rund 20 Kilometer liegen zwischen Brüssel und Waterloo, dessen Name seit der napoleonischen Schlacht 1815 Synonym für ein verheerendes Scheitern ist. Die Wahl zum Parlament in Brüssel am heutigen Sonntag ist vor allem für die Grünen ihr politisches Waterloo; eine verheerende Niederlage, deren Folgen derzeit nicht abzuschätzen sind.

Bei der diesjährigen Europawahl erlebten die Grünen einen erwarteten Rückschlag. Nach den Hochrechnungen von Infratest dimap für die ARD fiel die Partei auf 12,0 Prozent der Stimmen – ein deutlicher Absturz im Vergleich zum Rekordergebnis von 20,5 Prozent im Jahr 2019.

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SPD und FDP verlieren ebenfalls

Nicht nur die Grünen haben massiv an Zuspruch eingebüßt. Auch die SPD muss mit 14,0 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis bei einer bundesweiten Wahl hinnehmen. Im Vergleich zur letzten Europawahl verlor sie damit 1,8 Prozentpunkte. Die FDP hingegen büßte nur leicht ein und erreichte mit 5,0 Prozent ein ähnliches Ergebnis wie 2019 mit 5,4 Prozent.

Die Linke stürzt ab, AfD auf dem Vormarsch

Die Linkspartei erlebte einen noch gravierenderen Verlust und halbierte nahezu ihr Ergebnis von 2019, indem sie nur noch auf 2,8 Prozent kam. Im Gegensatz dazu konnte die AfD ihren Stimmenanteil steigern und erreichte mit 16,4 Prozent ein historisches Hoch, obwohl dieses Ergebnis unter den zuvor vermuteten Umfragewerten lag. Damit positioniert sich die AfD als zweitstärkste Kraft hinter der Union.

Union behauptet die Führung

Trotz der Gewinne der AfD bleibt die Union mit 29,6 Prozent die stärkste Kraft. Die CDU allein erzielte 23,5 Prozent der Stimmen, während die CSU auf 6,1 Prozent kam. Im Vergleich zur letzten Wahl konnte die Union somit leicht zulegen.

BSW überrascht beim ersten Antritt

Das Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) schaffte es aus dem Stand auf 5,7 Prozent und sorgte damit für eine Überraschung bei dieser Wahl. Es ist das erste Mal, dass das BSW an einer Wahl teilnahm.

Aus dem Stand die Fünfprozenthürde nehmen – das ist in der Geschichte der Bundesrepublik nur wenigen gelungen.

Bei der Bundestagswahl 1990 trat die PDS an, die Nachfolgepartei der SED aus der ehemaligen DDR. Sie schaffte es, in den Bundestag einzuziehen, allerdings dank der Sonderregelung für Ostparteien, die nur in den neuen Bundesländern die Fünfprozenthürde überwinden mussten.

Bei der Bundestagswahl 2017 zog die AfD erstmals in den Bundestag ein und überwand die Fünfprozenthürde aus dem Stand

Kleinere Parteien und ihr Abschneiden

Weitere kleinere Parteien wie Volt und die Freien Wähler erzielten jeweils 2,8 Prozent beziehungsweise 2,6 Prozent. Die Satirepartei Die PARTEI konnte 1,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, während die Tierschutzpartei auf 1,3 Prozent kam. Sowohl die Familienpartei mit 0,6 Prozent als auch die Piratenpartei mit 0,5 Prozent blieben unter der Ein-Prozent-Hürde.