Sanktionen gegen Russland: Die Top Ten des Scheiterns

Seite 3: TOP 3: Abwertung des Rubels

"Das wird Russland ruinieren", waren die Worte der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, nachdem die Europäische Union Ende Februar ihr Wirtschafts- und Finanzsanktionspaket gegen Russland beschlossen hatte. Ein Indikator für den Ruin der russischen Wirtschaft sollte ein schwächelnder Rubel sein.

Am Anfang sah es auch ganz danach aus, dass dieser Plan aufgeht: Der Rubel fiel auf ein Rekordtief. Zeitweise mussten 150 Rubel für einen Dollar berappt werden. Doch inzwischen hat sich der Trend umgekehrt. Aktuell müssen knapp 56 Rubel für einen Dollar bezahlt werden.

Devisen-Experten führten die Stärke der russischen Währung unter anderem auf die westlichen Sanktionen zurück. "Wenn Güter sanktioniert sind, konzentriert sich ein Teil der russischen Nachfrage auf heimische Güter", sagte Anja Praefcke gegenüber tagesschau.de, die eine Devisenexpertin der Commerzbank ist.

Der Rubelkurs wurde aber auch durch zahlreiche Maßnahmen der russischen Zentralbank und der Regierung gestützt. Dass "unfreundliche" Staaten die russischen Energielieferungen nur noch in Rubel begleichen durften, überraschte Ökonomen, Politiker und Unternehmen gleichermaßen – und entfaltete seine Wirkung.

Für Praefcke hatte die Debatte, ob die Europäer nun in Rubel bezahlen sollten oder nicht, vor allem eine psychologische Wirkung. Denn mit Blick auf den Zahlungsverkehr hätte sich nämlich gar nicht viel geändert. Aber es sei suggeriert worden, dass nun mehr Rubel gebraucht würden, auch wenn das faktisch nicht der Fall gewesen wäre.

Ein weiterer Beleg dafür, dass die russische Wirtschaft weniger geschwächt aus dem Konflikt hervorgeht, als erhofft wurde, ist die Senkung des Leitzinses. Anfang Juni hatte die russische Zentralbank den Leitzins überraschend auf 9,5 Prozent abgesenkt. Damit erreichte er wieder das Vorkriegsniveau.

In der Begründung dieses Schritts hieß es, die Wirtschaftsaktivitäten seien im zweiten Quartal weniger stark zurückgegangen als erwartet wurde. Ebenso habe sich die Inflation stärker abgeschwächt, als zu erwarten gewesen sei.